Jenseits von männlich, weiblich und divers
Hannah Schwaiger und Ricarda Funnemann sind mit ihrem Kurzfilm „Luca (m/w/d)“ das erste Mal auf einem großen Festival. Ihre Produktion feierte Weltpremiere beim Dok und läuft noch zwei Mal.
Der Moment, in dem die Zusage kam, dass „Luca (m/w/d)“ auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (Dok) laufen wird, war für die Regisseurinnen Hannah Schwaiger und Ricarda Funnemann ein ganz besonderer. „Das war sau krass“, sagt Ricarda und Hannah fügt hinzu: „Da musste ich erst mal meine Mutter anrufen.“ Auf dem Dok fühlen sie sich nun ein bisschen wie die „Underdogs“, sind aber mächtig stolz, dabei zu sein.
Ihr Kurzfilm porträtiert Luca, eine Person, die sich keinem Geschlecht zuordnen will und gewissermaßen über allen Kategorien von männlich, weiblich oder divers steht. Ziel des Films sei es, diese andere Auffassung von Gender zu verbreiten. Sie lassen Luca eine ganz eigene Theorie, ein Gefühl von Geschlecht erzählen. Damit bieten Hannah und Ricarda einen sehr subjektiven und persönlichen Einblick. „Luca (m/w/d)“ hat eine Spielzeit von sieben Minuten und läuft beim Dok zusammen mit dem Film „Under the Skin“, der drei Transgender-Teenager begleitet. Weltpremiere feierten beide Produktionen am Donnerstag im Cinestar.
„Unseren Film das erste Mal auf der großen Leinwand zu sehen – das war ein schönes Gefühl“, sagt Ricarda nach der Premiere. Es ist das erste Projekt, das sie gemeinsam mit Hannah umsetzt. Die beiden kennen sich bereits seit 2012 über ihr Studium in Dortmund. Ricarda studiert Fotografie im Master, Hannah hat Film studiert und im letzten Jahr ihren Abschluss gemacht. Luca haben die beiden über Instagram entdeckt. Ricarda, die sich eigentlich auf Modefotografie spezialisiert hat, arbeitete dann mit Luca zusammen und so entstand die Idee eines Films.
„Luca (m/w/d)“ war ein freies Projekt, ohne finanzielle Förderung. Am Ende haben die beiden Regisseurinnen aus eigener Tasche Geld in den Film gesteckt, um das Projekt zu verwirklichen. Geld war auch der Grund, weshalb der Film nur sieben Minuten dauert. „Wenn mir jemand gesagt hätte ‚Mach 50 Minuten draus, ich geb dir Geld‘ – ich hätte es sofort gemacht“, sagt Hannah.
Mit ihrem Film wollen die jungen Regisseurinnen eine Botschaft vermitteln. Ziel sei es, die Medien mit den Themen zu füttern, die den beiden am Herzen liegen. Gerade in Zeiten von homophober Gewalt und Rassismus sei es noch wichtiger geworden, den Menschen zu zeigen, welche Sichtweisen auf das Thema Geschlecht noch existieren. Deshalb wollen Hannah und Ricarda ihren Film auch bald online frei zur Verfügung stellen – damit ihre Botschaft für alle Menschen zugänglich ist.
„Luca (m/w/d)“ läuft auf dem Dok noch am Samstag, 2. November in der Schaubühne Lindenfels und am Sonntag, 3. November im Cinestar gemeinsam mit „Under the Skin“.
Titelbild: DOK Leipzig 2019/ Susann Jehnichen
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