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  • Tüll, Tanz und eine Menge Trubel

    Im Dezember veranstaltete der StuRa der Universität Leipzig einen Ehrenamtsball für seine Mitglieder. Im Nachhinein sorgten Finanzierung und Planung des Balls für Unmut und Diskussionen im Plenum.

    Es war eigentlich eine schö­ne Idee: Anfang vergangenen Jahres ent­schied sich der Student_innenRat (StuRa) der Uni­ver­sität Leipzig, den ehren­amt­lich ar­bei­tenden Studierenden­ver­­tre­ter­*innen etwas für ihre Mü­he zu­rückzugeben. Es wur­de ein Eh­renamtsball für An­fang De­zem­ber 2018 im Pau­li­num ge­plant, angedacht waren 4.500 Eu­ro Budget. Hoch­schul­po­litik ist keine undankbare Ar­beit – diese Botschaft sollte ü­ber­mittelt werden, sagt Ruben Schie­le, Finanz­re­ferent des Stu­Ra. Die Ver­an­stal­tung, die schließ­lich et­wa 8.000 Euro stu­dentische Gel­der kos­te­­te, be­zeich­net Schie­le als „schö­nen A­bend für alle“. Das sa­hen of­fen­bar viele anders, denn die Ver­anstaltung löste ei­ne Welle der Kritik in­ner­halb des Ple­nums aus, oder – so drückt Schie­le es aus – ei­nen „e­mo­tio­na­len Shitstorm“. Es sei kein Geheimnis, dass in der Vor­bereitung vieles schief ge­lau­fen ist, gibt Schiele zu.

    Kritik ernteten die Organisator*innen al­ler­­dings aus anderen Grün­den. „Der selbsterklärte An­spruch war es, alle Ehren­amt­li­ch­en der stu­dentischen Selbst­ver­wal­tung zu erreichen. Dem stand die Wahl eines hetero­nor­mativ geprägten Formats ei­nes Balls von Beginn an ent­ge­gen“, sagt Johannes Poßner vom Fach­schafts­rat Phi­loso­phie. Damit meint er die im Ple­­num klar kom­munizierte Ab­­­sicht, den Ball zum Beispiel mit­hilfe einer ver­pflichtenden A­bend­gar­de­ro­be, also Abend­klei­­dern und An­zü­gen, „klas­sisch” zu gestalten. Die Ehren­amt­­lichen seien au­ßer­dem we­ni­­ger als einen Mo­nat vorher zum Ball eingeladen wor­den, was es unmöglich gemach­t habe, recht­­zeitig einen Alter­nativ­vor­schlag zu unterbreiten. Er habe aus diesen Gründen kei­ne Kar­ten erworben. „Mit dem Ball ha­­­­ben sich nicht alle an­­ge­spro­chen gefühlt. Außer­dem war er für die Gäste nicht kos­tenlos“, sagt Lisa Lotta Damm, Mit­ar­bei­­terin des Re­fe­rats für Gleich­stel­lung und Le­bens­wei­sen­po­li­tik. Das Geld für die Ver­anstaltung hät­­te ih­rer Mei­nung nach e­her in Ge­hälter um­ge­wan­delt wer­den sollen, die et­wa Stu­die­ren­den, welche fi­nan­ziell schlech­ter gestellt sind, En­ga­ge­ment er­­möglichen. Sie setzt damit auf einen nach­hal­ti­gen Anreiz für hoch­schul­po­li­ti­sche Arbeit.

    Die Finanzpolitik des StuRa ist ein bren­nen­­des Thema, da jedes Re­fe­rat und jeder Fachschaftsrat unmittelbar davon be­troffen sind. Der Ausschuss Hoch­­­schul­po­li­tik prangert in ei­nem öffent­li­chen Protokoll vom Februar falschen Umgang mit stu­den­tischen Geldern an. Der Fi­nanzreferent habe nicht recht­zei­tig die Reißleine ge­zo­gen, heißt es darin. Schiele wehrt sich gegen diesen Vor­wurf: „Es gab keinen Punkt, an dem ich ,Halt Stopp!‘ hätte sa­gen kön­nen.“ Er sei im­mer trans­parent mit dem Geld um­­gegangen. „Ir­gend­­wann kommt ein Punkt, an dem es keinen Sinn mehr er­gibt, aufzuhören.“ Buf­­fet, Se­cu­ri­ty, Saalreinigung, Mu­sik, De­­ko­ra­ti­on – die Aus­ga­­benliste für einen Ball dieser Grö­­ßen­ord­nung ist lang. Ein­zeln auf­ge­schlüs­selt er­­­scheinen die Pos­ten lo­gisch. Doch ob es die Ver­an­­stal­tung in dieser Form ge­braucht hätte, und ob sie tat­sächlich ih­re er­mu­­ti­gen­de Wir­kung unter den Ehren­amt­­li­chen erzielt hat, ist an­ge­sichts der Stimmung frag­­wür­­dig. Das Er­gebnis der Dis­­kus­sion ist ein­deutig: Laut Schiele wird es ei­nen solchen Ball wohl kein wei­teres Mal geben.

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