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    Klima und Umwelt sind auch für den Sport von Bedeutung. Einerseits belastet Trockenheit die Spielfelder, andererseits verhalten sich Vereine oft nicht umweltbewusst. Das soll sich ändern.

    Als am Mittwochvormittag um zehn nach Zehn die Türen des Saals geschlossen werden, blickt Stefan Bär in ausgedünnte Stuhlreihen. Bär, Zuständiger beim Landessport­bund Sachsen (LSB) für Umwelt und Sportstätten, eröffnet die vom sächsischen Bildungswerk orga­nisierte Vortragsrunde in der Leipziger Döllingstraße. Thema des Tages: Klimawandel und Sport im Freistaat. Doch ganz im Gegensatz zu den an diesem Tag zumeist ferngebliebenen Zuhörer*innen, könnte die Thematik für ihn präsenter nicht sein: „Der uns zur Verfügung stehende Handlungsspielraum sinkt je mehr Zeit wir verstreichen lassen“, sagt er und übergibt das Wort zunächst an Florian Kerl, Referent des sächsischen Landesamtes für Umwelt, Land­wirtschaft und Geologie.

    Kerl, der sich mit den Folgen des Klimawandels für Sachsen beschäftigt, weist auf eine klare Tendenz hin: Neben den sukzessiv seit den 1980ern gestiegenen Tages- und Nacht­temperaturen, fielen ebenso die letzten 29 Winter wärmer aus als in der Referenzperiode zwischen 1961 bis 1990. „Das ist der längste durchgängige Zeitabschnitt seit Beobachtungsbeginn 1881“, macht er deutlich. Ähnlich gestaltet sich die Situation beim Regen: „Niederschläge treten zwar seltener und un­regelmäßiger auf, wenn, dann aber deutlich stärker“, sagt Kerl und verweist auf resultierende Probleme: „Neben der Verfestigung und dem Ausbau von bereits vorliegender Trockenheit ergeben sich häufiger Schwülwetterlagen, was nicht nur Folgen für die Sportler, sondern zugleich für den Sport als solches nach sich ziehen kann.“

    Für einen Rasenfußballplatz fallen unter gegebenen Umständen bereits jährlich bis zu 1750 Liter für die Bewässerung an, wobei Sportvereine laut Bär nicht nur in Hinblick auf ihren Wasserhaushalt klimafreundlicher arbeiten können: „Mögliche Ansatzpunkte gibt es zur Genüge, angefangen mit der Stromversorgung der Trainingsareale, über die effiziente Wärmedämmung von Vereinsgebäuden, bis zur fachgerechten Mülltrennung.“ Auch wenn Vereine bereits, unter anderem durch das Anlegen eigener Brunnen oder die Bildung von Fahrgemeinschaften, Umweltpotenziale nutzen, erkennt er noch Luft nach oben: „Vieles steckt erst in den Kinderschuhen und ist in der Vergangenheit oft aufgrund fehlender personeller und finanzieller Kapazitäten ins Stocken geraten.“ Dabei nimmt für ihn der LSB als Dachorganisation von rund 4500 sächsischen Sportvereinen eine Schlüsselrolle ein: Die Beratung zur kostengünstigen und energiesparsamen Durchführung von Pro­jekten erfolgt dabei bei­spielsweise im Bereich Bio­diversität oder beim Bau von Funktions- und Sportanlagen. „Wir als größter ‚Bürgerverein‘ Sachsens haben gemeinsam mit den Vereinen eine Verantwortung gegenüber Natur und Gesellschaft.“

    Dass dafür zwar ein Wille, aber verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit seitens der Sportvereine besteht, ist beim Blick auf den jährlichen LSB-Umwelttag sichtbar: „Auch wenn die ausgeschriebenen Preise zusätzliche Anreize zur aktiven Mitwirkung bieten, übersteigt das Teilnehmerfeld oftmals nicht 25 Vereine“, sagt Bär und verweist dennoch auf positive Vorbilder: Im Rahmen des Wettbewerbes 2019 wurde so beispielhaft der Leipziger Kanusportverein Germania für die Errichtung einer Bienen- und Insektenwiese ausgezeichnet. „Vor allem das Thema Wald findet zunehmend Gehör bei vielen Sportvereinen.“ Passend dazu ist im September die bereits seit 2008 bestehende Kooperation zwischen LSB und Sachsenforst, dem größten Flächenbewirtschafter des Freistaates, neu aufgesetzt worden. Im Rahmenvertrag werden neben der Durchführung naturverträglicher Sportveranstaltungen im Wald auch Schulungen zum Thema Waldpflege angeführt. Ganz unter dem Motto: „Sport in Sachsen – mit der Natur in gesundem Einklang“.

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