Kaufen ohne Gewissensbisse
In Bangladesch protestierten Anfang des Jahres erneut Textilarbeiterinnen für höhere Löhne. Sie arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen, um unsere Kleidung zu produzieren. Doch es gibt Alternativen.
April 2013, knapp 8.500 Kilometer entfernt von Leipzig. In Sabhar, unweit der Hauptstadt Bangladeschs, sterben bei einem Fabrikunglück mehr als 1.000 Menschen. Weitere 2.500 Personen sind verletzt. Der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes, in dem sich auch eine Fabrik befand, die den irischen Modekonzern Primark belieferte, jährt sich bald zum sechsten Mal. Anfang des Jahres gingen in Bangaldesch erneut Textilarbeiterinnen auf die Straße. Nun hat die Regierung Lohnerhöhungen angekündigt. Zeit, um sich mit den Produktionsbedingungen unserer Kleidung auseinanderzusetzen. Denn es gibt Alternativen zu Billigproduktion und Menschengefährdung.
Grünschnabel bietet in Leipzig eine davon. In dem Laden in der Nikolaistraße gibt es Kleidung für Frauen, Männer und Kinder. Vom Rohstoff über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt sind dort alle Produkte fair und ökologisch. Das Kriterium „fair“ bezieht sich auf die sozialen Bedingungen der Herstellung, während „ökologisch“ als Bezeichnung für die Materialien dient. Zur Zertifizierung dieser beiden Begriffe dienen verschiedene Siegel. Faire Arbeitsbedingungen – das bedeutet keine Zwangsarbeit, Kinderarbeit oder Diskriminierung sowie eine grundsichernde Bezahlung. Das garantiert die International Labour Organisation (ILO). Ein weiteres Zertifikat für faire Arbeitsbedingungen ist die Fair Wear Foundation (FWF). Dieses Siegel tragen vor allem die Jeans bei Grünschnabel. Zur Zertifizierung des zweiten Kriteriums, „ökologisch“, dient der Global Organic Textile Standard (GOTS). Dieser garantiert, dass die Naturfasern, die zur Herstellung der Kleidung verwendet werden, aus biologischem Anbau stammen.
Im Zertifikaten-Dschungel kann es schon mal unübersichtlich werden. Das weiß auch Olga Kassner, Inhaberin von Little Kiwi, einem Bekleidungsgeschäft im Leipziger Westen. Deshalb gibt sie gemeinsam mit ihrem Mann Vorträge, um über die Standards fairer Kleidung aufzuklären. In ihrem Laden bietet sie Shirts, Pullover und Beutel an, die eigens in der anliegenden Werkstatt bedruckt werden. Mit GOTS-zertifizierten oder veganen Farben entstehen in Handarbeit verschiedene Motive auf der Kleidung. Bei Little Kiwi tragen alle Teile das FWF-Siegel, Kleidung aus 100 Prozent Baumwolle ist GOTS-zertifiziert und Produkte aus Mischgewebe tragen das Zertifikat Organic Content Standard (OCS).
Dass ökologische, faire Mode schon lang nicht mehr nur Filz und Hanf ist, beweist auch FANÖ. Das Bekleidungsgeschäft für Frauen auf der Könneritzstraße in Schleußig feiert im Februar seinen ersten Geburtstag. Gründerin Sabine Kuhnhäuser sucht alle angebotenen Teile selbst aus und achtet darauf, dass sie fair und ökologisch sind. Dazu fährt sie auf Messen oder hält Kontakt mit regionalen Labels. Für Sabine ist nachhaltige Kleidung eine Stilfrage: „Es ist wichtig, dass man nicht jeden Trend mitgeht, sondern auf Stilrichtungen achtet, die einem gut tun.“ Sie empfiehlt, bewusster einzukaufen.
Faire und ökologische Kleidung hat auch ihren Preis. Jedoch unterscheidet sich dieser nicht großartig von dem anderer Markenartikel, die diesen Standards nicht entsprechen. Um Studierenden mit kleinem Budget etwas entgegenzukommen, gibt es bei Grünschnabel und FANÖ bei Vorlage des Studienausweises jeden ersten Mittwoch im Monat zehn Prozent Rabatt.
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