• Menü
  • Leipzig
  • Die Suche nach einem neuen Naturkundemuseum

    Das Leipziger Naturkundemuseum sollte eigentlich in die Baumwollspinnerei umziehen, doch die geplanten Kosten haben sich verdreifacht. Wie geht es weiter für das Museum im baufälligen Gebäude?

    Es gibt viele Gründe, das Naturkundemuseum in Leipzig, welches auch die Aufgaben des zoologischen Museums der Universität Leipzig übernommen hat, zu erhalten. Dort lagern viele wichtige Exponate und Ausstellungsstücke, wie die Präparate von Herman ter Meer, die auch über Leipzigs Grenzen hinaus von Bedeutung sind. Doch der bauliche Zustand lasse eine weitere Nutzung als modernes Naturkundemuseum nicht zu, erklärt der Leiter des Naturkundemuseums Ronny Maik Leder.

     

    Ein neuer Ort muss her

    Aus diesem Grund beschloss der Stadtrat schon vor zwei Jahren, dass das Naturkundemuseum in die Halle 7 der Plagwitzer Baumwollspinnerei umziehen sollte. Doch nun stellte sich Ende August heraus, dass der Umbau der Halle statt der veranschlagten 10,2 Millionen 37,5 Millionen Euro kosten würde. Angesichts von Kosten, die das Budget um das Dreifache übersteigen, hat die Verwaltung das Vorhaben gestoppt. Schon 2010 hatte Oberbürgermeister Burkhard Jung vorgeschlagen, das Museum  zu schließen. Das aktuelle Gebäude in der Lortzingstraße hätte große Umbaumaßnahmen benötigt, die die Stadt nicht bereit war zu zahlen. Am Gebäude bestehen erhebliche Mängel im Brandschutz, sodass schon seit 2010 nicht alle Teile genutzt werden können. Das  Museum ist schon lange sehr viel kleiner, als es eigentlich sein müsste. Die Deckentraglast ist für die schweren Exponate zu gering, sodass in den oberen Stockwerken keine großen Präparate ausgestellt werden können und die großen Fensterfronten sind ebenfalls nicht für ein Naturkundemuseum geeignet, da sich dadurch die Wandflächen verkleinern.  Doch gegen eine mögliche Schließung regte sich Widerstand unter Bürgern und Stadträten. Daher suchte der Stadtrat ab 2013 nach alternativen Standorten. Nachdem viele Orte, wie das ehemaliges Stadtbad oder ein altes Bankgebäude am Tröndlinring geprüft, jedoch als nicht geeignet angesehen wurden, stand lange Zeit der Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz als neuer Standort zur Debatte. Das  Kulturdezernat plante zu dieser Zeit schon den Einzug des Tanztheaters, des Loffts und des Theaters der jungen Welt in die Halle 7 der Baumwollspinnerei, und so beschloss man 2016, sich dort anzuschließen.

     

    Halle 7 ist ungeeignet für ein Naturkundemuseum

    Doch nach statischen Prüfungen der Halle 7 in der Baumwollspinnerei kam das böse Erwachen. Der erforderliche Umbau würde dreimal so viel kosten, wie eigentlich dafür vorgesehen war. Museumsdirektor Leder sieht sich nicht in der Verantwortung für den Planungsfehler: „Der Lasteintrag, den ein Naturkundemuseum mitbringt, wurde erst, nachdem ich den Direktorenposten übernahm, entsprechend gründlich untersucht, da dies auch vom Museumskonzept abhängig ist.“ Die tragende Konstruktion ist demnach für andere kulturelle Einrichtungen, wie die beiden Theater, vollkommen ausreichend, für die schweren Exponate eines Naturkundemuseums jedoch nicht. Katharina Krefft, Abgeordnete der Grünen im Leipziger Stadtrat, sieht das Problem vor allem darin, dass die Halle 7 erst zu spät für das Naturkundemuseum geprüft wurde. Man hatte sich einfach an dem geplanten Konzept der verschiedenen Theater orientiert. „Ich habe tatsächlich Zweifel daran, ob die Stadtspitze wirklich ein modernes Naturkundemuseum möchte. Es ist das ungeliebte Kind der Verwaltung und alles was bisher geschah, war Trost.“  Leder hätte einen Umzug in die Baumwollspinnerei vor allem aus kulturellen Aspekten begrüßt. „Es wäre ein modernes Museum gewesen in einem spannenden Umfeld.“ Bei der Neuplanung hält er jedoch weiterhin an einer innenstadtnahen Umgebung fest.  Daher stand die Idee eines Neubaus auf dem Parkplatz des jetzigen Museums im Raum und wird nun auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Ronny Leder ist trotz dieses Rückschlags zuversichtlich, dass ein geeignetes Konzept für das Naturkundemuseum gefunden werden kann. „Ich glaube, jetzt kümmert sich die Stadt genug.“ Auch Katharina Krefft von den Grünen hofft nun auf eine schnelle Entscheidung für einen neuen Standort oder eine Sanierung des alten Gebäudes in der Lortzingstraße.

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

    Verwandte Artikel

    „Die Natur ist der größte Künstler“

    Ronny Leder und seine Vision eines neuen Naturkundemuseums

    Interview Leipzig | 23. Januar 2017

    „Sachsen-Gespräch“ als Impuls für eine Diskurskultur

    Im Paulinum stellte sich die Sächsische Landesregierung gestern den kritischen Fragen der Bevölkerung. Neben aufkochenden Emotionen gab es vor allem konstruktive Kritik seitens der Bürger.

    Leipzig | 11. Oktober 2018