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  • Ist das Kunst oder kann das weg?

    Das Leipziger Kunstwerk vom Stencil-Pionier Blek le Rat wurde 2012 für 9.000 Euro erneuert und mit einer schützenden Glasscheibe versehen. Inzwischen ist diese besprüht, zerkratzt und beklebt worden.

    „Pour Sybille“, auf Deutsch „Für Sybille“, steht neben der Madonna mit Kind in der Karl-Liebknecht-Straße 7. Das Stencil ist eine Liebeserklärung des französischen Künstlers Blek le Rat, Urvater der Schablonen-Graffiti-Kunst, an seine heutige Ehefrau – und nach eigenen Aussagen die älteste erhaltene Spur seiner Kunst. Erhalten ist das Kunstwerk zwar noch, doch mag die Werbetafel, die es in den letzten Wochen komplett verdeckt hat, bei einigen Verwunderung hervorgerufen haben.

    1991 veranstaltete die Universität Leipzig ein Treffen von französischen und Leipziger Künstlern, genannt Galerié Éphémère, mit dem Ziel, dem damals öden und grauen Bau des Hauptcampus der Universität eine Galerie zu schenken. Stargast war der damals 30-jährige Blek le Rat, der bei diesem Besuch seine „Madonna“ an jene Leipziger Hauswand sprühte. Erst 2012 entdeckte die Leipzigerin Maxi Kretzschmar das Graffito unter zerrissenen Plakaten wieder und setzte sich bei der Stadt für dessen Erhalt ein. Horst Langner, Chef der Immobilienfirma, der das Haus mit dem Stencil gehört, wollte zunächst ungern die Verantwortung übernehmen. Schließlich beteiligte er sich aber an den 9.000 Euro, die für den Erhalt aufgebracht wurden.

    Die Madonna nach der Eröffnung 2012 Foto: Stadt Leipzig Kulturamt

    Blek le Rat selbst erneuerte sein Kunstwerk im Sommer 2012, er schrieb Kretzschmar: „Es wäre schön, wenn wir das Graffito an diesem Platz erhalten könnten, denn es bedeutet eine Menge für Sybille und mich“. Geschützt hinter einer Glasscheibe sollte es die Zeiten überdauern. Doch in den letzten Wochen versperrten erst Plakate für Sternburg-Bier, dann für ein Festival den Passant*innen die Sicht auf das Graffito. Wer dafür verantwortlich zeichnet, ist unklar. Hat der Immobilienchef es sich anders überlegt, nachdem er immer wieder für die Reinigungskosten aufkommen musste? Oder gab es einen Wechsel des Hausbesitzers?

    Ansgar Scholz, Sachgebietsleiter des städtischen Kulturamts, das sich damals für eine öffentliche Wahrnehmbarkeit des Graffitos einsetzte, gibt Auskunft: „Der Vorfall erfolgte selbstverständlich weder im Auftrag noch mit Zustimmung des Kulturamtes.“ Mittlerweile hat das Amt den Werbeträger entfernen lassen und wolle sich auch um die Beseitigung der darunter befindlichen Plakate bemühen. Jedoch werde auch nach vollständiger Entfernung der Plakate die Sicht auf das Graffito sehr getrübt sein, da die Verglasung in den vergangenen Jahren permanent besprüht, zerkratzt und beklebt wurde. „Wir sind entsetzt, dass diese Art der Präsentation eine derartige Zerstörungs- und Beschädigungswut ausgelöst hat“, äußert sich Scholz. Leider sei das Kulturamt weder personell noch finanziell in der Lage, die Schutzverglasung ständig reinigen zu lassen. Scholz hofft auf einen sorgsameren Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum, der mit Achtung gegenüber zu treten und die als Bereicherung des täglichen Lebens wahrzunehmen sei. „Im besten Falle finden sich ein paar Studenten zusammen, die eine Art Patenschaft für die Madonna übernehmen“, schlägt er vor.

    Blek le Rat hatte jedoch keine Illusionen über die Langlebigkeit seines Kunstwerks, er wusste schon damals: Graffiti ist temporäre Kunst. Gegenüber Kretzschmar sagte er: „C’est la vie, es ist Graffiti.“ Zudem hat auch der Name des Künstlertreffens von 1991 eine klare Aussage – Éphémère heißt nämlich auf Deutsch „Eintagsfliege“.

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