„Der Klimawandel wartet nicht, bis dein Bachelor fertig ist“
Dieser Spruch steht schon seit über einem Jahr auf einer Toilettentür in der Universität Leipzig. Nun tut sich etwas. Anfang dieser Woche gründete sich auch in Leipzig eine Students for Future-Gruppe.
Nachdem sich bereits in mehreren deutschen Städten Studierende organisiert haben, um die Schüler*innen von Fridays for Future (FFF) in ihrem Kampf für eine bessere Umweltpolitik zu unterstützen, luden vergangenen Montag auch in Leipzig Studierende zu einem ersten Organisationstreffen am Hauptcampus ein. Die Veranstalter*innen kommen aus verschiedenen politischen und universitätsinternen Gruppen. Etwa 25 Stühle waren zu Beginn aufgestellt. Am Ende kamen etwa 60 Menschen. „Wir hatten das Gefühl, dass es auch an der Uni ein großes Bedürfnis gibt, die FFF-Demos zu unterstützen“, erzählt eine der Gründer*innen.
Neben bereits politisch aktiven Studierenden kamen auch Klimainteressierte, die sich zum ersten Mal engagieren. Im Stuhlkreis saßen sowohl Studierende der Universität als auch einige der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) und der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ (HMT).
Mitglieder der FFF-Bewegung kamen im Vorfeld auf Studierende der Universität Leipzig zu. Sie waren es auch, die über Facebook zum Gründungstreffen der SFF-Bewegung einluden. Beim besagten Treffen waren fünf der Schüler*innen anwesend und stellten ihre Arbeit vor. Insbesondere die sehr kleinen zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten stellen für die etwa 30 bis 40 aktiven Mitglieder der Leipziger FFF-Gruppe ein Problem dar. Sie wünschen sich Unterstützung von Seiten der Studierenden. Die Verantwortlichen der SFF- Gruppe boten den Schüler*innen an, universitäre Räume für sie zu organisieren.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurden Kleingruppen gebildet, die sich mit den Zielen der neuen Gruppe auseinandersetzten. Die Stimmung war locker. Man merkte den Beteiligten jedoch auch an, wie wichtig ihnen das Thema ist. Eine Studentin brachte ein, dass die Gruppe nur dann sinnvoll ist, wenn die Kräfte mit FFF gebündelt werden. Außerdem könnte es eine Brücke zu Fachschaftsräten und/oder dem Student_innenRat geben, die SFF-Gruppe eventuell sogar als StuRa-AG aufgenommen werden, um leichter an Gelder zu kommen. Eine Studentin warf in die Runde, dass nur eine andere Form des Aktivismus als Streiken an der Uni Sinn ergibt, da es keine*n interessiere, wenn man am Freitag nicht an der Uni erscheint, und damit seine Wirkung verfehle. Ein Student schlug halb ernsthaft, halb belustigt vor, die Uni zu besetzen. Wie genau die Gruppe aktiv werden will, ist noch in Planung. Fest steht, dass sie eng mit der FFF-Gruppe zusammenarbeiten will und mit verschiedenen Aktionen weitere Studierende und auch Uni-Mitarbeiter*innen für das Thema mobilisieren möchte. Die anwesenden Schüler*innen wünschen sich von den Studierenden vor allem Unterstützung bei der Aufklärungsarbeit zum Thema Klima, da sich diese an den Schulen als schwierig darstellt.
„Das Problem des Klimawandels brodelt schon länger vor sich hin. Dass die Schüler*innen jetzt die sind, die es in die Hand genommen haben, ist sehr beeindruckend“, findet eine der Leipziger SFF-Gründer*innen. Es gehe genauso auch um unsere Zukunft. „Wir müssen uns nichts vormachen. Das betrifft uns genauso wie die Schüler*innen“, meint ein weiterer der Gründer*innen. Vor allem mit Blick auf die kommenden Landtagswahlen ist es den Studierenden wichtig, sich gemeinsam mit den FFF-Mitgliedern für eine starke Klimapolitik einzusetzen. „Sachsen ist einer der größten Bremser beim Kohleausstieg gewesen“, weiß einer der SFF-Gründer*innen. Parteien wie die AfD nehmen die Bedenken der Schüler*innen noch immer nicht ernst und haben, so drückt es eine der SFF- Gründer*innen aus, „obviously eine Scheiß-Position zu Klima“. Teilweise leugnen die Mitglieder der Partei noch immer die Existenz des, von der großen Mehrheit internationaler Wissenschaftler*innen belegten, Klimawandels. „Die Klimakrise könnte sich innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre zur Klimakatastrophe ausweiten, wenn nicht jetzt radikale Maßnahmen getroffen werden“, betont ein weiterer Gründer von SFF.
Auf der letzten FFF- Demo vergangenen Freitag sind unter den Demonstrierenden noch immer nur wenige Studierende zu sehen. Auf die Frage, was sie sich wünscht, antwortet eine 15-jährige Schülerin, die mit einem bunten Schild durch die Leipziger Innenstadt läuft: „Alle sollen kommen, auch Studenten!“. Letztes Mal sei sogar eine Kindergruppe mitgelaufen. Das Klima betreffe uns alle.
Das nächste Treffen der SFF-Gruppe findet am Montag, den 15. April um 17 Uhr am Hauptcampus im neuen Seminargebäude Raum 420 statt. Danach plant die Gruppe weitere regelmäßige Sitzungen.
Fotos: Theresa Moosmann, Leonie Asendorpf
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