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    Wegfallende Einkommen, Zeitverschiebung und Reisebeschränkungen: Besonders internationale Studierende trifft die Pandemie hart.

    Manchmal steht Joáquin nachts um drei Uhr auf, um an einem Kurs teilzunehmen – wegen der Zeitverschiebung. Er studiert Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig im sechsten Semester, im Februar flog er nach Chile zu seinen Eltern. Wegen der Reisebeschränkungen als Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus konnte er zum Sommersemester nicht mehr einreisen. Seine Ausgaben für Miete und Krankenversicherung in Deutsch­­­­­­­­land laufen weiter, sein Einkommen ist weggefallen. Wie ihm geht es vielen der 3.500 internationalen Studierenden an der Universität Leipzig.

    Internationale Studierende greifen in der Regel in Sachen Studienfinanzierung auf drei Wege zurück: das Elternhaus, staatliche Ausbildungsförderung und Stipendien sowie Nebenjobs. Bafög steht allerdings nur wenigen ausländischen Studierenden zu. „Die Studierenden, die ohne Stipendien hier leben, trifft die Krise hart“, sagt Hans-Bert Rademacher, Vorsitzender des Vereins Hilfe für ausländische Studierende. Die Rektor*innen der vier staatlichen Hochschulen in Leipzig, initativ Rektorin der Univer­sität, Beate Schücking, riefen deshalb mit dem Verein Ende April zu einer gemeinsamen Spendenaktion auf, um in Not geratene internationale Studierende zu unterstützen. Der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) ist Schirmherr der Aktion. Etwa 48.000 Euro sind zusammengekommen, die Studierenden können bis zu 500 Euro beantragen. „Es kommen viele Anträge“, meint Rademacher, 50 bis 60 seien im ersten Monat bereits eingegangen. „Wir hof­fen dennoch, dass noch weitere Hilfe vom Bund kommt.“ Zu dem Studienkredit der Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist seitdem zwar eine Überbrückungshilfe vom Bund hinzugekommen. Diese ist jedoch einmalig und höchstens 500 Euro hoch. Den KfW-Studienkredit können ausländische Studierende zudem erst ab dem 1. Juli erhalten, viele schrecken aber vor einer Verschuldung im Ausland zurück. „Die zur Verfügung stehenden Hilfen reichen oft nicht aus“, sagt Martina Otto, Mitarbeiterin im Akademischen Auslands­amt der Uni­versität.

    Otto ist eine wichtige Ansprechperson für ausländische Studierende. Sie erhält eine Menge fragende Emails am Tag, viel mehr als vor Corona. Vor allem Studierende wie Joáquin, die Anfang Februar ausgereist sind und nicht mehr zurück nach Deutschland konnten, haben sich an sie gewandt. „Für die neuen internationalen Studierenden ist es am schwersten“, sagt Otto. Persönliche Sprechzeiten konnte sie in den vergangenen Monaten nicht anbieten, viele leben sozial isoliert in Wohnheimen, befürchtet sie. Außerdem sei die Sprache ein großes Problem. Auch wenn die meisten Deutsch können, hapere es im digitalen Dialog. Vieles ist schwerer verständlich. Und die technischen Voraussetzungen für digitale Lehre seien längst nicht bei allen gegeben.

    Die Gelder des Spendentopfes sind noch nicht ausgeschöpft, laut Rademacher wur­den bisher 51 Studierende mit insgesamt 24.000 Euro unterstützt. Martina Otto rechnet allerdings mit einer zweiten Welle: „Wenn die ersten Studierenden im Oktober zurückkehren, werden die finan­ziellen Hilfen noch mehr be­ansprucht werden“, sagt sie.

    Joáquin hofft auch auf eine Rückkehr vor dem Wintersemester. In Chile ist jetzt Winter, erzählt er im Videotelefonat. Während in Deutschland die Infektionszahlen kontrollierbarer werden, könnte Corona sich besonders in ärmeren Ländern mehr ausbreiten – das macht ihm Sorgen.

     

    Foto: Universität Leipzig

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