Semesterferienblues
Morgen geht die Uni geht wieder los. Kolumnistin Pia würde gern ein „endlich“ in dem Satz unterbringen.
Man will doch immer das, was man gerade nicht hat. Das ganze Semester wartet man auf die vorlesungsfreie Zeit und wenn sie dann da ist, scheint sie endlos. Die letzten Semesterferien habe ich durchgehend gearbeitet und gar nicht das Gefühl von Urlaub gehabt. In diesem Sommer sollte es jetzt ganz anders werden. Keine Pläne außer Urlaub und kein Praktikum oder Job in Sicht – das war das Ziel und die Vorstellung gefiel mir auch ganz gut so.
Voller Euphorie ging es in die Heimat und weg vom Unistress. Alte Freunde auf einen Kaffee treffen, ins Museum gehen, entspannen. Ab mit der Familie in den Urlaub und nach Prag mit meinem Freund. Schließlich liegt ja die ganze Welt auf einmal offen vor mir und wartet darauf entdeckt zu werden. Während die ersten Wochen noch schnell zu vergehen scheinen und vor allem der Urlaub Freude aufkommen lässt, stelle ich schnell fest, dass man mit Verabredungen auf einen Kaffee nicht den Tag rumbringt und man ja Zuhause noch nicht mal selbst die Wäsche waschen muss. Als Museen und Kaffee auf Dauer zu teuer werden und auch Netflix nichts vielversprechendes mehr zu bieten hat, beginnt also die Langeweile.
Dazu sollte man anmerken, dass ich mich extrem schnell langweile und hier gerade auf extrem hohem Niveau nörgele. Schon als Kind fiel es mir schwer, mich selbst zu beschäftigen. Während mein Bruder in seinem Zimmer malte oder Höhlen baute, habe ich nach fünf Minuten das Interesse an meiner Playmobil-Familie verloren. Heute ist das kaum anders: „Gatsby“ habe ich auch selten lange meine Aufmerksamkeit schenken können. Und während bei anderen Menschen Langeweile zu Kreativität führt, lande ich nur immer wieder am Handy und wundere mich, wie man sich heutzutage überhaupt langweilen kann. Schließlich gibt es doch eigentlich ein Überangebot an Beschäftigung und Möglichkeiten, etwas zu tun.
Ich suchte dringend nach etwas zu tun und fing so an, mich insgeheim wieder auf die Uni zu freuen. Einfach einen geregelten Tagesablauf haben, der dem Aufstehen zumindest einen kleinen Sinn gibt. Etwas zu tun haben worüber man auch mal meckern kann. Denn sich im Urlaub darüber aufzuregen, wie übersättigt ich von den vielen neuen Eindrücken neuer Städte bin und diese schon gar nicht mehr aufnehmen kann, tat mir schon im selben Moment leid. Vor allem, weil ich mich darauf so sehr gefreut hatte.
Jetzt startet das neue Semester und ich fühle mich wie ein Streber, der wissbegierig Neues lernen will, nachdem ich in den Semesterferien nach Jobs und Praktika für die nächste freie Zeit gesucht habe. Noch einmal freie Zeit an die Langeweile zu verlieren muss nicht sein. Für mich geht es damit zurück nach Leipzig und auch hier gibt es noch viel zu entdecken. Außerdem freue ich mich ja nicht nur darauf, Zeit im Hörsaal zu verbringen, sondern auch in Leipzig und mit den Freunden, die ich hier gefunden habe. Es stimmt eben: Man will immer genau das, was man gerade nicht hat.
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