Frauen machen Druck
In der Online-Datenbank Female Pressure kann man nach Frauen, trans und non-binären Personen in verschiedenen Branchen zum Beispiel im Musikbereich suchen und so gegen Unsichtbarkeit ankämpfen.
Die Musikszene hat ein Problem mit Repräsentation: Frauen, trans und nicht-binäre Personen sind kaum vertreten. Dies wird besonders deutlich bei einem Blick auf Festival-Lineups. Eine Antwort darauf soll die Online-Datenbank Female Pressure sein. Dort kann man durch eine Suchmaske problemlos nach Ort, Genre oder Kunstrichtung von über 2.500 Künstlerinnen* suchen.
Die Wienerin Electric Indigo, die schon auf der Loveparade, beim Melt Open Air und im Berghain in Berlin aufgelegt hat, ist eine der Mitgründerinnen von Female Pressure. Seit 1998 gibt es die Datenbank, welche als „zugängliche Informationsquelle“ gegründet wurde, da es einen offenkundigen Informationsmangel gebe. So beschreibt es Electric Indigo, die mit bürgerlichem Namen Susanne Kirchmayr heißt. „Ich wurde so oft gefragt, ob es auch andere Frauen gibt, die DJ sind. Und das meist mitten in der Nacht, bei 110 Dezibel und kurz vor oder nach meinem Set“, erzählt sie. Ihre Antworten seien dann meist unbefriedigend gewesen – so kam es zur Idee zu Female Pressure.
Heute bietet die Datenbank ein großes Netzwerk an Künstlerinnen, trans und nicht-binären Menschen. Als kunstschaffende Person kann man sich selbst eintragen lassen oder aber man wird eingetragen. Kirchmayrs Wunsch ist jedoch, dass es Datenbanken wie diese gar nicht erst braucht: „Das langfristige Ziel war schon immer, obsolet zu werden. Aber so weit sind wir leider noch längst nicht.“ Dafür wird die Datenbank stetig erweitert. Durch die Eingabe eines Orts, einem Genre oder einer Tätigkeit finden sich für fast jede Anfrage verschiedene Frauen oder nicht-binäre Personen, die zur Beschreibung passen. Female Pressure ist somit längst keine Plattform für Musik mehr, auch Journalismus, Management und anderes sind Kategorien, in denen gesucht werden kann. In Leipzig bekommt man im Moment 37 Treffer in allen Bereichen zusammen. Als gelistete Person kann man aber auch mehr als eine Stadt oder Tätigkeit angeben. Zuletzt gab es zum Beispiel im Institut für Zukunft eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Female Pressure, wo unter anderem DJs wie Donna Knispel, Tsorn und Neele aufgelegt haben. Pro Tag gibt es jedoch auch eine zufällig empfohlene Person, die ganz oben auf der Website erwähnt wird.
Das Netzwerk bietet Künstlerinnen* die Möglichkeit präsent zu sein. Eine DJ, die unter dem Künstlerinnennamen Donna Knispel bekannt ist, sieht die Plattform vor allem auch als wichtiges Statement: „Es gibt uns. Wer Interesse hat, kann Kontakt aufnehmen oder zumindest etwas über das Umfeld erfahren.“ Sie ist selbst auf Female Pressure aufmerksam geworden und hat sich selbst als Künstlerin listen lassen. Über den Newsletter habe sie von Workshops und Veranstaltungen erfahren. Knispel sieht aber auch, wie sich die Sensibilität rund um das Thema Geschlechterrollen bei vielen Clubgänger*innen in den letzten Jahren entwickelt hat. „Dazu hat Female Pressure mit seiner Existenz seit mehr als 20 Jahren viel beigetragen.“
Auch wenn Female Pressure und andere Bewegungen mehr Aufmerksamkeit auf Frauen und nicht-binäre Menschen lenken. „Inklusion und Diversität fängt vielleicht mit dem Thema Frauen an, hört da aber sicher noch lange nicht auf“, sagt Kirchmayr, „es gibt neben dem Geschlecht auch viele andere Kriterien, die Ausschluss- und Inklusionsmechanismen bewirken: ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, Religion, soziale und ökonomische Klasse, sexuelle Orientierung, legaler Status einer Person, Bildungsgrad, Gesundheit et cetera.“ Außerdem wünsche sie sich mehr Präsenz im globalen Süden und in nicht-westlichen Ländern.
Titelbild: Female Pressure
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