Preisverdächtige Zeilen
Zur Leipziger Buchmesse werden besonders gelungene literarische Werke und deren Präsentation ausgezeichnet. Dabei hat auch die nominierte Autorin Kenah Cusanit mit ihrem Roman „Babel” gute Chancen.
Mehrere Wochen lang haben sich die Jurymitglieder des Preises der Leipziger Buchmesse durch 359 eingereichte Bücher gearbeitet, um die Nominierungen für die renommierte Auszeichnung zu vergeben – nun stehen sie fest. Nominiert sind 15 Autor*innen in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. In vielen Leipziger Buchhandlungen, so fällt auf, sind diese Bücher bereits gemeinsam gut sichtbar drapiert, in der Stadtbibliothek sind sie wochenlang vorbestellt. Der Preis wird am Mittwoch, also am ersten Tag der Buchmesse, das 15. Mal in der Glashalle der Leipziger Messe vergeben.
Unter den Nominierten in der Belletristik ist auch die junge Autorin Kenah Cusanit mit ihrem Roman „Babel“. Er fällt unter den auszeichnungswürdigen Werken auf, denn er ist ein Debütroman und zeigt das große erzählerische Talent der Autorin, die in ihrem Buch neue Perspektiven auf die deutsche Kolonialgeschichte ermöglicht, und historische Fakten erzählerisch aufarbeitet.
„Babel” spielt im Jahr 1913, als nicht weit von Bagdad unter der Erde ein historischer Ort entdeckt wird: die alte Stadt Babylon. Wetteifernd mit Frankreich und England beginnt die Deutsche Orient-Gesellschaft die Überreste freizulegen, mit dem Ziel, an den biblisch bekannten Turm zu Babel zu gelangen. Im Namen der Wissenschaft wird der Ort aufgegraben und stückweise nach Europa transportiert. Cusanit, selbst Altorientalistin und Ethnologin, erfasst die komplexe Realität der Situation in ausführlichen und dichten Beschreibungen: was die Ausgrabungen für Berlin bedeutet, für den deutschen Kaiser etwa, der in das Projekt groß investiert. Oder für das kleine Dorf Kowairesch, das an das alte Babylon angrenzt und gar nicht weiß, wie ihm geschieht. Mit ihrer genauen Sprache sorgt Cusanit dafür, dass der ein oder andere Satz zweimal gelesen werden muss, was „Babel“ definitiv zu keinem schnellen Schmöker macht. Doch genau damit hat sich die junge Autorin unter die Nominierten katapultiert, mit historisch präzisen und geistreichen Formulierungen, die diese so vielschichtige Lage in Worte fassen können.
Während die Nominierten des Preises der Leipziger Buchmesse für Geschriebenes gewürdigt werden, haben anderorts auf der Messe Kinder- oder Jugendbuchautor*innen mit der Präsentation ihrer Bücher die Chance auf einen Preis. Die Interessengruppe Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergibt den Preis „LesekünstlerIn des Jahres” am Freitag in Halle 4. Gesucht werden Autor*innen, welche es durch ihre Lesungen schaffen, Kinder und Jugendliche fürs Lesen zu begeistern. Auch für Journalist*innen gibt es die Möglichkeit, Preise zu ergattern: Für besonderes kontinuierlich hochwertiges Rezensieren von Literatur können Mitarbeiter*innen aus Print und Hörfunk den Alfred-Kerr-Preis des Börsenblatts gewinnen. Auf vielfältige Weise wird demnach sowohl das Schreiben als auch das Präsentieren und Kritisieren von Büchern und Literatur gewürdigt, und bietet Besucher*innen spannende Momente auf der diesjährigen Buchmesse.
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