Stadtgeschichten: UT Connewitz
2001 haben Engagierte das UT Connewitz, eines der ältesten Kinos Deutschlands, wieder zum Leben erweckt. Davor hat das Lichtspielhaus bereits viele andere Projekte beherbergt.
Den meisten Besucher*innen wird das ehemalige Union-Theater in der Wolfgang-Heinze-Straße durch seinen eindrucksvollen Bühnenhintergrund in Erinnerung geblieben sein. Eine Tempelnachahmung im griechischen Stil rahmt die Leinwand des Kinos ein, das zu einem der ältesten Deutschlands gehört. Es wurde 1912 als für die damalige Zeit moderner Skelettbau errichtet. Zwischen 1992 und 2001 stand das Gebäude leer. Laut UT Connewitz (UT) ist die Innenraumgestaltung aus den Jahren um 1912 heute größtenteils im Originalzustand.
„Ziel war es, zu sanieren und zu konservieren und nicht zu restaurieren“, sagt Thomas Noack, Vorstandsvorsitzender des Vereins UT Connewitz. Der Kunsthistoriker, der selbst auch in der Denkmalpflege tätig ist, war an der Neueröffnung des UT maßgeblich beteiligt. Er habe das Kino noch aus seiner Kindheit in Erinnerung: „Innen war alles hell und schick“, beschreibt Noack seine damalige Faszination für Lichtspieltheater, „Nach einem beeindruckenden Film stand man dann plötzlich desorientiert im dunklen Hinterhof.“
Nachdem das Gebäude durch das Engagement mehrerer Gruppen wieder betretbar war, konnte es 2001 beim Connewitzer Straßenfest besichtigt werden. Eine kurz danach gegründete Interessengemeinschaft habe aber vergeblich eine*n Hausentwickler*in gesucht, sagt Noack. „Dann versuchen wir’s selbst“, war laut ihm der nächste Schritt. Zur Finanzierung seien zunächst Baustellenkonzerte veranstaltet worden. Um auch Spenden annehmen, anders agieren und das Haus nutzen zu können, habe die IG in der Folge den Verein gegründet, sagt Noack. Dank einer aktiven Gruppe und ehrenamtlicher Engagierter gebe es inzwischen circa 210 Veranstaltungen im Jahr.
So gut lief es in der Geschichte des UT nicht immer. „Der Start war schlecht, weil die Leute in die Kinos gegangen sind, die sie kannten“, erzählt der Kunsthistoriker. 1920 wurde das Kino dann als Teil der Union-Kinokette zum UT Connewitz und beherbergte in seinem Keller zeitweise eine Kunstdruckerei und in den letzten Kriegsjahren auch Schutzsuchende. Ab 1970 war das Lichtspielhaus unter dem Namen Filmtheater Connewitz Teil der Filmtheaterbetriebe der Stadt Leipzig.
Nachdem in den späten 80er Jahren DDR-Punkbands Underground-Konzerte im Gebäude gaben, nutzten zuletzt auch eine Videothek und der Leipziger Jazzclub das UT. 1992 lief mit einem Batman-Film dann der vorerst letzte. Heute ist der Verein UT Connewitz in der glücklichen Lage, im Besitz des Gebäudes zu sein und in Corona-Zeiten keine Miete zahlen zu müssen.
Titelfoto: UT Connewitz
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.