Immergut: „Eine Nacht in Casablanca“
Wir verraten euch wöchentlich die besten Medien, um den Quarantäneblues zu vertreiben. Diese Woche verbringen wir mit den Marx Brothers „Eine Nacht in Casablanca“.
Wie alle coolen Kinder in der fünften Klasse habe ich an meinem Geburtstag meine besten Freunde zum Übernachten zu mir nach Hause eingeladen. Ganz wie es sich gehört, schauten wir dabei natürlich einen Film. Solche 90 Minuten gehen schnell vorbei, deshalb musste noch ein Lichtspiel her. In dem Moment kramte der kleine Niclas aber nicht den neusten Transformers aus dem DVD-Regal, sondern einen Schwarz-Weiß-Film: „Eine Nacht in Casablanca“.
Zehn Kinderaugenpaare blickten also damals auf das Casablanca während des Zweiten Weltkrieges. Die Nazis wollen einen versteckten Schatz aus der französisch besetzten Stadt aus dem Land bringen. Der Schatz liegt in einer Zwischenetage im Hotel Casablanca. Um an ihn zu gelangen, bringen sie reihenweise die Direktoren des Hotels um und hoffen, dass einer ihrer Agenten zum Direktor ernannt wird. Fälschlicherweise wird aber ein dahergelaufener, egoistischer Hochstapler namens Hühnerpuster (Groucho Marx) zum Direktor ernannt. Unterstützt wird Hühnerpuster von dem stummen Butler des Nazi Agenten (Harpo Marx) und einem Kamel-Taxi-Unternehmer (Chico Marx) der kurzerhand Hühnerpusters Leibwächter wird. Das neue Trio kommt schnell dahinter, dass in dem Hotel ein Schatz versteckt ist. Zusammen setzen sie nun alles daran, die Nazis auffliegen zu lassen und das Rauben des Schatzes zu verhindern.
Vorbild für diese hervorragend gelungenen Parodie bietet der 1942 und somit vier Jahre zuvor erschienene Film „Casablanca“ mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Die Stars der Parodie, die US-amerikanische Komikertruppe und Familie, die Marx Brothers, persiflieren mit einer Hingabe das Original und zeitgenössische Agententhriller á la Hitchcock. Gespickt mit übergroßen Zigarettenhaltern, Toupets in Staubsaugern und einem unwiderstehlichen Laufstil von Herrn Direktor Hühnerpuster, mausert sich die Komödie zu einem der besten Werke der Brüder. Die Komiker prägen den Film durch spöttischen, aggressiven Witz und eine endlose Reihe von Slapstick-Einlagen. Zugegeben: Der Film hat an manchen Stellen seine Schwächen, aber die Marx Brothers schaffen es durch das Zusammenspiel ihrer herrlich verrückten Figuren, diese Schwächen wettzumachen. Was bleibt ist eine handfeste Story, die den optimalen Hintergrund für ein virtuoses Gag-Feuerwerk und eine Vielzahl unvergesslicher Absurditäten liefert. Was auch bis in die Oberstufe blieb ist das Gerücht, dass ich nur Schwarz-Weiß-Filme schauen würde.
Fotos: UCM.ONE GmbH
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