Musikalische Reise in ferne Galaxien
Ausgezeichnet mit dem Jazznachwuchspreis eröffnete die Band Perplexities on Mars im Oktober die Leipziger Jazztage. Mit ihrer speziellen Besetzung schaffen sie außergewöhnliche Musik.
Wer die Band Perplexities on Mars in der Vergangenheit hat performen sehen, wird den Worten der Jury des Leipziger Jazznachwuchspreises sicher Recht geben. „Die vier jungen Musiker überzeugen durch ein dynamisches und gruppenbezogenes Musizieren voller Kraft, Lyrik und Fantasie“, waren unter anderem Worte, mit denen die Jury die musikalische Leistung der Studierenden der Hochschule für Musik und Theater beschrieb.
Die Jazzformation besteht aus dem Schlagzeuger Tom Friedrich, den Saxophonisten Max Hirth und Christopher Kunz sowie Stephan Deller am Kontrabass. Ihre Faszination an der Bandbreite der Musikrichtung Jazz versuchen sie inzwischen seit drei Jahren an das Publikum weiterzugeben. „Das Schöne an der Band ist, dass jeder seine eigenen musikalischen Vorlieben einbringt und nichts stilistisch festgeschrieben ist“, beschreibt Bassist Stephan Deller die vielfältigen Faktoren, die ihre Kompositionen ausmachen. Inspiriert haben sie aber gerade nicht die klassischen Größen des Jazz, sondern Künstler und Formationen mit besonderen Eigenheiten. So ist beispielsweise der Saxophonist Ornette Coleman, der den Free-Jazz der 60er-Jahre prägte, eines ihrer Vorbilder.
Haupteinfluss ihres instrumentalen Umfangs war das Album „Live at the Lighthouse“ des Musikers Elvin Jones aus dem Jahr 1972, dessen Besetzung bestehend aus einem Sopransaxophon, einem Tenorsaxophon, einem Kontrabass und Schlagzeug von Perplexities on Mars so übernommen wurde. Von einer typischen Jazz-Besetzung mit einem Klavier, welches normalerweise die Harmonie liefert, weichen sie ganz bewusst ab, um dadurch in ihrer Musik Räume entstehen zu lassen, die sie anderweitig nutzen können. Das Fehlen eines Pianisten bietet ihnen den Vorteil, dass die einzelnen Spieler mehr Platz in ihren Kompositionen zur Verfügung haben. Sie haben sich gewollt in diese Richtung entschieden, da somit die Möglichkeit besteht, aus der unkonventionellen Besetzung etwas Außergewöhnliches zu machen. Perplexities on Mars, was übersetzt so viel bedeutet wie „Ratlosigkeit auf dem Mars“ führt die Zuhörenden bereits im Voraus an die Kompositionen der Band heran, denn sie greifen Themen wie unser Planentensystem oder Reisen auf. In ihrem Konzept spielt Energie und wie man diese transportieren kann eine große Rolle. Friedrich beschreibt dieses Konzept wie folgt: „Es geht darum, Spannung innerhalb der Musik zu erzeugen und auf der anderen Seite wieder für Entspannung zu sorgen.“ Bei ihren Konzerten streben sie das Ziel an, die erzeugte Energie zum Publikum zu transportieren.
Auch längerfristig haben sie noch einiges vor. Die Eröffnung der Leipziger Jazztage war für sie eine Auszeichnung, verbunden mit viel Öffentlichkeitswirkung, die vor allem in der aktuellen Krisensituation für die Musiker einen echten Lichtblick dargestellt hat. Deshalb wollen sie den Aufschwung durch den erhaltenen Jazznachwuchspreis mitnehmen und ihn dazu nutzen, die Band noch bekannter werden zu lassen und den Bandsound weiter zu definieren. Zukünftig geplant ist ein eigenes Album, mit dem wahrscheinlich Ende nächsten Jahres zu rechnen ist. Wegen Corona sind ihre beiden diesjährigen Touren zwar ausgefallen, jedoch wollen sie möglichst bald wieder auf der Bühne stehen. Wer sich also selbst von ihnen überzeugen möchte, hat in naher Zukunft vielleicht die Möglichkeit dazu.
Titelfoto: Lukas Diller
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