Du bist, wo du isst
Horoskope lesen ist sowas von 2018! Nicht mehr das Sternzeichen entscheidet, ob ihr miteinander kompatibel seid, sondern die Wahl eures Sitzplatzes in der Mensa am Park. Welcher Mensatyp bist du?
Moritzbastei-Marlene
Dein Stammplatz auf der Mauer der MB hat viele Vorteile: Backsteine, die einen schönen Kontrast zum Mensa-Tablett bieten (für Instagram!), viel Sonne, und immer was zum Gucken. Vielleicht radelt grad zufälligerweise dein Tindermatch von gestern vorbei. Manchmal allerdings nerven dich die uncoolen Rentner-Reisegruppen mit ihren Fragen, ob die MB immer noch so ein famoser Schuppen sei wie früher und ob Angela Merkel, als sie noch jung und ideenreich war, beim Bau wirklich mit angepackt hat.
Obergeschoss-Ole
Hoch hinaus ist nicht nur irgendein Lifestyle, sondern dein Lifestyle! Im ersten Stock der Mensa findest du immer einen Platz und kannst die bemitleidenswerte Masse im Erdgeschoss mit Karottenkuchen bewerfen. Außerdem gibt es eine eigene Geschirrabgabe und einen Geheimausgang zum Hörsaalgebäude! Manchmal rauchst du auch zusammen mit Sabine vom Küchenteam, die gerade draußen auf der Sonnenterrasse chillt und kurz vor Mittag in der Regel ihre zweite Schachtel anfängt.
Draußen-Daniela
Wie hat Oma immer gesagt? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Dieser Spruch ist nicht nur bei dir hängengeblieben, du hast ihn zu deinem Lebensmotto auserkoren. Am liebsten speist du draußen bei Regen, dann hast du die Tische und Stühle vor der Mensa nämlich für dich allein. Dank der Multifunktionsjacke bemerkt man die paar Tröpfchen sowieso nicht. Manchmal wird das Wok-Gericht dann zwar ein bisschen wässrig, aber ist ja nur Regenwasser. Und bei Sonnenschein verwandelt sich die Zip-Off-Hose von Jack Wolfskin ratzfatz in Shorts.
Erdgeschoss-Elise
In der Vorlesung habt ihr euch lustige Videos im Gruppenchat geschickt, statt aufzupassen. Jetzt kann man endlich in normaler Lautstärke den neuesten Gossip austauschen. Super praktisch sind die langen Tische im Erdgeschoss, da dort deine ganze Crew hinpasst. Bisschen ärgerlich, wenn zwischendrin noch Fremde sitzen, die unglücklicherweise vorher da waren. Aber zur Not kann man einfach um sie herum quatschen.
Fenster-Frank
Nicht nur im Flugzeug kämpfst du um den Fensterplatz. Auch in der Uni lässt du den inneren Goldfisch raus. Es gibt nichts besseres, als in der sicheren Mensablase zu sitzen, während auf der anderen Seite des Glases die Menschen gestresst vorbeirennen. Sollte es jemand von draußen wagen, deinen Blick zu erwidern oder sogar gegen die Scheibe zu klopfen, starrst du böse und ärgerst dich. Die Petition für verspiegelte Fenster im Erdgeschoss haben nur deine vier Freunde unterschrieben.
Park-Pauline
Seit der Lektüre des ZEIT-Studienführers 2016 hast du davon geträumt, mit anderen Studierenden lachend und im Kreis auf einer Wiese zu sitzen. Außerdem bist du seit der Ersti-Woche Kettenraucherin von Selbstgedrehten. Deshalb geht’s bei schönem Wetter sofort nach der Essensausgabe raus in den Park, direkt zu deinem Lieblingsplatz im Halbschatten. Je mehr Ameisenstraßen dabei über deinen Teller führen, desto besser!
Stalker-Sascha
Dein Faible fürs People-Watching kannst du auf den erhöhten Drehstühlen direkt hinter den Kassen so richtig ausleben. Es fing mit dem Fernglas und den durchsichtigen Vorhängen bei den Nachbarn an, jetzt sitzt du hier. Kleiner Tipp, deine verspiegelte Sonnenbrille versteckt zwar deine wertenden Blicke auf die Teller deiner Kommilitonen, ist aber nicht weniger verdächtig! Dein Fernglas trägt auch nicht gerade dazu bei, dass du unauffällig deiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung nachgehen kannst.
Treppen-Tristan
Verstecken unter der Treppe – nicht nur Harry-Potter-Fans lieben diesen Trick. Ist es nun das Klackern der Absätze auf den Treppenstufen über deinem Kopf, das dir ein Geborgenheitsgefühl gibt, oder doch die Ruhe im hintersten Winkel der Mensa, um ungestört das geklaute Schnitzel unter dem Nudelberg zu verdrücken?
Wander-Walter
Ich bin dann mal weg – mit dem Mensatablett! Je weiter weg von der Uni, desto besser, denkst du dir, und nimmst gleich mal die S-Bahn nach Markkleeberg Nord. Ist doch total lächerlich, sich in die überfüllte Mensa zu quetschen. Das Geschirr nimmst du meistens direkt mit. Es fehlt seit der letzten WG-Party ja sowieso schon wieder Besteck.
Fotos: Annika Seiferlein
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.