Stadtgeschichte mit Plaisir
Vier Museologie-Studierende der HTWK Leipzig führen im Rahmen einer Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum zu selbst gewählten Themenschwerpunkten durchs Alte Rathaus.
Raus aus dem Hörsaal, rein ins Museum. Im Rahmen des Moduls Museumspädagogik im Studiengang Museologie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) konzipierten Studierende Führungen durch das Alte Rathaus. Für diese Kooperation zwischen Hochschule und Stadtgeschichtlichen Museum ist Gisela Weiß, Fachgebiet Museumspädagogik an der HTWK, auf das Stadtgeschichtliche Museum zugekommen. Neben dem Stadtgeschichtlichen Museum gibt es eine solche Zusammenarbeit auch mit den Grassi Museen, dem Schulmuseum und dem Museum der bildenden Künste.
Am Hauptkooperationspartner, dem Stadtgeschichtlichen Museum, schätzt Gisela Weiß die große Sammlung und die Vielfalt der Themengebiete. So konnte sich jede*r der Studierenden einen Bereich nach eigenem Interesse aussuchen. Vier dieser „Newcomer“, wie sie im Projekt genannt werden, führen nun durch das Alte Rathaus. Entstanden sind vier komplett unterschiedliche Themen, so fanden im September die Führungen der Studentinnen Luise Hahmann („Musikboom – Von großen Künstlern, Verlegern und Pianofabriken in Leipzig“) und Nadine Neumann („Sowohl zum Nutzen als auch zum Plaisir – Von der Gartenlust in Leipzig“) statt. Es sollen noch zwei Führungen von HTWK-Studenten mit den Schwerpunkten Messestadt und Frauenrechte in Leipzig folgen; die Termine stehen noch nicht fest.
An einem regnerischen Mittwoch führt Nadine zur „Gartenlust in Leipzig“ durch das Alte Rathaus. Die Gruppe ist eher klein, aber stellt viele Fragen, welche die Studentin im sechsten Semester souverän beantwortet. Wenn sie nicht weiter weiß, helfen ihre Dozentin Frau Weiß, die Museumspädagogin des Stadtgeschichtlichen Museums, Franziska Jenrich-Tran und die Kuratorin für Kunstgeschichte, Ulrike Dura. Anhand von Karten, Wandbehängen, Stadtplänen und Statuen berichtet Luise über die Anfänge von Gärten in Leipzig und den Übergang von Nutz- zu Zierpflanzengärten. Sie spricht vom ehemaligen Apels Garten, in welchem der erste Kaffeebaum von Leipzig sein Zuhause fand, und von Amerikanischen Aloe Veras in den Gärten Leipzigs. Als Anschauungsobjekt hat sie eine Aloe mitgebracht, denn von den Gärten selbst sind kaum mehr als Zeichnungen übrig. Lediglich im Clara-Zetkin-Park sei noch ein alter Pavillon zu finden.
Für Luise und Nadine ist die Zusammenarbeit eine „interessante Erfahrung mit Museen zu arbeiten und reinzuschnuppern“, vor allem in verschiedene Ansätze der Pädagogik. Auch sei die Praxis gut mit der Theorie verknüpft worden. Die Studentinnen können sich gut vorstellen, auch nach dem Studium durch Museen zu führen. Luise ergänzt außerdem, dass „Ausstellung für Führungen konzipiert sind“.
Die Museumspädagogin des Stadtgeschichtlichen Museums, Franziska Jenrich-Tran schätzt an der Zusammenarbeit, dass man als Museum neue „Anregungen bekommt, da Objekte anders präsentiert werden“. Für die jungen Menschen sei es eine Gelegenheit sich in der Praxis auszuprobieren, aber auch für das Museum eine Chance einen neuen Blickwinkel auf Objekte zu bekommen. Als Museumspädagogin ist sie Ansprechpartnerin für die Studierenden und die Schnittstelle zwischen Museum und Besuchenden. Natürlich sprächen solche Führungen eher stadtgeschichtlich interessierte Museumsgänger*innen an, aber Jenrich-Tran wünscht sich auch mehr junge Besuchende. Alle Führungen sind frei zugänglich, lediglich der Eintritt muss gezahlt werden. Von Seiten der HTWK, aber auch des Stadtgeschichtlichen Museums hoffen, dass die Zusammenarbeit auch im nächsten Jahr weiterläuft.
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