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  • Unter die Räder geraten

    Die beliebte Leipziger Mountainbike-Strecke „Trashmountain“ wurde Mitte Juli von der Stadtreinigung planiert. Die Mountainbike-Szene beklagt nun fehlende Ausweichmöglichkeiten.

    Der Mountainbike-Trail (MTB-Trail) auf dem Nahleberg, in der Szene auch als Trashmountain bekannt, war seit über zehn Jahren ein beliebter Treffpunkt für Mountainbiker, bis er von der Stadtreinigung Leipzig Mitte Juli abgerissen wurde. „Die ehemalige Deponie ist ein Grundstück der Stadt Leipzig und ist ordnungsgemäß abgedeckt“, erklärt diese auf Anfrage. „Wird in den Deponiekörper eingegriffen, wird diese Decke beschädigt und Abfälle werden freigelegt, von denen Gefahren ausgehen können.“ Der 35-jährige Mountainbiker Max widerspricht: „Als der Bagger durchrollte und alles plattmachte, hat man auch keine Rücksicht auf den Deponiekörper oder das umliegende Grün genommen.“

    Die Geschichte des Nahlebergs als Ausflugsziel in Leipzigs Nordwesten reicht einige Jahre zurück. Die zwischen der Neuen Luppe und Nahle gelegene, ehemalige Deponie, ist ein künstlich aufgeschütteter 30 Meter hoher Berg, der aus Schutt und Abfällen besteht. Im Jahr 2003 fanden im Auftrag der Stadtreinigung Rekultivierungs­­­maßnahmen statt. Seit 2009 ist er für die Öffentlichkeit, auf eigene Gefahr, zugänglich. Seitdem trifft man dort, neben Spaziergängern und Fahrradfahrern, auch Fans der Mountainbikeszene.

    Laut dem Verein Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) ist in vielen Regionen Deutschlands eine Entwicklung des MTB-Sports hin zu einem Breitensport erkennbar. Das führe zu einem Zuwachs von Mountainbikern, jedoch sei die Infrastruktur dafür nicht aus­reichend attraktiv mit der Folge eines zunehmenden Streckenbaus. So ist auch auf dem Nahleberg ein Singletrail, also ein schmaler MTB-Pfad, entstanden, der sich entlang der breiteren Fußwege schlängelt und über die Jahre durch eigens gebaute Sprungrampen ergänzt wurde. „Die Bauten wurden immer größer und wag­­halsiger“, sagt Susanne Zohl, Pressesprecherin der Stadtreinigung. „Hinzu kommt, dass für den Bau das Abdeckungsmaterial des Deponiekörpers verwendet wurde.“ Max erklärt, dass er und die Fahrer, die regelmäßig die Trails pflegten, auf eine schonende Benutzung des Bodens und des anliegenden Grüns geachtet hätten.
    Laut der DIMB haben Radfahrer auch grundsätzlich ein Recht zur Nutzung vorhandener Wege, eigenmächtig angelegte Wege könnten aber dann zu Auseinandersetzungen führen, wenn beispielsweise ein privater Waldeigentümer nicht einverstanden ist oder der Weg in einem Naturschutzgebiet ent­steht. Formal unklar ist die Situation dagegen auf dem Nahleberg. Dieser gehört weder einem privaten Eigentümer, noch handelt es sich um ein Naturschutzgebiet. Ein grundsätzliches Betretungsverbot besteht nicht. Die ehemalige Deponie befindet sich in öffentlicher Hand und wurde im Jahr 2016 offiziell als Naherholungsgebiet vom Stadtbezirksbeirat gefördert. Es war sogar als Wettkampfstrecke für Mountainbiker im Gespräch. Die Pläne wurden damals vom Leipziger Umwelt­dezernat, einerseits auf Grund von Kosten und Naturschutz, andererseits mit dem Verweis auf den Berg als Altlasten­standort, abgelehnt.

    Schlussendlich bleibt offen, ob es in Zukunft noch eine einvernehmliche Lösung für den Trail auf dem Nahleberg geben kann. „Viele Ausweichmöglichkeiten gäbe es in Leipzig nicht“, sagt Max. Der nächste Trail wäre eine Dreiviertelstunde Fahrt entfernt. „Ich habe es genossen, hier einen Ort zu haben, wo ich mich aufs Rad schwinge und in 20 Minuten am Spot bin“, erzählt der 35-Jährige. „Das ist viel nachhaltiger und umweltbewusster, als bei Feierabendverkehr mit dem Auto eine weite Strecke zurückzulegen.“ Auch die DIMB fordert mehr Wege für Moun­tainbiker, die täglich und umweltfreundlich ab der Haustür befahrbar sind. Nur so könne man dem Natursport in Zukunft bessere Möglichkeiten geben. Max gibt die Hoffnung nicht auf: „Ich habe nicht vor, dort ein breites Trailnetz zu errichten. Ich möchte nur diesen kleinen Streifen zurück, in den ich und viele andere aus der Community so viel Energie und Herzblut investiert haben. Warum uns das genommen wurde, kann ich nicht nachvollziehen.“

    Titelfoto: Privat

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