Christian Grey als Katalysator für die eigene Liebesgeschichte
Vier Freundinnen, die vor Ewigkeiten einen Lesezirkel gegründet haben und sich seitdem monatlich treffen, lassen sich in „Book Club – das beste kommt noch“ von „Fifty Shades of Grey“ inspirieren.
„Book Club“ ist so einer dieser Filme, bei denen man befürchtet, dass alle Gags schon im Trailer ausgespielt wurden, um das Publikum in die Kinos zu locken. Aber er ist wirklich die ganze Zeit ziemlich witzig – vorausgesetzt natürlich, man ist RomKom-Fan.
Die um die 70-jährigen Frauen sind nach anfänglicher Skepsis so gefesselt von dem Erotik-Roman – allerdings nicht wörtlich, obwohl mindestens eine das vielleicht gerne hätte – dass sie die komplette Trilogie verschlingen und jede einzelne von ihnen in ihr eigenes romantisches Abenteuer verwickelt wird. Diane (Diane Keaton) flirtet im Flugzeug, Carol (Mary Steenburgen) versucht mit allen Mitteln ihre Ehe wieder sexuell aufzufrischen, Sharon (Candice Bergen) entdeckt das Online-Dating und Vivian (Jane Fonda) trifft eine alte große Liebe. Und weil es sich ja um eine RomKom handelt, wartet natürlich ein romantisch-komisches Happy End vor dem Abspann.
Bei den ganzen Film-Liebesgeschichten fragt man sich ja immer wieder, was denn passiert, nach dem das junge Protagonistenduo es über diverse Hürde endlich geschafft hat, ein Liebespaar zu werden. Die Oscar-, Emmy- und Golden-Globe- ausgezeichneten Darstellerinnen von „Book Club“ verraten es. Die Antwort ist vielleicht nicht sehr innovativ, aber sorgt für genug Stoff für so einige Gags. Vor allem, wenn es nicht nur eine Protagonistin gibt, sondern gleich vier, die alle mindestens einen Verehrer haben.
Schauspielerisch ist der Film eine Eins plus mit Sternchen. Die vier Hauptcharaktere spielen ihre Rollen, als ob sie sie wirklich leben würden. Erin Simms und Bill Holderman, von denen das Drehbuch ist, haben verraten, dass sie die Rollen der Diane und der Vivian extra für Diane Keating und Jane Fonda geschrieben haben. Und das merkt man. Es scheint ihnen wirklich etwas daran zu liegen, die Botschaft, dass sexuelle Aktivität nicht nur jüngeren Leuten vorbehalten ist, zu verbreiten.
Generell ist es sehr erfreulich, dass auch mal so eine Geschichte über ältere Frauen in den Kinos läuft. Und zwar nicht im realitätsfernen Sex-and-the-City-Stil, sondern wie sie auch wirklich passieren könnte. Zumindest fast, denn natürlich wird an einigen (okay, fast allen) Ecken übertrieben. „Fifty Shades of Grey“ ist wohl kein Zauberwerk, was einem nach dem Lesen sofort Liebe auf den ersten Blick im nächsten Flugzeug beschert. Da ist die Sache mit den mehreren mittelmäßigen Dates, die Sharon online klar macht, doch um einiges wahrscheinlicher. Aber immerhin ist das zentrale Thema nicht Freundschaft und überteuerte Designerschuhe, sondern Freundschaft und preiswerte Bücher, die direkt oder indirekt für unbezahlbare Momente sorgen.
In den Kinos ab 13. September 2018
Fotos: Copyright Paramount Pictures France
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