Eine eigene Welt aus Tagträumen
Mittfünfziger Daniel ist seit vielen Jahren glücklich verheiratet. In „Verliebt in meine Frau“ lernt er die Partnerin seines Freundes kennen und beginnt in seiner Fantasie eine wilde Beziehung mit ihr
Daniel (Daniel Auteuil) und Patrick (Gérard Depardieu) sind alte Freunde. Doch seitdem Patrick seine Frau verlassen hat, die außerdem die beste Freundin von Daniels Frau Isabelle (Sandrine Kiberlain) ist, hat der Kontakt nachgelassen. Zufällig begegnen sich die beiden und verabreden sich zum Abendessen bei Daniel. Als Patrick mit seiner neuen Freundin Emma (Adriana Ugarte) auftaucht, ist es um Daniel geschehen. Er verliebt sich auf den ersten Blick in die deutlich jüngere und sehr attraktive Frau. Von seinen Gefühlen überwältigt, findet er sich ständig in romantischen Tagträumereien mit Emma wieder.
Wieder einmal kommt eine französische Komödie in die deutschen Kinos. Doch der Film „Verliebt in meine Frau“ ist nicht nur aus Frankreich, er ist zu dem auch sehr französisch. Allein der Aufbau des Filmes, es handelt sich um eine Art Kammerspiel, ist aus anderen französischen Filmen wie zum Beispiel „Der Vorname“ oder „Der Gott des Gemetzels“ bekannt und gerade in Frankreich beliebt. Hinzu kommt die Thematik des Filmes. Ein beliebtes Klischee über die Franzosen ist, dass sich alles um Liebe drehen würde. Das stimmt zwar bei weitem nicht, doch wird es in diesem Film musterhaft bedient.
Auch in Bezug auf die Frauenrollen wird an Klischees nicht gespart. So ist es nicht verwunderlich, dass es sich bei Emma um eine junge, wunderschöne und temperamentvolle Spanierin handelt – das komplette Gegenteil von Daniels Ehefrau. Dem Kontrast entsprechend, der auch Isabelle nicht verborgen bleibt, beginnt sie mit Emma zu konkurrieren. So versucht sie zum Beispiel, durch das Tragen eines neuen Kleides jünger und hübscher zu sein. Dass Emma sich nur auf Grund des Geldes auf den um einiges älteren Patrick eingelassen haben kann, steht außer Frage. Auch die in einigen Punkten übertriebene Sinnlichkeit, als Daniel Emma zum Beispiel mit geschlossenen Augen und gespitzten Lippen den Löffel mit dunkler Schokolade zum Probieren an den Mund führt, überrascht im Rahmen des Bildes der verführerischen Frau nicht.
Abseits eines streckenweise fragwürdigen Frauenbildes überzeugt der Film jedoch durch die schauspielerische Leistung des Quartetts und die hervorragende Filmmusik. Die jazzigen Klänge untermalen angenehm die Atmosphäre eines gediegenen Doppeldates zwischen den größtenteils über 50-Jährigen aus der gehobenen Pariser Mittelschicht. Durch die weggetretene Art Daniels, die sich durch seine Tagträumereien äußert, kommt es immer wieder zu lustigen Momenten. Die zum Teil an Altherrenfantasien erinnernden Szenen werden dabei immer wieder auf die Schippe genommen. So zum Beispiel, wenn Daniel anfängt, seine Gedanken laut auszusprechen und diese mit absurden Ausreden zu erklären versucht. Diese Träume zeigen wunderschöne Bilder von den verschiedensten Orten und sehr idyllischen Momenten. Dadurch entsteht ein starker Kontrast zu der vorwiegend angespannten Atmosphäre des Abendessens. Obwohl dieser Kontrast und auch die humorvolle Seite der Fantasien gut inszeniert sind, hat diese Art des Erzählens etwas Redundantes. Deshalb zieht sich der Film, trotz seiner kurzen Dauer von etwa anderthalb Stunden, dahin. Wen es nicht stört, dass der Film teilweise übersprudelt vor Klischees, der kann sich auf amüsante und nicht allzu anspruchsvolle Unterhaltung freuen.
In den Kinos ab 11. Oktober 2018
Fotos: Copyright Christine Tamalet
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