„An der Uni ist zu wenig Raum für Austausch“
Vom 8. bis 26. Oktober finden die Kritischen Einführungswochen an der Universität Leipzig bereits zum siebten Mal statt. student!-Autorin Lucie sprach mit Jami, der an der Organisation beteiligt ist.
student!: Die KEW finden nun schon seit vier Jahren statt, mittlerweile zum Semesterstart im Herbst und im Frühjahr. Mit welcher Intention wurden sie ins Leben gerufen?
Jami: An der Uni Leipzig ist zu wenig Raum für den Austausch über politische und gesellschaftskritische Inhalte. Sei es der Fächerkanon oder die Weigerung, den Studierenden einen Raum zur Selbstverwaltung zur Verfügung zu stellen. Die KEW sollen die Leute dort abholen, wo sie direkt erreichbar sind, um diese klaffende Lücke an der Uni aufzufüllen. Du kommst als Student*in an der Uni an und wirst in die Maschine eingespeist: Dir wird die Bibliothek erklärt und wie du deinen Bachelor in Regelstudienzeit schaffst. Es sagt dir aber niemand, dass du es auch anders machen kannst. Die KEW bilden einen Zusammenschluss von linken Gruppen, die ihre Inhalte Interessierten näherbringen wollen, also genau an dieser Leerstelle eingreifen möchten.
Was motiviert die beteiligten Gruppen, sich unter dem Banner der KEW zusammenzuschließen?
Die KEW wollen linke Inhalte mit emanzipatorischem Anspruch an die Uni bringen. Ob Alltagssexismus, das ungerechte Wirtschaftssystem oder die rassistische Abschottung Europas – es läuft viel zu viel schief in der Gesellschaft. In den meisten Studiengängen fehlt die kritische Auseinandersetzung damit. Dagegen steht unser vielfältiges Programm mit über 100 Veranstaltungen zu allen möglichen relevanten Themen. Zudem wollen wir den Leuten vermitteln: Ihr könnt und sollt euch beteiligen, es gibt viele verschiedene Gruppen, die offen zur Mitwirkung sind.
Positioniert ihr euch bewusst als Gegenveranstaltung der Einführungswoche der Uni?
Ja, weil theoretisch viel mehr Raum für kritische Inhalte an der Uni möglich wäre – wofür es aber wenig Unterstützung von Seiten der Uni Leipzig gibt. Insofern setzen wir mit den KEW ein widerständiges Zeichen. Es ist dabei nicht unser Anliegen, kostenlos ein riesiges Upgrade für die Uni zu organisieren. Das wäre ja auch sehr bequem, wenn eine so vielfältige Versammlung drei Wochen lang ein Programm abreißt und die Uni sich am Ende als besonders weltoffen und politisch darstellen kann.
Habt ihr das Gefühl, dass die KEW von den Studierenden durchweg positiv aufgenommen werden?
Irgendwann haben sich auf der App Jodel Leute über die „Scheißzecken, die draußen auf ihren verlausten Sofas rumgammeln“ lustig gemacht. Da haben wir wohl alles richtig gemacht (lacht). Das Echo ist sonst durchweg positiv. Es kommen immer viele interessierte Leute, nicht nur Studierende, sondern auch Externe. Dass wir nicht alle damit bedienen werden, ist uns klar. Es gibt beispielsweise konservative Hochschulgruppen und Studierende, die nicht die Notwendigkeit sehen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, aber sie sind nicht die primäre Zielgruppe. Wir haben vor allem Bock auf Leute, die den Sinn sehen, Anschluss suchen und Lust haben sich zu beteiligen. Und da ist die Resonanz überwältigend.
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