Die Mischung macht‘s
Betonkanu-Team der HTWK auf Erfolgskurs: Nach der gewonnenen Regatta in den Niederlanden hört die Siegessträhne bei der 17. Deutschen Betonkanu-Regatta in Heilbronn nicht auf.
Bei der 17. Deutschen Betonkanu-Regatta am 28. und 29. Juni in Heilbronn fuhr das Team der HTWK Leipzig drei Pokale ein. Bei der größten Veranstaltung dieser Art in Europa gab es eine Doppelspitze für die Herren. Willi Neuhaus und Tim Bäcker belegten mit ihrem Boot „KanU Break Us?“ den ersten Platz, gefolgt von Ludwig Hertwig und Paul Hopperdietzel im „KanUQuietscheentchen“. Das Damen-Team um Johanna Jachmann und Judith Kleiser wurde in ihrer Führungsposition vom Duo aus Twente gerammt, Kleiser fiel ins Wasser. Das Team erhielt am Ende die Auszeichnung „Sieger der Herzen“.
Einige Wochen vor dem Wettbewerb liegt das „KanU Beat Us“ noch verkehrt herum in der Versuchshalle der Fakultät Bauwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK). Vize-Kapitän Hertwig inspiziert das Boot, welches auf seiner Unterseite eine Delle vorweist. „Solche heftigen Stöße sind eigentlich nicht normal. Das ist sehr schade, wenn es bei einem Rennen anscheinend nur darum geht, die Boote zu zerstören.“ Die „Sportverletzung“ hat sich das Kanu Ende Mai beim jährlichen BetonKanoRace in den Niederlanden zugezogen. Das HTWK-Team konnte sich dort gegen 17 Universitäten aus drei Ländern Europas durchsetzen. Es erzielte jeweils einmal die Gold-, Silber- und Bronzemedaille und gewann zusätzlich noch die Preise für die erfolgreichste Hochschule und die Gesamt-Performance. Das Kanu „Quietscheentchen“ holte zudem die Trophäe für das schönste Kanu. Und das, obwohl der Rennsport für das Team Hertwig wichtiger ist als die kreative und konstruktive Gestaltung: „Der Rennsport ist einfach objektiver. Wir legen Wert auf das Gesamtpaket und konzentrieren uns daher nicht nur auf eine Kategorie, sondern versuchen alle in Einklang zu bringen.“ Ein paar kleine Besonderheiten einzubauen, lässt sich das Team trotzdem nicht nehmen. Die Außenseite des Kanus „Reformator“ haben die Teammitglieder beispielsweise mit Leuchtpartikeln verziert.
Das Team der HTWK existiert seit 2015 und besteht hauptsächlich aus Studierenden des Fachs Bauingenieurwesen. Seit ihrer Gründung haben die Mitglieder 14 Kanus gebaut und sind somit Spitzenreiter in Deutschland. Die Herstellung eines Betonkanus dauert Hertwig zufolge etwa drei bis vier Monate. „Die Schalung ist das A und O. Alles andere ist in wenigen Stunden gemacht“, erklärt er. „Es ist ein bisschen wie Kuchenbacken. Man hat ein Grundrezept, probiert aber viel aus. Dann kann man noch an den Details und Verzierungen feilen.“
Die Idee, Boote aus Beton zu bauen, etablierte sich vor allem durch den Stahlmangel in den Weltkriegen. Man stellte jedoch schnell fest, dass diese Bauweise gerade bei größeren Schiffen durch das vergleichsweise hohe Gewicht des Betons das Manövrieren erschwerte. Das erste Kanu aus Beton wurde in den 1960ern in den USA gebaut und wog 180 Kilogramm – kaum zu vergleichen mit den Kanus der HTWK, bei denen das „Quietscheentchen“ mit 46 Kilogramm auch den Preis für das leichteste Kanu beim BetonKanoRace gewann. Hertwig zufolge sind die Betonkanus ein gutes Beispiel dafür, wie formbar der Baustoff ist. „Zudem ist es einfach zu reparieren und auszubessern.“ Lachend gibt er zu: „Wir sind schon ein bisschen betonverrückt und probieren alle Ideen aus, die wir so haben.“ Ihr Erfolgskonzept sei die Kombination aus spielerischen Kleinigkeiten, einer einzigartigen Geometrie, der Baumischung und dem Training. „Außerdem fahren wir in der professionellen Stellung, mit einem Bein kniend. „Die Holländer paddeln noch auf beiden Knien, versuchen sich aber mittlerweile auch daran“, erzählt Hertwig.
Die Betonkanu-Regatte sei mittlerweile ein richtiger „Prestige-Wettbewerb“ geworden. „Da ist es umso erfreulicher, dass wir als kleine Hochschule so gut mithalten können“, betont Hertwig. Kapitän Jan Teuchert bestätigt: „Die Regatta in den Niederlanden hat uns gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Das nächste Ziel steht laut Hertwig auch schon fest: „Wir arbeiten gerade daran, die Möglichkeiten zu schaffen, damit die Regatta 2021 in Leipzig stattfinden kann.“
Titelbild: IZB Sascha Steinbach
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