Vereint durch die Krise
Auch die Leipziger Sportvereine trifft die Pandemie schwer. Doch gegenseitige Solidarität und Unterstützung von Fans helfen durch die Krise.
Während die Joggingrouten in und um Leipzig in den vergangenen Wochen eine Hochkonjunktur erlebten, ist es in den Sportvereinen der Stadt ungewohnt still geworden. Nachdem seit Mitte März der Wettkampfbetrieb in allen Verbänden ruht, dürfen lediglich Leistungssportler mit Ausnahmeregelungen weiter eingeschränkt trainieren. Die Leipziger Vereine hingegen werden mit zunehmender Dauer der unfreiwilligen Auszeit vor wachsende Probleme gestellt – kreative Lösungen müssen her.
„Das ist derzeit ein Fass ohne Boden. Unten fließt weiter Geld raus, aber oben fehlen die regelmäßigen Einnahmen“, beklagt Alexander Voigt, Vizepräsident von Lokomotive Leipzig. Der Traditionsklub aus Probtsheida muss derzeit ohne seine Haupteinnahmequelle, die Zuschauergelder, auskommen. Aus diesem Grund setzte die Loksche für den 8. Mai kurzerhand ein Spiel gegen einen imaginären Gegner an, verkaufte dabei bis Ende April über 150.000 Tickets für einen Euro und knackte sogleich den Zuschauerrekord von 1987. Für Voigt ein riesiger Erfolg: „Einen derartigen internationalen Zuspruch hätten wir uns nie träumen lassen. Der Ertrag hilft uns, kurzfristig bis in den Mai liquide zu bleiben.“ Neben Spenden aus aller Welt gingen sogar Ticketkäufe von Anhängern der BSG Chemie Leipzig beim Crowdfunding ein. Die Chemiker konnten bei ihrer eigenen Spendenaktion 185.000 Euro einnehmen. Damit unterstrichen sie sogleich das Motto, unter dem der Schulterschluss mit den Fans stand: „Das kann doch einen Leutzscher nicht erschüttern!“
Dass nicht alle der über 400 Leipziger Clubs vor derart große finanzielle Schwierigkeiten gestellt sind, weiß Sportbürgermeister Heiko Rosenthal: „Man muss differenzieren. Während große Vereine, die wirtschaftlich agieren, nun von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten abhängig sind, können kleine Vereine von der Treue ihrer Mitglieder profitieren, die weiter ihre Beiträge zahlen.“ Zusätzlich wird die Sportförderung der Stadt in Höhe von etwa 2,5 Millionen Euro aufrechterhalten. Der Freistaat Sachsen greift dem Sport mit einer Fördersumme von 20 Millionen Euro unter die Arme. Vereine, die durch die Pandemie in eine existenzielle Notlage geraten, können beim Landessportbund Zuschüsse bis zu 10.000 Euro ohne Rückzahlung und Darlehen bis zu 500.000 Euro beantragen.
Neben den finanziellen Einbußen müssen Leipzigs Sportvereine derzeit aber vor allem auch von ihrer Rolle als sozialer Anlaufpunkt zurücktreten. So auch der SC DHfK, bei dem normalerweise tausende Breiten- und Leistungssportler ein und ausgehen. „Wir sind mit Online-Angeboten für unsere Mitglieder voll am Ball, aber Sport zeichnet sich eben auch durch Gemeinschaft aus“, stellt DHfK Präsident Bern Merbitz klar und betont gleichzeitig die Solidarität unter den Vereinen. „Leipzig ist eine Sportstadt. Wir als großer Verein müssen als Vorbild voran gehen, die kleinen Clubs mitziehen.“
Auch Steffi Meyert-Junker, Präsidentin des Turn- und Gymnastikclubs (TuG) Leipzig, fehlt derzeit vor allem die soziale Komponente: „Wir versuchen über Videokonferenzen mit den Sportlern in Kontakt zu bleiben, aber man merkt schon, dass nach einigen Wochen die Motivation ein wenig verloren geht.“ Der TuG will bald wieder Trainingsangebote unter freiem Himmel anbieten. Möglich macht dies ein Beschluss der sächsischen Landesregierung. Demnach dürfen kontaktlose Sportarten ab Anfang Mai wieder den Trainingsbetrieb unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen aufnehmen. „Eine Diskussion zur Wiederaufnahme des Sports ist wichtig, gerade wenn weite Teile des öffentlichen Lebens wieder anlaufen“, sagt Sportbürgermeister Rosenthal. Ausschlaggebend für Lockerungen blieben hierbei die Corona-Schutzverordnungen des Freistaats.
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