„Die Studierenden sind wie ein Motor für unsere Stadt“
Am 1. März findet der zweite Wahlgang der Oberbürgermeister*innenwahl statt. Wir haben allen Kandidierenden die gleichen Fragen gestellt, diesmal an der Reihe: Sebastian Gemkow, der Kandidat der CDU.
Der CDU-Kandidat Sebastian Gemkow wurde am 27. Juli 1978 geboren. Der Jurist ist seit Dezember 2019 Staatsminister für Wissenschaft.
Warum wollen Sie Oberbürgermeister werden?
Ich bin überzeugt, dass Leipzig Mut, Offenheit für neue Ideen und Entschlossenheit braucht, um die großen Aufgaben zu lösen. Gerne möchte ich einen Beitrag dazu leisten und Verantwortung für meine Heimatstadt übernehmen.
Was ist das Beste an Leipzig? Was mögen Sie an Leipzig nicht?
Leipzig ist eine wunderbare und vielfältige Stadt. Aber es gibt auch viele Baustellen: An den Unis, Schulen und Kitas, beim Verkehr, aber auch beim Thema Sicherheit, wenn ich an die jüngsten Ausschreitungen denke.
Was ist Ihre primäre Aufgabe als Oberbürgermeister?
Ich will ein Oberbürgermeister für alle Leipzigerinnen und Leipziger sein und dazu beitragen, die verschiedenen Ideen und Interessen so in einen Ausgleich zu bringen, dass alle Menschen sich hier wohlfühlen und frei und sicher leben können.
Welche Rolle sollen in den nächsten sieben Jahren Studierende in Leipzig spielen?
Die Studierenden sind wie ein Motor für unsere Stadt. Mit neuen Ideen bringen sie unsere Stadt voran. Ich will dafür sorgen, dass sie beste Bedingungen hier in Leipzig vorfinden.
Was ist das drängendste Problem in Leipzig?
Vieles ist wichtig, aber ich will gleich am Anfang in alle Ämter gehen und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen. Sie sollen von Anfang an wissen, dass sie meinen Rückhalt haben und ich auch dann hinter ihnen stehe, wenn einmal Fehler passieren. Ich möchte sie ermuntern, mutig im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu entscheiden. Denn wir brauchen keine Verbotskultur, sondern eine Kultur des Ermöglichens.
Wie wollen Sie dem Klimawandel als Oberbürgermeister begegnen?
Ich will für ein besseres ÖPNV-Angebot und mehr Stadtgrün sorgen. Auch grüne Architektur kann einen Beitrag leisten. Wir könnten deutlich mehr mit nachwachsenden Rohstoffen wie dem natürlichen CO2-Speicher Holz bauen.
Was sind Ihre Pläne für den ÖPNV?
Zusätzliche Strecken, eine höhere Taktung, Vielfahrer entlasten und einen digitalen Fahrschein einführen, bei dem man für die tatsächlich gefahrene Strecke bezahlt.
Sind Sie für die Einführung eines 365 Euro-Tickets?
Ich gönne jedem ein billigeres Ticket. Aber entscheidend ist, dass wir den ÖPNV attraktiver machen. Dazu braucht es in erster Linie bessere Angebote, also mehr Strecken – auch ins Umland – und eine höhere Taktung.
Sind Sie für einen zweiten City-Tunnel, der Ost und West verbindet?
Ja! Wir sehen doch schon beim ersten Tunnel, dass sich die angrenzenden Stadtteile gut entwickeln. Ein zusätzlicher Ost-West-Tunnel trägt dazu bei, auch die übrigen Stadtteile besser zu erschließen. Davon profitiert unterm Strich ganz Leipzig.
Was sollte im Jahr 2040 das primäre Fortbewegungsmittel in Leipzig sein?
Ob Auto, Fahrrad oder ÖPNV – wir brauchen neue Ideen, um für alle Menschen eine gute und barrierefreie Mobilität zu ermöglichen. Es bringt nichts, die verschiedenen Verkehrsträger gegeneinander auszuspielen.
Woher sollte Leipzig Strom und Fernwärme beziehen?
Wir brauchen einen intelligenten Mix der verschiedenen Energieträger. Anders werden wir Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit nicht in den Griff bekommen.
Was sind Ihre Pläne, um den steigenden Mieten in Leipzig zu begegnen?
Bauen, bauen, bauen! Wohnungsbau ist der beste Mieterschutz und das beste Mittel gegen steigende Mietpreise.
Welche Aufgabe sollte der LWB in der Entwicklung des Leipziger Wohnungsmarkts zukommen?
Aufgabe der LWB ist es, für vernünftige Wohnungen der Bestandmiete zu sorgen und nach Möglichkeit neuen Wohnraum zu schaffen.
Was werden Sie gegen Wohnungslosigkeit tun?
Bereits heute wird ausreichend Wohnraum für die Obdachlosen in unserer Stadt bereitgestellt. Entscheidend ist daher, dass wir die Angebote sicherer und attraktiver gestalten, damit noch mehr Menschen davon auch tatsächlich Gebrauch machen.
Wie stehen Sie zu der neuen SoKo Linx?
Ich habe Sie damals mit ins Leben gerufen, weil wir mehr brauchen als deutliche Worte. Leider gibt es in Leipzig Menschen, die den Weg des friedlichen Diskurses schon seit vielen Jahren verlassen haben. Wir dürfen nicht hinnehmen, wenn beispielsweise Polizisten angegriffen werden. Der Freistaat und die Stadt Leipzig stehen hier in der Verantwortung.
Gibt es eine Stadt, die Leipzig als Vorbild dienen könnte?
Beim Thema Digitalisierung denke ich an die Stadt Tartu in Estland. Dort sind bereits 99 Prozent der Verfahren digitalisiert. Ich habe mich daher kürzlich mit dem Oberbürgermeister von Tartu, Urmas Klaas, getroffen, um von den Erfahrungen dort zu lernen.
Welche*n Kandidat*in halten Sie – außer sich selbst – für den*die beste*n?
Das sollen die Wählerinnen und Wähler beurteilen.
Was ist Ihre größte Stärke gegenüber den anderen Kandidierenden?
Auch das liegt im Auge des Betrachters oder der Betrachterin.
Titelfoto: Michael Bader
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