Wie wird man eigentlich Wahlhelfer?
Demokratie heißt, die Wahl zu haben. Damit aus Kreuzchen Abgeordnete werden, braucht es fleißige Hände. Wir haben für euch zusammengefasst, wie man Wahlhelfer in Leipzig werden kann.
Als Eintrittskarte ins Wahlhelfer-Business dient ein Online-Formular der Website der Stadt Leipzig. Hier kann man angeben, wo in der Stadt, bei welcher Wahl und in welcher Position man eingesetzt werden möchte. Da dringender Bedarf besteht, ist der Einsatz so gut wie sicher, also sollte man am Wahltermin definitiv Zeit haben, auch bei schönstem Picknickwetter. Fehlt man am Wahltag ohne guten Grund, drohen hohe Bußgelder, denn streng genommen können Bürger zum Wahlhelfen verpflichtet werden, auch wenn natürlich Freiwillige bevorzugt werden.
Für die 404 Wahlbezirke der Stadt Leipzig sind bei den anstehenden Wahlen insgesamt 5.500 Helfende nötig – und es werden immer noch weitere gesucht. Keine Angst: Vorkenntnisse sind nicht nötig und mit 40 bis 60 Euro wird man auch für den geopferten Sonntag entschädigt, wenn einem der Dienst an der Demokratie nicht schon Lohn genug ist. Bedingung ist allerdings, in Leipzig wohnhaft, mindestens 18 Jahre alt und zur Wahl berechtigt, also am 26. Mai EU-Bürger zu sein. Selbstverständlich gilt es, neutral und verschwiegen zu sein, das heißt keinerlei Einfluss auf Wähler und ihre abgegebenen Stimmen zu nehmen, keinerlei Informationen über sie an andere weiterzugeben.
Helfen kann man entweder in einem Wahllokal vor Ort oder beim Auszählen von Wahlbriefen. In beiden Fällen bildet man mit anderen Helfern pro Wahlbezirk ein zuständiges Team (Wahlvorstand), in dem es jeweils einen Vorsteher, einen Stellvertreter und einen Schriftführer sowie sechs Beisitzer gibt. Letztere erhalten als Vorbereitung bloß ein Merkblatt. Die anderen werden ab dem 7. Mai zu einer kurzen Schulung eingeladen. Daneben kann man in einigen Wahllokalen auch als „Unterstützungskraft“ behinderten Wählern bei Bedarf zur Seite stehen.
Am entscheidenden Sonntag prüfen die Beisitzer, ob die Wähler berechtigt sind, und geben die Stimmzettel aus, während der Schriftführer auf Listen diejenigen abhakt, die bereits gewählt haben. Gearbeitet wird in den Lokalen in zwei Schichten, vormittags und nachmittags. Abends um 18 Uhr treffen sich alle Team-Mitglieder wieder zur Auszählung, die sich bei den kommenden Wahlen bis mindestens 22 Uhr hinziehen dürfte. Wer bei der Briefwahl Hilfe leistet, lernt die Mensa am Park auch mal an einem Sonntag kennen und darf dort ab 14 Uhr die Briefe auf Gültigkeit prüfen und ab 18 Uhr ebenfalls auszählen.
Die Vergütung schwankt zwischen 30 Euro für Beisitzer bei der Briefwahl-Auszählung und 50 Euro für Wahlvorsteher im Lokal. Dazu kommen für alle nochmal zehn Euro für Termine mit mehreren Wahlen an einem Sonntag (also auch am 26. Mai).
Statt als Zwang sollte man das Wahlhelfen aber eher als Ein-Tages-Praktikum in Sachen Demokratie sehen. Geboten wird die Chance, einen direkten Einblick in den demokratischen Alltag zu gewinnen und andere Menschen kennenzulernen, denen das ebenso wichtig ist. Zettel zählen mag da banal erscheinen, ist aber im großen Maßstab betrachtet von grundsätzlicher Bedeutung für unser Zusammenleben in Leipzig und Europa.
Alles, was für potentielle Wahlhelfer sonst noch wichtig ist, kann auf der Website der Stadt Leipzig nachgelesen werden.
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