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    Vom 23. bis zum 30. Juni findet in Leipzig die 13. Jüdische Woche statt. Über 100 in der Stadt verteilte Veranstaltungen vermitteln dabei die Vielfalt der jüdischen Kultur und Kunst.

    „Leipzig blickt auf eine lange Tradition der jüdischen Kultur zurück, die bereits im 13. Jahrhundert begann“, erzählt Susanne Kucharski-Huniat vom Kulturamt der Stadt Leipzig. „Seit dem 19. Jahrhundert bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten prägten Persönlichkeiten jüdischen Glaubens Wissenschaft und Kultur der Stadt.“ Um auf den großen Reichtum jüdischer Geschichte, Kultur und Tradition in Leipzig aufmerksam zu machen, findet seit 1995 alle zwei Jahre die Jüdische Woche statt, dieses Jahr unter dem Motto „L’dor v’dor – Von Generation zu Generation“.

    „Es ist der Sinn von Feiertagen und Traditionen, sie von Generation zu Generation weiterzugeben“, erklärt Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, die Bedeutung des Mottos. Inzwischen kommen viele ehemalige Leipziger*innen aus Deutschland, Israel, Großbritannien und Australien mit ihren Kindern und Enkel*innen zur Jüdischen Woche wodurch das Motto noch mehr Bedeutung gewinnt, denn „L’dor v’dor“ ist eine hebräische Redewendung und bezieht sich auf die Verantwortung, Wissen und kulturelle Traditionen von Generation zu Generation weiterzugeben, um das Erbe des jüdischen Volkes zu erhalten.

    Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) bei der Eröffnung der Jüdischen Woche 2017. (Foto: Silvia Hauptmann)

    Der Auftakt der Jüdischen Woche findet am morgigen Sonntag um 17 Uhr an der Gedenkstätte in der Gottschedstraße statt. Dabei sprechen Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und die Vorsitzende des Verbandes ehemaliger Leipziger in Israel, Channa Gildoni. Musikalisch untermalt wird die Veranstaltung vom Leipziger Synagogalchor. Bis zum 30. Juni finden daraufhin in ganz Leipzig Konzerte, Lesungen, Filme, Vorträge, Zeitzeugengespräche und Theateraufführungen statt. Dabei empfiehlt Kucharski-Huniat besonders den Film „Das Letzte Mahl“, der die Machtergreifung der Nationalsozialisten aus der Perspektive einer jüdischen Familie darstellt und am 24. Juni im Cineplex gezeigt wird.

    In „The Last Laugh“ geht US-Regisseurin Ferne Pearlstein der Frage nach, ob man über den Holocaust lachen kann oder darf. Dafür spricht sie mit Comedians wie Mel Brooks und der Auschwitz-Überlebenden Renee Firestone. Nach der Aufführung im soziokulturellen Zentrum die Nato am 26. Juni gibt es außerdem ein Gespräch mit der Filmemacherin. Wer Interesse an jüdischem Theater hat, kann sich im Schauspiel Leipzig am 30. Juni „Zwischenfall in Vichy“ ansehen, das vom Schicksal geflohener Männer und Frauen jüdischen Glaubens in Vichy-Frankreich handelt.

    Das Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus ist einer der vielen Veranstaltungsorte der Jüdischen Woche.

    Die Jüdische Woche will auch an teilweise vergessene jüdische Familiengeschichten in Leipzig erinnern. Dafür zeigt das Stadtgeschichtliche Museum die Geschichte der Künstlerfamilie Chamizer anhand bisher unzugänglicher Kunstwerke und Fotografien. Außerdem zeigt die Ephraim Carlebach Stiftung Kurzporträts Leipziger Jüdinnen, um ihre Sicht auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts darzustellen. Ein ähnliches Ziel verfolgt die Ausstellung „Amos Yaskil – Farbenrausch“ im Ariowitsch-Haus in der Hinrichsenstraße, die den Unterschied zwischen dem Leben des 1935 in Palästina geborenen Künstlers Yaskil und seinem in der Weimarer Republik ebenfalls als Künstler arbeitenden Vater darstellen soll.

    Am 25. Juni tritt das Trio „Canelle“ im Polnischen Institut auf, um die jüdische Musik im New York, Paris und Odessa der 20er Jahre vorzustellen. Den Abschluss der Woche bildet das festliche Konzert, das in der Osthalle des Hauptbahnhofs stattfindet. Dabei führen der israelische Moran Choir, das Jugendsinfonieorchester Leipzig und viele andere Mitwirkende Ernest Blochs „Avodath Hakodesh“ auf.

     

    Titelfoto: Silvia Hauptmann

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