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  • Michelangelo auf Abstand

    Der Leipziger Digital Artist Til Kolare hat zu Beginn der Coronakrise die Abstandsregelungen auf künstlerische Weise auf berühmte Gemälde übertragen.

    Ob Maskenpflicht oder Kontaktverbot – jeder Lebensbereich wird von der Coronakrise beeinflusst. Seit Ende März spiegelt der Leipziger Digital Artist Til Kolare die Beschränkungen in seinem Projekt „The Art Of Social Distancing“ wider. Auf sozialen Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter veröffentlicht Kolare Neuinterpretation berühmter Kunstwerke, in denen der verordnete Mindestabstand von 1,5 Metern den zentralen Aspekt darstellt. Mithilfe seiner Arbeiten will er auf erheiternde Art auf diese Regelung aufmerksam machen und dabei von der schlechten Nachrichtenflut ablenken.

    Bild: Angelika Kauffmann – Three singers (1795), Bündner Kunstmuseum, Chur, Switzerland Bearbeitung: Til Kolare (2020)

    Die Bilder zeigen die Figuren renommierter Gemälde nun nicht mehr in ihren bekannten Gruppierungen, sondern lassen sie allein oder in Distanz den Protagonisten spielen. „Für mich persönlich drücken sie Einsamkeit aus und lassen das vermissen, was das Leben lebenswert macht“ erklärt Kolare mit Hinblick auf das sonst so alltägliche Beisammensein, das Corona erschwert hat. Seit 2009 lebt der in Halle aufgewachsene Künstler in Leipzig. Hier studierte er Medientechnik und Medienmanagement an der HTWK und ist seitdem als Digital Artist tätig. Mit seinem Projekt „The Art Of Social Distancing“ hat Kolare bereits weltweit auf sich aufmerksam machen können. China, Frankreich, Portugal – internationale Zeitungen wie die Washington Post und Online-Magazine, die sich Kunst und Kultur widmen, schreiben über den deutschen Künstler. Auch das auf ihn aufmerksam gewordene Museum der bildenden Künste (MdbK) Leipzig startete eine Kooperation, durch welche ihm vier Gemälde digital zur Umgestaltung gestellt wurden. Seine Bearbeitungen präsentiert das MdbK ebenso auf ihrem Kanal.

    Bild: Georges Seurat, A Sunday Afternoon on the Island of La Grande Jatte (1884–86), Art Institute of Chicago Bearbeitung: Til Kolare (2020)

    Seit kurzem arbeitet Kolare nun an einem neuen, fünfteiligen Projekt: „Mit der ‚Social Approaching‘-Serie möchte ich ein bisschen Liebe verteilen, indem ich Gewalt in berühmten Gemälden durch einen Blumenstrauß ersetze“, erzählt er. Die Krise habe ihm erneut bewiesen, dass sich noch immer ein Spalt durch die Gesellschaft zieht. Das rosa Bouquet, welches Kolare in seinen Neuinterpretationen als Zeichen gegen Hass einsetzt, stammt ursprünglich von seiner Großmutter, die sich ebenso als Künstlerin auslebt, allerdings nur privat.

    Bild: Auguste Renoir, Le Pont Neuf (1872), National Gallery of Art Bearbeitung: Til Kolare (2020)

    Um sie zu unterstützen und seine Faszination gegenüber ihrem Handwerk zu zeigen, nutzt er den Flieder zudem als Schallplattencover seines im November erschienenen Albums „Vibes Per Day“. Bereits seit seiner Schulzeit widmete sich Kolare der Musik und schaffte vor etwa 10 Jahren sein eigenes Genre „Melectronic“, in dem er zarte Bässe mit Melodien verschiedener Instrumente verbindet. Mittlerweile hat sich der Stil des nebenbei als Musikproduzent tätigen Künstlers sehr verändert. So sagt Kolare, „das nächste Album wird eher an Filmmusik als an Festival erinnern“. Die Freizeit, die Corona in den letzten Monaten geschaffen hat, nutzte er nicht nur für seine digitale Kunst, sondern auch zum Produzieren des neuen Albums, das daher eher erscheinen wird als erwartet.

    Bild: Leonardo Da Vinci, The Last Supper (1490), Convent of Santa Maria delle Grazie in Milan Bearbeitung: Til Kolare (2020)

    Titelbild: Michelangelo, The Creation of Adam (1512), Bearbeitung: Til Kolare (2020)

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