„Wir müssen unbequem werden“
Students For Future berief am Mittwoch eine Vollversammlung an der Universität Leipzig ein. Zwei Tage später ging es zusammen mit Fridays For Future zum internationalen Klimastreik auf die Straße.
Es kommt zum Einlassstopp. Alle Plätze im Audimax sind gefüllt, viele sitzen auf den Stufen und auf der Bühne. Insgesamt sind rund 1.300 Studierende bei der zweistündigen Studentischen Vollversammlung der Gruppe Students For Future (SFF) am Mittwoch anwesend. „Wir haben gehofft, dass wir das Audimax vollbekommen. Mit so vielen Menschen haben wir nicht gerechnet“, sagt Tina Krawczyk, Pressesprecherin von SFF.
Die Vollversammlung am 22. Mai war die erste seit sieben Jahren an der Universität Leipzig. Damit eine Vollversammlung einberufen werden kann, sind die Unterschriften von drei Prozent der Studierenden der Universität nötig. Das entspricht ungefähr 1.050 Unterschriften. Die Gruppe konnte dies mit 2.130 Signaturen um mehr als das Doppelte übertreffen. SSF ließ die Petition zusätzlich durch einen Antrag im StuRa-Plenum legitimieren, um durch diesen auf Werbemittel zugreifen zu können. Rektorin Beate Schücking lobte das Engagement der Gruppe: „Ich finde es ausgesprochen gut, dass sich unsere Studierenden dafür stark machen.“ Auch vielen Universitätsangehörigen sei der Klimaschutz eine Herzensangelegenheit.
Während der Versammlung wurde über Forderungen von SFF an die Stadt Leipzig und an die Universität Leipzig abgestimmt. Gefordert wurde, dass die Stadt den Klimanotstand ausruft, die Universität die Fridays-For-Future-Bewegung (FFF) sowie Studierende innerhalb der Klimabewegung unterstützt und die Universität bis 2023 komplett klimaneutral wird. Des Weiteren erwarten SFF ein freies Bildungsangebot an der Universität zu dem Thema „Klimakrise und Lösungsmöglichkeiten“. Mit großer Mehrheit schlossen sich die Studierenden den Forderungen an und riefen zum gemeinsamen Klimastreik mit FFF am 24. Mai auf. „Wir müssen unbequem werden“, appellierte eine Vertreterin von SFF an die Anwesenden. „Wir müssen rausgehen und laut sein.“ Mit der Vollversammlung folgen die Leipziger Studierenden dem Beispiel Berlins. Am 21. Mai veranstaltete die Gruppe FFF HU an der Humboldt-Universität Berlin ebenfalls eine Vollversammlung, zu der über 600 Studierende kamen.
Gestern versammelten sich die Studierenden ein weiteres Mal, um zusammen mit den Schüler*innen von FFF im Rahmen des weltweiten Klimastreiks – zwei Tage vor der Europawahl in Deutschland und der Kommunalwahl in Leipzig – auf die Straße zu gehen. Schon vormittags wurden im Innenhof des Hauptcampus‘ Plakate gebastelt und letzte Vorbereitungen getroffen. Nachdem einige Redebeiträge gehalten und zum sogenannten Die-in als Form des gewaltlosen Widerstands aufgerufen wurde, bewegte sich die Gruppe um 12.30 Uhr zum Simsonplatz vor dem Bundesverwaltungsgericht.
„Wir sind hier, um euch zu unterstützen und endlich etwas zu verändern“, richtete sich eine Vertreterin von SFF an die FFF-Bewegung. Insgesamt waren die Demonstrant*innen drei Stunden auf der Straße. Die Route führte vom Simsonplatz zum Richard-Wagner-Platz, über den Markt zum Augustusplatz und endete auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Die Forschungsgruppe Durchgezählt schätzte, dass am Freitag 4.100 bis 4.900 Menschen in Leipzig demonstriert haben.
Für die Studierenden von SFF war der Klimastreik durch die hohe Beteiligung ein Erfolg, wie es in einem Beitrag auf der Facebook-Seite der Gruppe heißt. Zukünftig planen sie weitere Aktionen dieser Art in enger Zusammenarbeit mit FFF. Gegenwind erhielt lediglich die Organisation Robin Wood. Deren Mitglieder spannten an der Fassade des Einkaufszentrums Höfe am Brühl ein Banner mit der Aufschrift „Hopp – Hopp – Hopp – Wachstum STOP!“ in Sichtweite der Demonstrierenden auf dem Richard-Wagner-Platz. „Wir müssen unsere Vorstellung von Wohlstand und Wirtschaftswachstum grundlegend in Frage stellen, um globale Probleme zu lösen“, heißt es in einer Pressemitteilung von Robin Wood am Freitag. Die Aktion wurde laut Vertreter*innen von SFF von den Geschäftsführer*innen der Höfe direkt zur Anzeige gebracht.
Fotos: Annika Seiferlein
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