Die Feuerprobe ist bestanden
Eine Umfrage des Stura zum Corona-Semester zeigt Probleme durch Arbeitsbelastung und Zufriedenheit mit Lehrpersonen. Besonders ausländische Studierende klagen über Existenzängste.
Seit dem vergangenen Semester fand an der Universität Leipzig, wie auch an den meisten anderen Hochschulen in Deutschland, kaum noch Präsenzlehre statt. Die Fernuni in der eigenen Stadt hat einige Konsequenzen – nicht nur für den vom Sofa geplagten Rücken. Der Studierendenrat (Stura) der Universität Leipzig hat mit einer Umfrage die Auswirkungen der Pandemie auf Studierende untersucht und vor einigen Wochen die Ergebnisse veröffentlicht. „Ziel war es, aus diesem Semester zu lernen“, sagt Christopher Hermes, Referent für Lehre und Studium beim Stura. Dahinter habe die Frage gestanden: „Wo brennt es?“ Besonders nützlich seien die Ergebnisse für die Fachschaftsräte, die sie direkt an ihre jeweiligen Institute und Fakultäten weiterleiten könnten.
Aus der Umfrage geht hervor, dass es nicht einen großen Brand, sondern viele kleine Feuer gab. Hermes sagt: „Ausreichend Technik ist insgesamt vorhanden.“ Schwieriger sieht es, so zeigt die Befragung, bei der Verfügung von Arbeitsplätzen oder, besonders zu Beginn der Pandemie, mit der Beschaffung von Wissensressourcen wie Büchern und Artikeln aus. Neben auf einmal überfüllten WGs und geschlossenen Bibliotheken wird die Arbeitsbelastung grundsätzlich höher als im vorherigen Semester eingestuft. Etwa die Hälfte gibt an, die Arbeitslast sei nun deutlich höher als zuvor. Ebenso sorgen sich Studierende vermehrt um ihre Prüfungen und darüber, ob sie die Regelstudienzeit einhalten und ihren Notendurchschnitt beibehalten können.
Bei all dem gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Studierendengruppen. Jurist*innen und Linguist*innen empfinden die Arbeitslast weniger hoch als Lehrämtler*innen. Auch ausländische Studierende sind durch die Seminare an sich nicht so hoch belastet wie der Durchschnitt, klagen aber in einem höheren Maßstab über finanzielle Sorgen und Existenzängste. Sie geben mehr als doppelt so oft wie der Durchschnitt an, sich in einer finanziell unsicheren Situation zu befinden. Auch Angehörige der Risikogruppe treffen die finanziellen Konsequenzen laut dieser Umfrage stärker.
Die Teilnehmer*innen der Studie bewerteten die Lehrpersonen vorwiegend positiv. Die meisten Studierenden haben den Eindruck, dass ein Großteil von ihnen an guter Lehre interessiert ist. Trotz dieser Lichtblicke beschreiben viele Teilnehmer*innen der Umfrage Auswirkungen der Pandemie, die nicht unbedingt etwas mit der Lehre an sich zu tun haben. Ihnen fällt es schwer, Kontakt zu Kommiliton*innen zu halten und zu knüpfen. „Viele leiden darunter nur eingeschränkt Kontakt zu anderen Studierenden zu haben“, erklärt Alina Mailach vom FSR Informatik, die maßgeblich an der Studie beteiligt war, in einer Presseerklärung des Stura. Zukunftsangst überschattet für etwa 70 Prozent der Befragten den Lernalltag. Mit Blick auf die Studienanfänger*innen im Wintersemester sagt Christopher Hermes: „Ich glaube, es wird nicht schön im nächsten Semester. Ich möchte in dieser Zeit kein Ersti sein.“ Obwohl für sie möglichst viel Präsenzlehre unter Einhaltung der Hygienestandards durchgeführt werden soll, sei es schwer, richtig in einer Stadt anzukommen, in der gerade kein Campusleben stattfindet.
Auch wenn die Ergebnisse der Umfrage durchmischt sind, könnten die Fachschaftsräte in Zusammenarbeit mit den Instituten und Fakultäten einige kleinere Feuer löschen, sagt Hermes. Grundsätzlich sei die Umfrage ein Erfolg gewesen.
Foto: Andreas Breitling via Pixabay
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