65.000 gegen rechte Hetze in Chemnitz
Beim #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz setzten gestern Abend mehrere Zehntausend Menschen ein Zeichen gegen rechte Hetze. Die auftretenden Bands nutzten die Gelegenheit auch für politische Statements.
Nach Angaben der Stadt beliefen sich die Besucherzahlen der Veranstaltung auf 65.000. Diese versammelten sich auf dem Parkplatz an der Johanniskirche, auf dem die Bühne sowie mehrere große Bildschirme aufgebaut waren. Die Menschenmassen breiteten sich auch auf die umliegenden gesperrten Straßen aus. Nach Angaben der Polizei Sachsen verlief die Veranstaltung weitgehend friedlich. Zur Verstärkung rückten Polizeikräfte aus mehreren anderen Bundesländern an.
Anlass des Konzerts waren die Ausschreitungen ausgehend von rechten Gruppierungen, die sich in Folge des tödlichen Messerangriffs auf einen Mann in Chemnitz in den vergangenen Tagen ereigneten. Das #wirsindmehr-Konzert begann mit einer Schweigeminute für das Opfer Dennis H. sowie für die Opfer der rechten Gewalt. Es folgte eine Begrüßung und Kundgebung durch das Bündnis Chemnitz Nazifrei. „Wir müssen uns darüber klar werden, dass die Situation nicht so rosig ist, wie sie heute hier aussieht“, begannen zwei Vertreterinnen des Bündnisses und kritisieren nicht nur die Vorfälle der vergangenen Tage, sondern auch das Verhalten seitens der Politik sowie der sächsischen Polizei.
Auch die darauffolgenden Auftritte von Trettmann, Feine Sahne Fischfilet, K.I.Z., Kraftklub, Marteria, Casper, Nura und den Toten Hosen enthielten viele politische Statements und Kritik. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass das nicht alles sein kann. Dass so ein Konzert nur der Anfang ist“, forderte Jan Gorkow, Frontsänger von Feine Sahne Fischfilet, die Massen zu weiterem politischen Engagement auf.
Die Chemnitzer Band Kraftklub begann ihren Auftritt mit dem Lied „Karl-Marx-Stadt“ und den Worten von Sänger Felix Brummer: „Es ist uns vollkommen klar, dass man mit einem Popsong am Montagabend nicht die Welt retten kann. Aber manchmal ist es einfach wichtig, dass man nicht allein ist.“
Am vergangenen Samstag demonstrierten in Chemnitz nach den Ausschreitungen der vergangenen Woche erneut rechte Gruppierungen. Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ stellten sich diesen mehrere Tausend Gegendemonstranten in den Weg.
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