Integration dank Katze
Eine arrangierte Ehe und eine Katze mit Gendefekt. Weit weg von Zuhause stürzt sich Mina (Pegah Ferydoni) in „Die defekte Katze“ in das Leben mit einem Fremden.
Eine*n Partner*in finden, eine Sprache lernen, sich ein Leben neu aufbauen. Diese Komponenten sind an sich meist schon einzeln schwer genug zu bewältigen. In „Die defekte Katze“ trifft für Mina (Pegah Ferydoni) all das aufeinander. In kurzweiligen 93 Minuten nimmt der Berlinale-Film einen mit auf Minas Reise in ein neues Leben in Deutschland.
Beide haben die Suche nach der wahren Liebe aufgegeben. Die studierte Elektrotechnikerin Mina aus dem Iran und Kian (Hadi Khanjanpour), der in Deutschland lebt, willigen gemäß der Tradition in eine arrangierte Ehe ein und gehen das gemeinsame Leben in Deutschland an. Während Kian im Krankenhaus arbeitet, lernt Mina Deutsch, geht schwimmen und bringt eine Katze mit nach Hause. Doch sich ein neues Leben aufzubauen und gleichzeitig versuchen, eine Ehe mit einem Fremden zu führen, bringt viele Schwierigkeiten mit sich – vor allem in einem Land, in dem man keine Arbeit findet und die Sprache nicht gut genug spricht. Kian hat wenig Zeit für Mina und ihren Katzenfreund hasst er. Doch für Mina ist ihre Katze aus dem Tierheim ein Freund im fremden Land.
„Die defekte Katze“ ist ein ruhiger kleiner Film über eine arrangierte Ehe mit allen ihren Tücken. Das Gefühl, weit weg von Zuhause und nur von Fremden umgeben zu sein, ist leicht nachvollziehbar. Wenn man zum Studieren in eine andere Stadt gezogen ist, kennt man das nur zu gut. Die Regisseurin Susan Gordanshekan legt hier sehr schön die Gratwanderung zwischen Erfolg und Scheitern dar. Wie das Leben selbst ist halt nicht immer alles ein Kinderspiel. Mina und Kian müssen viele Rückschläge einstecken und sich immer wieder mit Tradition und Moderne arrangieren. Das wird auch sehr schön durch die Zweisprachigkeit des Films rübergebracht. Miteinander sprechen Mina und Kian oft Farsi, die Amtssprache des Irans und Minas Muttersprache, aber in der Öffentlichkeit wird Deutsch gesprochen. Pegah Ferydoni überzeugt in einer starken Hauptrolle und der kleine Cast lässt die ganze Geschichte sehr real wirken. Genauso gut könnte es eine fein gemachte Dokumentation sein, so wenig gestellt wirkt der Film. Die ganze Zeit ist man nah an den Figuren und baut in der kurzen Zeit eine Beziehung zu ihnen auf.
Wer ein wenig abseits vom Mainstream ins Kino will, ist hier genau richtig. Anders als bei manch anderem Berlinale-Film muss man bei „Die defekte Katze“ aber kein großer Cineast sein, um ihn zu verstehen. Einfach ein erlesener kleiner Nischenfilm, der mit viel Liebe zum Detail gemacht wurde und durchaus mal was anderes ist.
Fotos: filmstarts.de / Copyright Alpenrepublik / Gloryfilm / Hendrik Heiden
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