Der fliegende Teppich wartet schon
Die Realverfilmung „Aladdin“ entführt in den magischen Orient voll Wunderlampen, zaubernden Bösewichten und Dschinns.
Die Zeichentrick-Klassiker von Disney neu verfilmen? Hört sich erstmal nach überspitzten Dialogen mit viel zu hoher Farbsättigung an, die man als Begleitperson der kleinen Cousine ertragen muss. So viel kann schief gehen, sind doch die alten Zeichentrickfilme fester Bestandteil unser aller Kindheit gewesen. Jedoch beschert uns Walt Disney Pictures mit der 123 Minuten langen Realfilm-Adaption „Aladdin“ ein aufregendes Kinoerlebnis. Star-Regisseur Guy Ritchie hielt sich eng an die Storyline des gleichnamigen Zeichentrickfilms von 1992, der auf der Geschichte „Aladdin und die Wunderlampe“ aus den Märchen von Tausendundeine Nacht basiert.
Newcomer Mena Massoud spielt den sympathischen Straßendieb Aladdin, der gemeinsam mit seinem pfiffigen Äffchen Abu die Straßen der orientalischen Stadt Agrabah unsicher macht. Sein Leben wird auf den Kopf gestellt, als er die wunderschöne und selbstbewusste Prinzessin Jasmin (Naomi Scott) kennenlernt. Da kommt es ihm gelegen, dass er in einer halsbrecherischen Aktion in den Besitz einer Wunderlampe samt Dschinn kommt. Will Smith glänzt in seiner Rolle als magischer Witzbold, der Aladdin beim Erobern der Prinzessin durch die Erfüllung von drei Wünschen tatkräftig unterstützt. Währenddessen schmiedet Jafar (Marwan Kenzari), der machtgierige Großwesir des Sultans, heimtückische Pläne, die das ganze Reich in Gefahr bringen.
Wie Kritiken voraus schon anmerkten, befindet sich Disney mit der Wahl der Besetzung auf einer Gratwanderung. Das vieldiskutierte Thema Whitewashing, also das Casten von weißen Schauspieler*innen für Rollen mit anderer ethnischer Herkunft, spielt besonders bei einem
Film im alten Orient, eine Rolle. Nicht immer scheint die Vermeidung dessen erfolgreich gewesen zu sein. Nichts desto trotz wurde auf authentische Details viel Wert gelegt. Es scheint als rieche man die gewürzgetränkte Luft auf den Märkten und spüre die Hitze in der sandigen Wüste. Die satten Farben und die hohe Auflösung der Kamera kommen auf der Kinoleinwand besonders gut an.
Der Film zielt auf starke Emotionen. So sitzt man kichernd im Kinosessel, wenn Will Smith eine 1A-Comedyshow als Dschinn abzieht und hält den Atem an, wenn Bösewicht Jafar seine dunkle Seite offenbart. All dies ist untermalt mit dem orientalischen Soundtrack von Alan Menken, der schon damals die Musik für das Zeichentrickoriginal von 1992 komponierte. Es sind die bereits bekannten Melodien, die im überarbeiteten Gewand die Stimmung wirkungsvoll untermalen. Auch die Gesangszenen passen in den Erzählfluss des Filmes. Besonders die berühmte Szene auf dem fliegenden Teppich erfüllt alle Erwartungen und erfreut das Herz der Kitschliebhaber. Es scheint, als schwebe man selbst mit Aladdin und Jasmin über die arabischen Weiten. Die Animationen sind so realistisch, dass man nicht nur den kleinen Affen Abu, sondern auch den fliegenden Teppich unglaublich süß findet. Es ist zwar ein Kinderfilm, aber praktischerweise doch erwachsen genug, um die kleine Cousine nicht als Alibi heranziehen zu müssen. Der ganze Film ist ein einziges Feuerwerk von Farben, wunderschönen orientalischen Gewändern und verschnörkelten Palastbauten.
Die Erwartungen waren anfangs doch sehr niedrig, da ich „Aladdin“ schon vorher in die Sparte der mehr schlecht als recht produzierten Remake-Flops einsortiert habe. Jedoch hat sich die Mühe von Walt Disney Pictures gelohnt. Der Film kann sich sehen lassen und wird mit Sicherheit, genau wie sein Vorgänger, einige Preise abräumen. Für Liebhaber*innen von hinreißenden Happy-Endings und einer nicht allzu aufwühlenden Handlung ist der Kinobesuch deshalb Pflicht. Selbst Tage später ist der Ohrwurm von „Arabian Nights“ noch da und es drängt sich die Frage auf, ob ich nicht meine kleine Cousine zu einem Kinobesuch überreden sollte. Ich kann es nämlich kaum erwarten, ein weiteres Mal in Aladdins Reich voll Zauberteppiche, zahmer Haustiger und Wunderlampen einzutauchen.
Fotos: Disney Enterprises / Daniel Smith
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