Konzertreview mit K
„Kein Sommer für Niemanden“ - unter diesem Motto füllte Kraftklub Anfang August die Berliner Wuhlheide. Mit dabei war Autorin Pia, die von Tanzen, Schwitzen und politischen Statements berichtet.
Früher Vorband von Rammstein, heute bekommen sie die Parkbühne Wuhlheide, auch Kindl-Bühne genannt, selbst gefüllt. 17.000 Fans kamen am Wochenende für die Chemnitzer Jungs und tanzten, sangen und feierten bei 30 Grad was das Zeug hielt, obwohl das Konzert-Motto in der Hauptstadt „Kein Sommer für Niemanden“ lautete. Nach der Tour zu ihrem Album „Keine Nacht für Niemanden“ bildete Berlin den Auftakt für die Open-Air-Tour. In den nächsten Wochen folgen Graz, Wien und Dresden.
Von allen Seiten strömen Menschen in die Wuhlheide, man sieht zahlreiche rote Hosenträger und weiße T-Shirts. Für Bomberjacken war es an diesem Samstagabend zu warm, alle schwitzen, alles klebt, aber die Stimmung ist von Anfang an super. Den Startschuss gibt die Vorband „Gurr“. Beim zweiten Lied schon das erste Moshpit. Eng gedrängt stehe ich in der Menge, doch mit 1,62m sieht man leider eher wenig, vor allem ohne Leinwände. Die Stimmung ist trotzdem gut, schließlich sind alle gekommen um die Musik zu feiern, da machen Hitze und schlechte Sicht wenig aus.
Das Konzert fühlte sich durch und durch wie ein großes Fest an. Es bleibt kaum Zeit zum Luftholen, schließlich ist man ja immer noch auf einem Rockkonzert. Auch wenn Kraftklub durch Deutschrap und Popeinflüsse mittlerweile massentauglich geworden ist. Eine Veränderung mit der sie schon 2014 in „Unsere Fans“ sehr ironisch umgegangen sind. Live hat Kraftklub viel zu bieten und die Stimmung könnte besser kaum sein. Wie schon auf den vorherigen Konzerten der Tour gibt es ein Glücksrad auf dem Dinge wie „Coversong“ (natürlich mit K), „Kippenpause“ oder „Scheiß in die Disko“ stehen. Letzteres der Wunsch von Nicola, welche Kraftklub aus der Menge auf die Bühne holen um das Rad zu drehen. Für ein wenig Erfrischung wird ein Bierverkäufer auf die Bühne geholt, nach der Frage nach einem Liedwunsch und dem Zusatz ob er nicht vielleicht eines von sich singen will, stellt sich raus, dass es Porky von Deichkind ist, aber singen will er nicht. Doch dabei blieb es nicht. Als „Ich will nicht nach Berlin“ angespielt wird, stehen auf einmal die Jungs von K.I.Z. auf der Bühne und heizen die Menge an, während sich Kraftklub auf einen Truck begibt um durch den Innenraum zu fahren. Zu Kraftklub mit K kam dann sogar noch Casper mit C und ein Kreischen erfüllt die Menge. K.I.Z. und Casper gibt es auch am 8. September 2018 auf dem Lollapalooza in Berlin zu sehen.
Wettcrowdsurfen der Künstler, Tänzerinnen auf der Bühne, Pyrotechnik, Konfetti. Doch es ging nicht nur alleine um Spaß an dem Abend. Im Publikum weht eine Regenbogenflagge, die sich Felix Kummer und nach einer Rede über Liebe „Liebe zu Dritt“ anstimmt. Auch wird das hohe Ergebnis der AfD in Sachsen angesprochen und von den Fans ausgebuht. Bei „Fenster“ wird dann noch gemäß dem Liedtext empfohlen, dass die AfD-Anhänger doch bitte etwas beitragen und aus dem Fenster springen sollen. Man ist also nicht nur in musikalischen, sondern auch politischen Dingen unter gleichgesinnten. Anders als auf dem vorangegangenen, findet man auf dem neuen Album viel politische Statements. Zum 1. Mai gab es in Chemnitz ein Gratiskonzert der Band in Chemnitz. Sachsens Ministerpräsident äußerte sich dazu laut der „Freien Presse“: „Ich bin da ein Stück mitgelaufen. Aber als dann dieses Konzert von dieser unmöglichen linken Band begonnen hat, war ich nicht mehr mit dabei. Weil ich mit denen auch nix zu tun haben will“.
Ein Abend mit vielen Gast-Acts, gutem Wetter und Musik. Durch und durch ein gelungener Auftakt für die Open-Air-Tour der Band Kraftklub diesen Sommer. Das nächste Open-Air findet in Graz statt, dieses und alle anderen sind jedoch schon ausverkauft. In Berlin haben die Chemnitzer gezeigt wie man in Sachsen feiert. Viel Interaktion zwischen den Künstlern und dem Publikum und noch mehr gute Stimmung und das Alles ganz ohne Gisela, die ist in Berlin nämlich nicht sehr verbreitet
Fotos: Pia Benthin
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