Hoffnungszeichen in Corona-Zeiten
Während der strengen Kontaktsperren waren die Leipziger Museen damit konfrontiert, wie Kulturvermittlung eigentlich in Krisenzeiten geht. Eine Online-Ausstellung sollte die Menschen zuhause erreichen.
Das stadtgeschichtliche Museum hat kurz nach den einsetzenden Beschränkungen aufgrund des Coronavirus die digitale Reihe „Hoffnungszeichen“ gestartet. Täglich findet man auf ihrer Website und den sozialen Medien ein neues Objekt aus ihrer Sammlung, das Hoffnung und Zuversicht spenden soll. Los ging es am 23. März mit dem Pestkelch von 1632. Er erinnert an eine Zeit, in der sich Leipzig gerade von einer anderen Seuche erholte.
In der wachsenden Online-Ausstellung kommen die verschiedensten Artefakte aus den letzten Jahrhunderten zusammen. Manche erscheinen zunächst seltsam: Beispielsweise ist eine Vuvuzela dabei, die doch vielen von uns während der Fußball-WM 2010 (und darüber hinaus) den letzten Nerv geraubt haben. Am Osterwochenende wurde das Bild eines selbst gebastelten Osterhasen aus DDR-Zeiten veröffentlicht. Und aus dem Jahr 1918 gibt es ein Brettspiel, das den Einkauf mit Lebensmittelmarken in der Nachkriegszeit nachahmt.
Was das Projekt besonders spannend macht, sind die kurzen Texte, die den jeweiligen Gegenstand beschreiben. Bei einigen handelt es sich um persönliche Geschichten von Einzelpersonen, die mit dem Objekt in Verbindung stehen, andere sind in erster Linie informativ. Sie kontextualisieren die historischen Umstände und machen Geschichte leicht zugänglich. Die kleinen Anekdoten sind nicht nur lehrreich, sondern ebenso unterhaltsam. Und sie zeigen, dass die Erfahrungen mit Krisen und Freuden in der Vergangenheit auch in der Gegenwart Bedeutung haben.
Die Expert*innen des Museums aus den Bereichen der Kunstgeschichte, Fotografie, des Sportes sowie der Stadtgeschichte vor und nach 1800 suchen die Hoffnungszeichen aus und kuratieren die digitale Sammlung. Viele der Objekte sind nicht vor Ort ausgestellt und wurden zum Zweck der aktuellen Kampagne aus der Datenbank ausgewählt. Diese Werke und Gegenstände sind jetzt stattdessen online zugänglich. Die aktuelle Situation zwang die Mitarbeiter*innen ihre Arbeit in den digitalen Raum zu verlagern. Dabei zeigten sich auch die spezifischen Schwierigkeiten. Projekte wie Online-Kampagnen oder hochwertige Videoproduktionen nehmen viel Zeit und Ressourcen in Anspruch. „Wenn wir im virtuellen Raum vermitteln wollen, ist das mindestens genauso aufwendig wie ein Ausstellungsprojekt“, sagt Katja Etzold, Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Unter dem Hashtag #MeinHoffnungszeichen wird das Publikum aufgefordert, selbst Gegenstände zu teilen, die ihnen in der Krisenzeit Mut machen. Auf der Facebook-Seite des stadtgeschichtlichen Museums sammelten sich daraufhin Fotos von Leipziger Bärlauchwiesen, Gabenzäunen und Straßenmalereien – kleine Lichtblicke im Corona-Alltag.
Am 7. Mai durften Museen unter Einhaltung der Abstands- und Hygienregeln wieder öffnen. Mit diesem Tag endete auch die „Hoffnungszeichen“-Reihe. Das letzte Objekt ist eine Mundschutzmaske mit der Aufschrift „Museum beißt nicht!“, die die Museumspädagogin Dana Albertus in Handarbeit gefertigt hat. Es ist bereits eine Broschüre der gesammelten Hoffnungszeichen geplant – bis dahin kann man weiter online stöbern.
Titelbild: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
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