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  • „Ein Lächeln gegen die Tristheit der Politik“

    Mehr Geld für Bildung und Kultur, mehr Transparenz im Stadtrat und vor allem mehr Humor: Dafür tritt Katharina Subat im Leipziger Osten als Kandidatin der PARTEI zur Stadtratswahl an.

    Wenn das Bier alle ist, kommt die Presse. Zum Gespräch hat Katharina Subat frühmorgens in ihr Leipziger Hauptquartier geladen: Auf ein Sofa vor einem Tresen voller halbleerer Flaschen vom Vortag im Lindenauer PARTEI-Büro. Vielleicht feiert man hier die Wahlparty einfach ein bisschen eher, vielleicht soll das schale Bier Subats Glaubwürdigkeit unterstreichen. „Blond, blau, besorgt“ – unter diesem Motto tritt Katharina Subat als Kandidatin der PARTEI im Leipziger Osten für den Stadtrat an. Entgegen dem Wahlspruch antwortet sie aber in erstaunlich nüchternem Ton auf alle Fragen. Nur manchmal bricht auf einmal ein Lachen aus ihr hervor, etwa wenn man sie fragt, wie sie ihre persönlichen Chancen auf einen Wahlsieg einschätzt: „Sehr gut natürlich!“

    Vor neun Jahren ist die gebürtige Berlinerin gen Süden gezogen, um in Leipzig und Halle Sprechwissenschaften zu studieren. In Sachsen wurde sie durch die Sichtbarkeit rechter Umtriebe schnell politisiert. „Sachsen ist nochmal besonders, hier sind mir zum ersten Mal Rechte aufgefallen“, sagt Subat. Um dem etwas entgegenzusetzen, schloss sie sich zunächst der Apfelfront an, einer Satiretruppe, die unter anderem fordert, den deutschen Obstbestand gegen fremde Arten zu schützen und die Landesgrenzen für Südfrüchte zu schließen. Vor einem Jahr trat Subat dann der PARTEI bei: „Hier kann ich meinen Stiefel durchsetzen und eigene Ideen umsetzen.“ Plakate selbst entwerfen, eigene Sprüche klopfen – all das sei in anderen Parteien nicht so gern gesehen.

    Augen zu und durch – die Wahl kann kommen.

    Gegen den Rechtspopulismus der AfD und die Realpolitik der etablierten Parteien will Subat Politik mit Humor machen, „um das ein bisschen aufzufrischen und nicht so piefig wirken zu lassen“. Sie wirft dem Stadtrat schwerwiegende Versäumnisse vor: Anstatt etwa Milliarden in den Bau des Citytunnels zu investieren, hätte die Stadt mehr Geld in Bildung und Kultur stecken sollen. Die Stadt müsse außerdem die Fahrradwege ausbauen und sich auf die Seite von Clubs und Kneipen stellen, die durch Bauvorhaben und steigende Mieten von der Schließung bedroht sind: „Ich komme aus Berlin. Ich weiß, was man alles kaputt machen kann, wenn man der Kultur keinen Raum gibt.“ Sie verweist hierfür explizit auf das So&So: Der Elektroclub im Leipziger Norden musste Ende letzten Jahres endgültig schließen, nachdem das Immobilienunternehmen CG-Gruppe als neuer Eigentümer des Grundstücks den Vertrag hatte auslaufen lassen, woraufhin der Club abgerissen wurde. Subat sagt, die Stadt habe das als einen Konflikt zwischen Wohnungsbedarf und Feierwut präsentiert, in Wahrheit sei es aber um Profite für eine Immobilienfirma gegangen. Letzten Endes müsse man mehr Transparenz in bürokratisches Prozedere bringen und „aufdecken, was hinter verschlossenen Türen läuft“.

    Gelebte Utopie: Der Bartresen im Parteibüro.

    Subat geht davon aus, dass die PARTEI mindestens ein Mandat in Connewitz erringen wird, vielleicht auch mehrere über die Stadt verteilt. Auf konkrete Vorhaben für ihren Wahlkreis 1 angesprochen – der die Stadtteile Volkmarsdorf, Neustadt-Neuschönefeld, Thekla und Plaußig-Portitz umfasst – zeigt sie sich etwas unbestimmt. Sie fordert aber, die Mieten nicht in die Höhe zu treiben und schwärmt von ihrem Kiez: Für viele sei die Eisenbahnstraße „die gefährlichste Straße Deutschlands“, für sie ist sie gerade besonders schön, weil sie „so unglaublich viele Nationen und Kulturen miteinander vereint“ und weil dort das Leben auf der Straße stattfinde. Es sei auch keineswegs so, dass dort Studierende, Alteingesessene und die arabischsprachige Community nur nebeneinander leben würden – sie selbst arbeite im Goldhorn als Putzkraft und würde bei verschiedenen Gelegenheiten mit unterschiedlichsten Leuten im Viertel reden.

    Sollte Subat ein Mandat gewinnen, wäre das für sie „ein Bonbon für all die Mühen“. In den letzten Wochen hat sie viel Kraft und Schweiß in den Wahlkampf gesteckt – bei nur rund 40 aktiven Mitgliedern bringen die Kandidaten der PARTEI ihre Plakate überall in der Stadt selbst an. Dieses Bonbon könnte man ihr wohl nur schwer wieder entreißen – es sei denn, jemand böte ihr ein Stück Land in Südamerika an. In diesem Fall, sagt sie, würde sie ihr Mandat sofort an den Nagel hängen. Solange das aber nicht passiert, kann sie sich weiter für Satire begeistern, denn die „zaubert ein Lächeln gegen die Tristheit der Politik ins Gesicht“.

    Bis zum 26. Mai laden wir Porträts von Kandidierenden für die Kommunalwahl hoch. Die porträtierten Personen gehören verschiedenen Parteien an; die Artikel werden in zufälliger Reihenfolge veröffentlicht.

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