Improvisationstheater mit Brimborium Totale
Seit gut einem Jahr gibt es die Hochschulgruppe Brimborium Totale. Demokratisch und respektvoll wird hier miteinander gesummt, geschrien und geschauspielert.
Mittwochabend, 19.15 Uhr. Über den Flur im zweiten Stock des Seminargebäudes der Universität Leipzig hallen ungewöhnliche Laute. Seufzen, Schmatzen, Summen, Stöhnen. Die Truppe des Improvisationstheaters Brimborium Totale wärmt sich schon mal stimmlich auf.
Vicky Emilie Heinemann und Mirko Winkler haben die Hochschulgruppe im Mai 2018 gegründet. „Das erste dreiviertel Jahr haben wir alle Stunden selbst vorbereitet und angeleitet, um erst einmal unser Wissen weiterzugeben“, sagt Vicky, die schon seit fünf Jahren Improvisationstheater macht. Mehr und mehr übernehmen nun alle diese Aufgabe. Die Sonderpädagogikstudentin hatte in vorigen Theatergruppen immer das Gefühl, sich nicht genügend einbringen zu können. Deshalb sei es ihr wichtig, das Klima demokratisch zu gestalten und die Gruppe zu öffnen.
Schwerpunkt der heutigen Session ist die Stimme. Jenny, Musiklehrerin, und Maria, ehemalige Rhetorikstudentin, haben die Leitung dafür übernommen. Nach ausgiebigem Aufwärmen nicht nur der Stimmbänder und -muskeln, sondern des gesamten Körpers, ist eine Szenenübung mit Stimmarbeit dran. Die Schauspieler sollen mit nur drei Worten einen heranfahrenden Zug dazu bringen, sofort anzuhalten: „Stop the train!“ schreien sie panisch, flehen und betteln, fallen dramatisch auf die Knie oder flüstern ihm sachte zu.
Astrid, Psychologiestudentin, hat bei Brimborium Totale das erste Mal Improtheater-Luft geschnuppert. „Ich war am Anfang ziemlich aufgeregt und dachte, ich könnte das nicht. Aber dadurch, dass wir uns in der Gruppe besser kennen, ist es nun leichter, sich zu öffnen und zu spielen.“ Eines der Must-haves für Vicky. „Dass wir zusammenwachsen, dass wir ehrlich miteinander umgehen und uns gemeinsam entwickeln.“ Aus diesem Grund ist jetzt auch Aufnahmestopp. Sonst müsse man immer wieder von vorne anfangen, bis sich eine gewisse Vertrautheit einstelle, erklärt Vicky. „Der größte Erfolg für mich ist, dass Leute anfangs noch sagten, sie möchten auf keinen Fall auftreten und jetzt bei jedem Auftritt dabei sein wollen. Das ist einfach richtig schön zu sehen.“
John, Germanistik- und Geschichtsstudent, bezeichnet Improtheater, im Gegensatz zu anderen Theaterformen, als ein „totales Experiment“. Für Robert, Tischler, hat Improtheater noch eine persönlichere Komponente. Er begann mit dem Spielen, um Ängste zu überwinden. „Ich war früher sehr schüchtern und hatte immer Angst, vor Leuten zu sprechen. Das hat sich durch das Theater stark verbessert.“ Mittlerweile ist er vor allem des Spaßes wegen dabei.
Der respektvolle Umgang miteinander ist spür- und sichtbar. Nach gespielten Szenen gibt es Feedback, wobei konstruktiv und nicht angreifend gearbeitet wird. Es geht um die Sache, unter Rücksicht der Personen. Brimborium Totale ist ein Beispiel dafür, wie aus schüchternen Menschen selbstbewusste Bühnencharaktere werden und der Mut eines Jeden nach außen gekehrt wird.
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