In eigener Sache: Wir Revoluhzer*innen
Seit dem 1. Juli trägt unsere Zeitung einen neuen Namen. Aus student! wird luhze. Wie es nach eineinhalb Jahren, vielen geleerten Weinflaschen und rauchenden Köpfen dazu kam – ein Rückblick
Als ich das erste Mal die VILLA betrat, fünf Minuten zu spät zur wöchentlichen Sitzung in den zweiten Stock hechtete und dann meinen Kopf durch die Bürotür steckte, fragte ich in die Runde von etwa 15 Leuten, die mich erwartungsvoll anschauten: „Bin ich hier richtig bei student!?“ Ich sprach den Namen englisch aus, weil ich es nicht besser wusste. Am Ende des Abends schrieb ich meine Mailadresse auf eine Liste: „Namensänderungs-AG“. Eineinhalb Jahre später sitze ich ein Stockwerk weiter oben, im Seminarraum der VILLA, und es kullern ein paar Freudentränen über meine Wangen. Wir haben im Verein soeben beschlossen, unsere Zeitung umzubenennen.
Nun aber noch mal von Anfang an: Die Leipziger Hochschulzeitung gibt es seit 19 Jahren. Gegründet von Studierenden der Journalistik, trägt sie seit fast zwei Jahrzehnten den Namen student!. Als redaktionsinterne AG wollten wir das ändern. Gründe dafür hatten wir viele. Das generische Maskulinum war wohl der wichtigste. Nicht nur wir selbst, sondern auch Leser*innen störten sich an dem Namen. Immer wieder passierte es, dass wir darauf angesprochen wurden und Personen die Zeitung wegen des Namens nicht lesen wollten. Auch die umständliche Handhabe und das Ausrufezeichen störten uns an dem Namen.
Also trafen wir uns wöchentlich, waren oft nach der regulären Redaktionssitzung noch bis in die Nacht im Büro und diskutierten. Wir standen ganz am Anfang, mussten erst einmal in Erfahrung bringen, was wir alles organisieren müssen, um den Namen unserer Zeitung zu ändern. Mailadressen, Logo, Website – wir merkten schnell: Das ist ein riesiges Unterfangen.
Nun sind wir – anders als viele denken – kein Medium, das von der Uni oder einer anderen Hochschule unterstützt wird. Hinter student! steht ein gemeinnütziger Verein. Das Geld ist fast immer knapp und wird natürlich in die Produktion der nächsten Ausgabe gesteckt. Für die Änderung unseres Namens war außerdem eine Änderung der Satzung erforderlich. Dafür wiederum war eine Vereinssitzung notwendig, bei der mindestens ein Drittel der Mitglieder erscheinen musste. Um dann letztendlich die Namensänderung zu beschließen, brauchten wir die Zustimmung von mindestens drei Viertel der Anwesenden.
Wir benötigten also einen Plan, wie wir das Ganze finanzieren, vermarkten und umsetzen wollen. Und vor allem eines: einen guten Namen. Wir wollten etwas Neues, Freches, das trotzdem aussagt, wer wir sind und was wir machen. Viele Abende in WG-Küchen, Gläser Wein und vollgeschriebene Flipcharts später hatten wir drei Vorschläge: ausdruck, zeile und luhze. Wir präsentierten die Namen zunächst der aktuellen Redaktion, die eine Vorauswahl traf und sich deutlich gegen den aktuellen Namen aussprach.
Am 24. April wurde es dann ernst. Zur Abstimmung im Verein standen noch die Namen luhze und zeile zur Auswahl. Als die Mitglieder in den Seminarraum eintrudelten, zählte ich in Gedanken immer wieder nach. Um beschlussfähig zu sein, mussten 22 Mitglieder anwesend sein – diese Hürde war glücklicherweise schnell überwunden. Unser Vereinsvorsitzender René Loch leitete den Abend mit den Worten ein: „Wir diskutieren heute über die wohl wichtigste Entscheidung in der Vereinsgeschichte.“ Nach über drei Stunden intensiver Diskussion stimmten wir ab – und beschlossen offiziell, dass ab Juli aus student! luhze wird.
In luhze steckt alles drin, was wir sind: Leipzigs unabhängige Hochschulzeitung. Gleichzeitig ist es ein Name, den wir mit all dem füllen können, was wir noch sind: kreativ, jung, mutig, diskussionsfreudig, eben von Studierenden für Studierende. Wir wollen mit dem Namen alle ansprechen und uns selbst davon angesprochen fühlen. In meiner Zeit bei der Hochschulzeitung habe ich fast nie geschrieben oder gesagt „Ich bin von student!“. Aber ich freue mich, bald mit Stolz meinen Ansprechpartner*innen verkünden zu können, dass ich Chefredakteurin bei luhze bin.
Grafik: Marie Nowicki
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