22 Länder in 333 Tagen
In der Dokumentation „Egal was kommt“ setzt sich Christian Vogel nach einem Jahr Vorbereitung im Mai 2015 vom Fernweh getrieben auf sein Motorrad und beginnt eine Umrundung der Welt.
Der Protagonist Christian Vogel hockt mitten in der Wüste Gobi vor seinem Motorrad und versucht, es mit ganzer Kraft wieder aufzurichten. Um ihn herum ist weit und breit nur Sand und kein Mensch in Sicht, der ihm helfen könnte. Nirgends.
An dieser Stelle kommt zum ersten Mal die Frage auf, weshalb sich ein Mensch solcher Gefahren und Anstrengungen aussetzt. In seinem dokumentarischen Roadmovie „Egal was kommt“ erzählt Fernsehjournalist Christian Vogel von den Gefahren, aber natürlich auch schönen Erlebnissen seiner Motorradreise um die Welt.
Zu Beginn des Filmes scheint es so, als ob er nur alle Etappen kurz erwähnen möchte. Ohne viel Filmmaterial der vermutlich atemberaubenden Natur der USA und Kanadas befindet er sich plötzlich bereits in Alaska und man fragt sich, wie er da so schnell hingekommen ist. Stattdessen hält er sich lange damit auf, von seinen Bekanntschaften zu erzählen, die ihrerseits beeindruckende Reisen mit dem Motorrad gemacht haben. Das Motorrad ist leider ein Aspekt im Film, dem durchgängig zu viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.
Dann geht es nach Asien und das Erzähltempo wird ein wenig entschleunigt. Endlich wird sich die Zeit genommen, auch die Landschaft und die Menschen zu zeigen, die er auf seiner Reise gesehen und getroffen hat – all die Menschen, die ihm geholfen haben und ohne die seine Reise so nicht funktioniert hätte. So erzählt der Film auch davon, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die selbstlos und hilfsbereit sind. Dieser Aspekt ist gerade heutzutage, wo – besonders auch durch die Politik – die Menschheit immer egoistischer wirkt, eine tolle Botschaft.
Weiter vorangeschritten in der Geschichte wird auch das andere Extrem des Erzähltempos erreicht, als Vogel durch unvorhergesehene Ereignisse sich mit der Frage konfrontiert sieht, seine Reise möglicherweise vorzeitig abzubrechen. Es werden Stunden, Tage und Wochen fast bis ins kleinste Detail gezeigt – und wieder liegt der Fokus stark auf seinem Motorrad und dessen Marke, so dass sich bereits die Frage aufdrängt, ob er Werbung für den Hersteller machen wollte.
Vor allem auch im Zusammenhang mit den schwierigen Momenten seiner Reise werden zunehmend seine Familie und vor allem seine Freundin Miriam thematisiert. Neben kleinen Interviews wie sie sich fühlen, die immer wieder im Verlauf des Filmes eingeschoben werden, ist einmalig auch ein Teil des Filmes in Deutschland gedreht, um parallel die Ereignisse in seiner Heimat zu zeigen.
Diese kommentierenden Sequenzen machen auch einen Gutteil der Atmosphäre des Filmes aus. Vor allem die Szenen mit Miriam ergänzen den Film um einen wichtigen Nebenschauplatz. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden, die den Film über weite Teile trägt. Untermalt wird gerade dieser Erzählstrang, aber auch einige andere Szenen durch Graphic-Novel-Elemente. Diese zeichnerischen Darstellung, die sich von dem sonstigen Filmmaterial abhebt, betont die besonders eindrucksvollen Momente der Reise. In einem ähnlichen Stil ist zwischendurch auch mehrmals eine Weltkarte zu sehen, die einem hilft, sich zu orientieren und die gesamte Route nachzuvollziehen.
Die Minuspunkte für das unausgeglichene Erzähltempo und die Fokussierung auf das Motorrad werden durch die vielen schönen (aber auch teilweise bedrückenden) Bilder komplett ausgeglichen. Ein toller Film für alle, die selbst diese Sehnsucht nach der Ferne und dem Reisen kennen und an das Gute im Menschen erinnert werden wollen.
In den Kinos ab 2. August
Fotos: Copyright 2018 Busch Media Group GmbH & Co KG
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