• Menü
  • Kultur
  • Immergut: 1984

    Wir verraten euch wöchentlich die besten Medien, um den Quarantäneblues zu vertreiben. In dieser Woche tauchen wir in George Orwells Dystopie „1984“ ein.

    „Nieder mit dem großen Bruder!“ – Ein bekanntes Zitat für Klassiker-Fans. Mit dem Roman „1984“ erschafft der Schriftsteller George Orwell eine Dystopie, in der die Menschen unter ständiger Überwachung durch den Staat stehen. Orwell gilt als einer der bedeutendsten englischen Autoren des 20. Jahrhunderts und wer es wagte, sein Werk in Zeiten der DDR zu lesen, sah einer Gefängnisstrafe ins Auge.

    Der Zukunftsroman spielt im Jahr 1984 und erzählt die Geschichte des totalitaristischen Staates Ozeanien, der unter dem wachsamen Blick seines Anführers – dem „Großen Bruder“ – steht und sich im Krieg befindet. Hauptfigur ist hierbei Winston Smith, der einen Weg sucht, seine Geliebte Julia zu sehen, denn Zuneigung und Gefühle der Zärtlichkeit gelten als Verbrechen. Im Geheimen treffen sie sich und versuchen sich gemeinsam an der Herausforderung des Zusammenseins. So stellt sich den beiden immer wieder die Frage, wem sie trauen können. Smith ist bereits kritisch gegenüber der regierenden Partei, er interessiert sich für die Vergangenheit, führt heimlich Tagebuch und erhofft sich Hilfe bei der Untergrundbewegung „Die Bruderschaft“. Kameras in der eigenen Wohnung, Kinder als Spione, Folter und psychische Zersetzung durch Angst als Strafe prägen Orwells Werk und bringen den Leser zum Zittern. Empfehlenswert ist hierbei nicht nur das Buch, sondern auch der Schwarz-Weiß-Film aus dem Jahr 1956, dessen Bilder lange im Kopf bleiben.

    Das zwischen 1946 bis 1948 entstandene Werk erinnert an das Leben in der DDR, die bei Orwell Parallelen findet. Durch das Beobachten des damaligen Geschehens erstellt der Autor zur Entstehungszeit eine Richtung, die die Zukunft einschlagen könnte und tatsächlich auch tat. Der Roman bespricht für mich eine noch immer aktuelle

    Thematik, denn staatliche Überwachung ist auch heute präsent. Der Weiterverkauf gesammelter, persönlicher Informationen über uns im Netz, nicht gegebene Anonymisierung unserer Daten,

    Werbung, die uns über Webseiten verfolgt – das alles sind Alltäglichkeiten, die unsere Privatsphäre nicht respektieren.

    Über Jahrzehnte haben sich die Menschen gegen eine solche Aufzeichnung unseres Handelns und Denkens ausgesprochen. Ohne Frage mag es noch nicht oder auch nicht mehr so fatal sein wie in Orwells Beschreibungen, doch trotzdem gibt der Roman Anhaltspunkte, an welche man festhalten sollte. So lehrt er mich, dass man nicht aufgeben darf, woran man glaubt, nicht dem nachgeben soll, was das eigene Sehnen beschränkt und sich selbst erlauben muss, für das eigene Recht zu kämpfen.

    „1984“ ist ein tiefschürfender Anreiz, sich in eine Zeit zu versetzen, in der Totalitarismus  und Überwachung Normalität darstellen, und sich daran zu erinnern, wie elementar der Schutz der eigenen Privatsphäre bleibt. In dem Sinne: Wir stehen über dem Großen Bruder!

     

    Coverbild: Ullstein Verlag

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.

    Verwandte Artikel

    Immergut: Carrie & Lowell

    Wir verraten euch wöchentlich die besten Medien, um den Quarantäneblues zu vertreiben. Heute katapultieren wir euch mit „Carrie & Lowell“ von Sufjan Stevens in die Arme eurer Liebsten.

    Kultur | 29. April 2020

    Facebook gefällt das

    Jeder weiß, dass Unternehmen wie Facebook personenbezogene Daten verkaufen. Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Und wie kann man verantwortungsvoller mit seinen eigenen Daten umgehen?

    Thema | 9. April 2019