Körpergrößenwortwitzfreie „Ant-Man and the Wasp“-Rezension
„Ant-Man and the Wasp” ist so, wie die Stellen im Film, in denen der Ant-Man-Anzug nicht richtig funktioniert: mittelgroß – lustig, aber inhaltlich eine Enttäuschung.
„Ant-Man and the Wasp“ soll eine Auflockerung zwischen den Infinity-War-Teilen sein: Relativ bedeutungsloser Inhalt und viel Witz. Hat geklappt. Allerdings wurde es mit dem bedeutungslosen Inhalt fast ins Lächerliche getrieben.
Nach den Vorkommnissen am Flughafen Halle/Leipzig (wir erinnern uns alle daran, wie er als Ant-Man in „Civil War“ auf einmal gigantisch groß geworden ist) und vor „Infinity War“ steht Scott Lang (Paul Rudd) unter Hausarrest. Drei Tage vor Ablauf des Arrests benötigen Biophysiker Hank Pym (Michael Douglas) und seine Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly) wieder Scotts Hilfe und schmuggeln ihn aus seinem Haus.
Der Film ist ein schwieriger Fall. Alle kleinen Nebengeschichten und (Running-)Gags – Scott vertreibt sich beispielsweise die Zeit mit dem Erlernen von Zaubertricks, enthusiastischem E-Schlagzeug-Spielen und Hausschnitzeljagden mit seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) – sind super gelungen. Der Marvel-seit-Guardians-of-the-Galaxy-sind-wir-alle-so-ironisch-witzig-Style greift komplett und passt auch total zum sympathischen (Anti-)Helden.
Im Vergleich zum ersten Film ist viel mehr los. Ständig wird das Labor, welches sich per Fernbedienung schrumpfen und wieder vergrößern lässt, auf- und abgebaut – an allen denkbaren Orten. Die Kampfszenen sind schneller und eindrucksvoller. Klar, doppelte Anzahl Superhelden, doppelte Action.
ABER: Die Hauptgeschichte ist lahm. Der ganze Film dreht sich um die Suche nach Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer). Hopes Mutter ist vor 30 Jahren mit ihrem Wasp-Anzug auf subatomare Größe geschrumpft, um eine Atomrakete aufzuhalten und dann im Quantum-Realm verschollen. Die beiden sind allerdings nicht die Einzigen, die auf der Suche nach Janet sind. Klar, wer findet ein dank Pym-Teilchen auf Koffergröße geschrumpftes Labor, mit dem man in den subatomaren Raum reisen kann, nicht interessant? Nach dem Ende des ersten „Ant-Man“, bei dem Ant-Man vor dem gleichen Dilemma stand, wie Janet damals, es aber aus dem Quantum-Realm hinausgeschafft hat, war irgendwie klar, dass darauf nochmal zurückgegriffen wird. Es ist aber einfach keine gute Basisgeschichte. Die Idee von einem lockeren, nicht so inhaltsschweren Film ist nachvollziehbar und wirkt im ersten Moment auch gut, aber zieht hier irgendwie nicht so wirklich. Die vorhersehbare Geschichte, die kaum vom Drehbuchgerüst des ersten Teils wegkommt, der schwache Bösewicht und das ganze pseudowissenschaftliche Geschwafel machen alles kaputt.
Der „Bösewicht“ in diesem Film ist Ghost (Hannah John-Kamen), die zeitweise unberührbar (sie kann durch Wände gehen) beziehungsweise unsichtbar ist. Anführungszeichen, weil sie eigentlich gar nicht wirklich die Böse in diesem Film ist. Seit einem Laborunfall in ihrer Kindheit leidet Ghost unter ihren Fähigkeiten, die sie nicht immer kontrollieren kann. Sie ist auch hinter dem Labor her, weil ihr Zustand lebensbedrohlich ist und sie Hilfe braucht, um wieder Normalität zu erreichen, was einen eher weg von Bösewicht und hin zu Mitleid bewegt. Dieser spannende Charakter wurde allerdings nur visuell komplett ausgeschöpft. Wie ihre Geschichte im Filmfinale beendet wurde ist nämlich einfach nur lächerlich.
Schon klar, dass man als Superheld auch ein Privatleben haben darf, aber das nächste Mal verdient man sich seinen Film lieber wieder damit, wenigstens die Erde (besser noch die Galaxie) zu retten. Denn am Ende bleibt nur ein Gedanke: Die Welt steht zwischen Civil- und Infinity-War, du stehst unter Hausarrest und kannst deswegen nicht bei den Avengers mitmachen, aber wenn deine ehemalige Geliebte und ihr Vater auftauchen, stehst du sofort auf der Matte?? Also in Zukunft sollte Marvel es vielleicht in Erwägung ziehen, den Auflockerungsfilm an einem anderen Punkt im Zeitstrang spielen zu lassen.
In den Kinos ab 26. Juli 2018
Fotos: Copyright Marvel Studios 2018
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