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  • Graue Sitze, buntes Programm: Kaleidoskop ist zurück

    Nach über zwei Jahren öffnete der Filmclub Kaleidoskop erneut die Tore des Hörsaals und präsentierte mit der Dokumentation „Germania“ den ersten Film ihres neuen Programms.

    Am letzten Freitag, den 8. November präsentierte der Filmclub Kaleidoskop der Universität Leipzig nach über zwei Jahren Pause den ersten Film des Semesters: „Germania“, eine Dokumentation über eine Münchner Studentenverbindung von Lion Bischof aus dem Jahr 2018.

    18:30 Uhr, der Hörsaal 4 der Universität Leipzig ist voll und die Stimmung gut. An der Eingangstür wird anstelle von Tickets Bier verkauft, denn der Eintritt ist frei. Dicht an dicht drängt sich das Publikum in den Reihen, die zwar härter sind als Kinosessel, doch trotzdem niemanden daran hindern es sich gemütlich zu machen. Ein blaues Bild mit weißen Kristallen im Hintergrund und der Aufschrift „Kaleidoskop. Filmclub der Universität Leipzig“ wird an die Wand projiziert als einige Mitglieder des Filmclubs, samt des aus München angereisten Regisseurs, die Bühne betreten. Freudig begrüßt Kaleidoskop-Mitglied Patrick die Anwesenden. Er ist der Einzige, der schon 2017 dabei war und verantwortlich für das Wiederbeleben von Kaleidoskop.

    „Wir wollen viele Nuancen abbilden, verschiedene Bilder zeigen und unterschiedliche Facetten der Filmlandschaft darbieten. Deshalb der Name Kaleidoskop“, erklärt Patrick, der Kommunikations- und Medienwissenschaft im Master studiert. Damals habe Kaleidoskop noch einen Lizenzgeber gehabt, das heißt es musste aus einem Kontingent von Filmen ausgewählt werden. Dieses Kontingent enthielt vor allem Filme aus dem Spektrum des Mainstreams. Kaleidoskop möchte jedoch Kino machen, das sich nicht am Mainstream orientiert. „Germania“ zeigt das Leben in einer Studentenverbindung in München, ohne das Geschehen zu kommentieren. Dabei entstehen intime Einblicke in eine studentische Parallelwelt. Es geht dem Film nicht darum, die Protagonisten vorzuführen. Vielmehr ist es ein Versuch mit Menschen, die mit dem Regisseur eine Stadt teilen und gleichzeitig in einer anderen Welt leben, ins Gespräch zu kommen und zu verstehen, was sie antreibt. Der Film ist vielleicht ein Vorschlag Gespräche zu suchen, um die Wurzel eines Problems zu ergründen, anstelle bloß die sichtbaren Keime mit Gift zu besprühen. Er zeigt Menschen, die versuchen einer komplizierten Welt sowie Einsamkeit zu entfliehen und dabei Regeln und Rituale befolgen, die auf Außenstehende so absurd wirken, dass das Publikum immer wieder lachen muss.

    „Wir wollen Filme zeigen, die wir gut finden und die uns interessieren. Filme, die nicht sowieso schon in allen Kinos laufen, sondern eher unbekannt sind“, erklärt Anne von Kaleidoskop, die derzeit in Geschichte promoviert. Außerdem soll Raum für Gespräche und Diskussionen entstehen, weshalb Kaleidoskop die Regisseur*innen zu den Filmvorführrungen einlädt. So entsteht ein Austausch zwischen Filmschaffenden und dem Publikum. Einige Besucher*innen des Films „Germania“ interessiert, warum die Studentenverbindung den Dreh einer Dokumentation überhaupt zugelassen hat. Daran anschließend kommen Fragen zum Verhältnis des Drehteams und den Protagonisten während und nach des Drehs auf. Bischof erklärt, dass er Überzeugungsarbeit leisten musste und einen langen Brief schrieb, in dem er sein Interesse darlegte und klar machte, dass es ihm nicht um investigativen Journalismus gehe, obwohl er Studentenverbindungen kritisch gegenübersteht. Die Protagonisten hätten nach dem Fertigstellen des Films die Chance gehabt Dinge zu beanstanden, jedoch nur im Falle einer verzerrten Darstellung der Realität. Niemand der gezeigten Germania-Mitglieder machte davon Gebrauch. Bischof betont, dass während des Drehs seitens Germania sicherlich darauf geachtet wurde „sich zu benehmen“. Im Film wird von den Verbindungsmitgliedern unter anderem ein Lied zum Besten gegeben, das während des zweiten Weltkrieges von der SS als Zeichen der Treue an Hitler gesungen wurde. Dass der Film also nur eine abgespeckte Version dessen zeigen kann, was wirklich hinter Germania steckt, darf also nicht vergessen werden. Der Filmabend ist schließlich früher zu Ende als einigen lieb ist, denn der Hörsaal muss um Punkt 21 Uhr verlassen werden. Auf eine Verlängerung ließ sich die Universität bisher nicht ein.

    All das kostet am Ende ja auch Geld: Die Fahrt- und Unterkunftskosten der Regisseur*innen müssen bezahlt und die Filmlizenzen einzeln erworben werden. Der Filmclub Kaleidoskop erzielt keinen Gewinn und erhält derzeit kein Förderungsgeld vom Stura der Universität Leipzig. „Leider sind die Kulturtöpfe des Sturas momentan leer“, erklärt Max von Kaleidoskop, der wie Patrick Kommunikations- und Medienwissenschaft im Master studiert. Der Filmclub ist daher auf Spenden angewiesen, weshalb vor dem Beginn des Films ein Sparschwein herumgereicht wird.

    Von nun an präsentiert Kaleidoskop wöchentlich sein schillerndes Programm abseits des Mainstreams. Die nächste Filmvorführung findet im Hörsaal 4 der Universität Leipzig am Freitag den 15. November statt. Diesmal wird „Der heilige Berg“ von Alejandro Jodorowskys gezeigt. Einlass ist um 18:30 Uhr.

     

    Titelbild: Hannah Niederfeld

     

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