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    Der 8.000 Euro teure Ehrenamtsball des StuRa der Uni Leipzig im Dezember hätte transparenter geplant werden müssen. Daraus müssen die Organisator*innen lernen. Ein Kommentar von Pauline Reinhardt

    Hochschulpolitik ist wichtig. Und wer wichtige Arbeit leistet, soll sich dafür auch selbst belohnen dürfen. Doch ab welcher Geldsumme wird der Rahmen dessen, was möglich und angemessen ist, gesprengt? Manche Mitarbeiter*innen des StuRa der Universität Leipzig, wie Geschäftsführer*innen und Referent*innen, können für ihre Arbeit eine Vergütung erhalten. Diese beträgt je nach Position bis zu 450 Euro monatlich und ist somit sehr viel mehr als die meisten Studierenden eines geisteswissenschaftlichen Faches für Vollzeitpraktika erhalten. Die Sum­me ist ein guter Anreiz für Engagement, das viele ansonsten nicht leisten könnten. Und sie wird größtenteils von den Studierenden selbst gezahlt: Die 8,50 Euro vom Semesterbeitrag, die der StuRa erhält, sind ein Anteil, über dessen Berechtigung nicht diskutiert werden muss.

    Sich für die harte und für den größten Teil des StuRa unbezahlte Arbeit zu belohnen, ist ebenfalls mehr als legitim; die verschiedenen Fachschaftsräte laden immer wieder zu Partys ein. Angesichts der finanziellen Beteiligung aller Studierenden an dem 8.000-Euro-Ball im Dezember vergangenen Jahres wäre es mehr als angemessen gewesen, daraus eine Veranstaltung für alle zu machen. Mit fünf Euro waren die Eintrittskarten günstig, aber Abendgarderobe war verpflichtend – sie wird schnell zum Kostenfaktor, wenn man nicht mehr in das alte Abiballkleid oder den Anzug von damals passt. Wie viele Gäste hätten kommen müssen, um die Kosten zu decken, kann man sich schnell ausrechnen. Da stellt sich die Frage, ob nicht auch die gute alte Party mit DJ*anes, die für Freundschaftspreise spielen, gereicht hätte, um dem StuRa Respekt zu zollen. Dann wäre auch mehr Geld für auf eine Förderung wartende Projekte dagewesen, wie die dringend benötigte Anlaufstelle für Opfer sexualisierter Gewalt.

    Es hagelt nun in den eigenen Rängen Kritik. Anscheinend waren nur wenige StuRa-Mitglieder an den konkreten Entscheidungen beteiligt. Kritisiert wurde unter anderem die Heteronormativität eines Balls. Eine Veranstaltung ist immer das, was man daraus macht: Traditionelle Tanzbälle kennen strenge Kleiderordnungen, feste Abläufe, feierliche Reden. Aber auch „Tuntenbälle“ gibt es schon seit 120 Jahren – sie schafften safe spaces für LGBTQI* lange bevor man den Begriff kannte. Doch die Veranstalter*innen lehnten eine solche Interpretation des Balls ab. Alternativvorschläge wurden durch die zeitlich knappe Einladung unterbunden: Als man sie hätte äußern können, war es schon zu spät. Böse Absicht oder schlechte Planung?

    Vielleicht lernt der StuRa durch den missglückten Ball demokratischer zu denken: 8.000 Euro sind viel Geld – bevor man sie ausgibt, sollten Transparenz und Mitgestaltungsmöglichkeiten geschaffen wer­den. Was mit so einer Summe geschieht, darf nicht von wenigen ausgewählten Menschen für andere wenige ausgewählte Menschen bestimmt werden.

     

    Dieser Artikel ist ein Kommentar zu Tüll, Tanz und eine Menge Trubel.

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