Life in plastic is not fantastic
Kaum etwas begleitet uns so hartnäckig durch das Leben wie Kunststoffe. Diese verwandeln unseren Planeten langsam in eine Müllhalde. Hier erfahrt ihr, wie ihr euren Uni-Alltag plastikfreier gestaltet.
Spätestens nach zwei lauwarmen Sterni am angestammten Corner-Spot werden selbst die hartgesottensten Plastikvermeider vom Falafelgeruch in die Knie gezwungen. Mit hungrigem Blick wird dabei zugesehen, wie die frittierte Köstlichkeit Lage um Lage in Alufolie verschwindet. Meistens wird der Moment verpasst, den Verkäufer davon abzuhalten, diese Umweltsünde auch noch in eine Plastiktüte zu stecken. Noch sieben Servietten dazu und das schlechte Gewissen kann selbst mit dem zusätzlichen Esslöffel „Scharf“ nicht mehr aus dem Kopf gebrannt werden.
Müll, insbesondere Plastik, zu vermeiden, ist bereits im Bewusstsein vieler Studierender verankert. Doch wie das obige Beispiel zeigt, ergeben sich oft Situationen, die in uns einen moralischen Konflikt auslösen. Nicht immer können wir zu Hause Essen vorbereiten und es in einem Schraubglas mit zur Uni nehmen. Deshalb liefern wir euch ein paar Tipps, wie ihr euren Uni-Alltag verpackungsarm, umweltfreundlich und günstig bestreiten könnt.
Mikroplastik in Zahnpasta war gestern
Kosmetik selbst herstellen klingt aufwendiger als es ist. Mit wenigen Basics könnt ihr eine ganze Reihe von Kosmetikprodukten selbst herstellen: Deo, Shampoo, Zahnpasta, Duschgel und cremige Körpersahne sind nicht nur schnell zusammengerührt, sondern schonen auch euren Geldbeutel. Als Rohstoffe dienen Sheabutter, Kokosöl und Naturseife. Kokosöl und Seife gibt es in plastikfreier Verpackung in den meisten Bioläden – Sheabutter könnt ihr in größeren Mengen im Internet bestellen. Diese wird zwar in vielen Fällen ebenfalls mit einer Plastikverpackung geliefert, jedoch fällt das Oberfläche-zu-Volumen-Verhältnis deutlich günstiger bei Großverpackungen aus. Zusätzlich könnt ihr mit der Verwendung von reiner Sheabutter als Kosmetikgrundlage soziale Projekte, zum Beispiel in Ghana, unterstützen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Fraueninitiativen, die es den Produzentinnen ermöglichen, finanzielle Unabhängigkeit mit der Produktion von Sheabutter zu erlangen und die ihre Produkte im Internet ohne überflüssige Zwischenhändler vertreiben. Die Butter hält sich grundsätzlich zwei Jahre, im Kühlfach natürlich länger, ohne dass Abstriche in der Qualität zu befürchten sind. Mit einem beliebigen Pflanzenöl, zum Beispiel Kokosöl, lässt sich im Verhältnis drei zu sieben eine reichhaltige Körpersahne herstellen, die nach Belieben parfümiert werden kann.
Aus der Kombination von Natron und Kokosöl lassen sich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Gemisch kann sowohl als Cremedeo als auch als Zahnpasta verwendet werden. Letzteres könnt ihr noch mit ein paar Tropfen Pfefferminzöl pimpen.
Auch zum Duschen gibt es eine plastikfreie Alternative, die aus einem Gemisch aus Seife, Stärke und Wasser besteht. Da Naturseife äußerst ergiebig ist, spart ihr auch hier– an Geld und Verpackung.
Spitzenreiter in der Dusche bleibt wohl aber das gute alte Roggenmehlshampoo. Dafür mischt ihr einfach eine Stunde vor dem Duschen Roggenvollkornmehl mit Wasser, lasst es im Kühlschrank ziehen, rubbelt es enthusiastisch durch den Haarschopf und spült es anschließend gründlich aus. Damit euch eingetrocknetes Klebereiweiß bei der nächsten Putzaktion das Leben nicht zur Hölle macht, empfiehlt es sich, nach jedem Duschgang die Kabine und den Abfluss kräftig abzubrausen.
Foodcoops und Unverpackt-Läden lassen grüne Herzen höher schlagen
Jeder Supermarkt bietet Produkte an, die grundsätzlich ohne Plastikverpackung auskommen, so zum Beispiel Obst und Gemüse. Andere studentische Grundnahrungsmittel wie Pasta sind schon eine kniffligere Angelegenheit. Eine Lösung bietet der Leipziger Unverpackt-Laden „Einfach Unverpackt“ in der Südvorstadt. Hier findet ihr zahlreiche getrocknete Lebensmittel wie Haferflocken, verschiedene Reis- und Nudelsorten oder Nüsse, die ihr in eure mitgebrachten Behälter abfüllen könnt.
Eine weniger bekannte Möglichkeit für verpackungsarmes Einkaufen sind Foodcoops. Hierbei handelt es sich um Einkaufsgemeinschaften, die dank Bestellungen bei Großhändlern den Verpackungsmüll deutlich reduzieren und durch den Wegfall weiterer Zwischenhändler den Einkaufspreis der Produkte niedrig halten können. Diese Gründe waren ausschlaggebend für die Bildung von LOstFood, einer Foodcoop im Osten Leipzigs. Jeden Donnerstag um 19 Uhr könnt ihr in der Wurzener Straße zwischen zahlreichen Trockenprodukten vom Biogroßhandel wählen. Die fleißigen Bewohner stellen aus Sesam und Erdnüssen, die sie ebenfalls vom Großhändler beziehen, leckeres Mus her, das sie für den Einkaufspreis der Rohstoffe anbieten. Mitglieder können jeden Montag Biogemüse, sowie Obst und Milch aus regionaler Landwirtschaft bestellen, die ihr ebenfalls donnerstags abholen könnt.
Das Falafel-Problem lässt sich mit diesen Tipps zwar nicht lösen, jedoch kann durch rechtzeitiges Intervenieren zumindest die Plastiktüte eingespart und damit ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden.
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