• Menü
  • Kultur
  • Der Wind des Wandels

    Milky Chance haben am Mittwoch im Haus Auensee musikalisch beruhigt und inhaltlich aufgerüttelt. Sie touren für ihr drittes Album „Mind The Moon“.

    Milky Chance ist eine der wenigen deutschen Bands, die im Ausland erfolgreich sind. Die Gruppe um die Gründungsmitglieder Clemens Rehbein und Philipp Dausch ist schon in der Talkshow des US-amerikanischen Moderators Conan O’Brien aufgetreten, hat auf dem Coachella gespielt und auch sonst überall auf der Welt. Diesen Welterfolg haben sie vor allem dem Song „Stolen Dance“ ihres ersten Albums zu verdanken. Am 15. November haben sie ihr drittes Album „Mind The Moon“ herausgebracht. Auf der gleichnamigen Tour hat es sie am Mittwoch in das Haus Auensee in Leipzig verschlagen.

    Das Geheimnis hinter dem Erfolg von Milky Chance zeigte sich mit einem Blick ins Publikum – junge Mädchen in Begleitung ihrer Mütter, ältere Ehepaare, Gruppen komplett schwarz angezogener Studierender, die sich trotz Prüfungsphase in den hohen Norden Leipzigs geschleppt hatten – wirklich jede Gruppe war vertreten.

    Nachdem die Vorband um Sänger Mavi Phoenix beim Publikum aneckte, die auf die eher entspannten Sounds von Milky Chance warteten, betrat nach der üblichen Umbaupause die mittlerweile vierköpfige Band die Bühne. Ohne nervige Ansagen darüber, warum Leipzig die beste Stadt ist, in der Sie je gespielt haben, wie es sonst bei Konzerten vorkommt, lieferten Milky Chance anderthalb Stunden lang eine solide Mischung alter und neuer Songs. Der vertraute Klang lang vergangener Sommernächte erfüllte die mittelstickige Luft und Clemens Stimme verbreitete die gewohnte Mischung aus Melancholie und Zuversicht.

    Alles beim Alten also? Nicht ganz, denn Milky Chance haben große Pläne. In einer kurzen Ansage in der Mitte der Show erklärte der Sänger, wie sie in den letzten Jahren über ihren eigenen ökologischen Fußabdruck nachgedacht haben, auch weil sie in Australien hautnah die verheerenden Waldbrände miterlebt haben. Deswegen hat die Band jetzt eine Nachhaltigkeitsmanagerin. Sie soll bei der Planung helfen, Alternativen aufzeigen. Die Bemühungen dokumentieren sie auf einem Blog mit dem Titel „milkychange“. Auch bei diesem Konzert hatten einige der Überlegungen Gestalt angenommen. Merch konnte man nur vor Ort und nicht im Internet kaufen, es bestand die Möglichkeit, sich alte T-Shirts mit einem von der Band designten Motiv bedrucken zu lassen und Mitarbeiter*innen von Viva con Agua nahmen Pfand als Spende an. Die Initiative setzt sich für sauberes Trinkwasser auf der ganzen Welt ein.

    Nach dieser kurzen Überraschung wurden die letzten paar Songs gespielt. Das Publikum konnte sich kollektiv von der Mundharmonika in „Loveland“ das Herz brechen lassen und bestimmt nicht zum letzten Mal „Stolen Dance“ mitsingen, leicht bis mitteldoll wippend, mit einem Bier in der Hand und einem Lächeln auf dem Gesicht lauschen. Wer auf große musikalische Überraschungen hoffte, wurde allerdings enttäuscht. Das ist vielleicht auch der Fluch daran, dass wirklich jede*r die Musik von Milky Chance liebt.

    Mavi Phoenix hat schon während seiner Schulzeit Lieder geschrieben.
    Clemens und Philipp haben schon während der Schulzeit zusammen Musik gemacht.
    Mittlerweile tritt die Band in vierköpfiger Besetzung auf. Antonio Greger und Sebastian Schmidt sind dazugekommen.
    Clemens und Philipp sind Väter.
    Für ihre Kinder wollen sie eine bessere Welt hinterlassen.

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

    Verwandte Artikel

    „Es ist ein Klassiker“

    Am 17. Dezember spielt der Rapper Trettmann in seiner Wahlheimat Leipzig im Haus Auensee. Vorab hat ihn luhze-Redakteurin Pia Benthin zu seinem neuen Album „Trettmann“ interviewt.

    Kultur | 13. Dezember 2019

    „Es darf auch ruhig mal emotionaler sein“

    Der Schweizer Musiker Faber hat am 1. November ein neues Album veröffentlicht: „I fucking love my life“. luhze-Redakteurin Pauline Reinhardt traf ihn vor seinem Konzert im Naumanns.

    Kultur | 5. Dezember 2019