„Es ist ein Klassiker“
Am 17. Dezember spielt der Rapper Trettmann in seiner Wahlheimat Leipzig im Haus Auensee. Vorab hat ihn luhze-Redakteurin Pia Benthin zu seinem neuen Album „Trettmann“ interviewt.
Sonnenbrille, Cap und Hoodie: Fertig ist der Trettmann-Look. Seit 2016 ist der gebürtige Chemnitzer aus dem deutschen Rap nicht mehr wegzudenken. 2017 erreichte das Album „#DIY“ als erstes seiner Alben die deutschen Charts. Im September erschien mit „Trettmann“ das vierte Album des Künstlers, mit dem er nun auf Tour geht. Seit Ende November tritt er in ganz Deutschland auf und wird am 17. Dezember Halt im Leipziger Haus Auensee machen.
Per E-Mail beantworte er die Fragen von luhze-Redakteurin Pia Benthin zu seinem neuen Album, seinem Musikstil und verschiedenen Kooperationen.
Wie würdest du deine Musik in eigenen Worten beschreiben?
Ein Mix aus R&B, Dancehall und Hip-Hop, gepaart mit deutscher Sprache.
Was hat es mit dem Namen Trettmann auf sich?
Der Name stammt aus alten Reggaezeiten – Ich habe einfach Dread und Man zusammengesetzt und eingedeutscht. Lustig ist, dass es diesen Namen wirklich gibt.
Du bist in Chemnitz aufgewachsen, wohnst in Leipzig und arbeitest in Berlin. Was sind Unterschiede zwischen den Städten und wo bist du am liebsten?
Chemnitz habe ich Ende der 90er-Jahre verlassen. Insofern fällt es mir schwer, mir heute ein Bild über die Stadt zu machen. Ich genieße es, zwischen Leipzig und Berlin zu pendeln, zwischen beschaulicher Metropole und Weltstadt. In Leipzig geht alles etwas ruhiger zu und ich finde Zeit für Familie und Freunde.
Am 13. September ist dein neues Album erschienen. Wie unterscheiden sich „Trettmann“ und „#DIY“?
„#DIY“ ist jetzt über zwei Jahre alt und aus der Underdog-Perspektive geschrieben. Es gibt Leute die sagen, es ist ein Klassiker. Mein aktuelles Album ist die Fortsetzung in der Zusammenarbeit mit Kitschkrieg, ohne dass wir uns wiederholt haben. Es ist noch minimaler in Sachen Produktion und Lyrik und zeigt, was wir in der Zwischenzeit dazugelernt haben.
Wie ist es zu der Kooperation mit Seeed gekommen und wie war das für dich?
Seeed waren für mich immer die große Ausnahme. Ich habe massiven Respekt für deren Arbeit und halte diese Band für eine der besten hierzulande. Peter Fox wiederum ist ein begnadeter Songwriter. Seit wir uns vor einem Jahr wieder getroffen haben, sehen wir uns immer öfter und viben über gemeinsamen Texten. Das alles inspiriert und macht mich froh.
Auf „Trettmann“ gibt es zwei Features mit jungen Musikerinnen, Keke und Alli Neumann. Im Rap sind Frauen eher selten zu finden und auch auf Festivalbühnen unterrepräsentiert. War das für dich eine bewusste Entscheidung?
Es war nicht so, dass ich nach Frauen gesucht habe. Aber als Kitschkrieg mir beide Künstlerinnen vorgestellt haben, wollte ich sie unbedingt auf dem Album haben. Dass man nebenbei Frauen pusht, ist ein guter Nebeneffekt, aber hier waren Skills zuerst da.
Wenn es im Deutsch-Rap um Geschichte geht, dann oft eher verharmlosend oder ironisch. Du widmest dich in „Stoplpersteine“ den Jahren 1933-45 von einer anderen Seite. Wie kam es zu diesem Lied, was ist die Geschichte dahinter?
Ich empfand Stolpersteine, inspiriert vom gleichnamigen Kunstprojekt Gunter Demnigs, schon seit längerem als ein geeignetes Bild für einen Song gegen das Vergessen und die Verrohung mancher Mitmenschen. Wenn wir nichts aus unserer Geschichte gelernt haben, dann war alles umsonst. Es bedurfte wirklich der im Song beschriebenen Situation, um diesen Song überhaupt zu schreiben. Alle anderen Bilder waren einfach zu traurig und dark für mich.
Auf „Trettmann“ gibt es mit „Du weißt“ wieder eine Single zusammen mit dem Sänger Gzuz bekannt aus der Hamburger Gruppe 187 Straßenbande. Dessen Freundin Lisa machte ihm über Instagram schwere Vorwürfe, unter anderem soll Gzuz ihr gegenüber gewalttätig gewesen sein. Was an den Vorwürfen dran ist, bleibt unklar, denn beide Parteien schweigen nun. Diverse Medien berichteten und erhielten wie hiphop.de und rap.de Abmahnungen und nahmen teilweise Artikel offline. Von Trettmanns Management hieß es per Mail auf die Frage, ob Gewaltvorwürde und Vorstrafen für die Zusammenarbeit relevant sei: „Zum Thema 187 wurde im Zuge der Interviews zum Album auch schon alles mehrfach gesagt.“ In einem Interview mit dem Magazin Spex hieß es unter anderem: „Ich habe mich mit Gzuz getroffen und über die Anschuldigungen, die im Raum standen, unterhalten. Und ich habe mich dazu entschlossen, wieder mit ihm zu arbeiten.“
Titelbild: www.kitschkrieg.de
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.