Lehrbücher unter der Lupe
Im Rahmen des Thema-Ressorts haben wir uns in der Januar-Ausgabe mit Wissen auseinandergesetzt. Im dritten Teil der Serie geht es darum, wer eigentlich bestimmt, welches Wissen in Schulbüchern steht.
Im 21. Jahrhundert ist die Fülle an digitalen Medienangeboten sehr groß. Handschriftliche Briefe wurden von E-Mails in den Schatten gestellt und Informationen werden vermehrt bequem gegoogelt. Auch wenn viele Schüler*innen und Lehrer*innen sich eine Digitalisierung an Schulen wünschen, bleibt diese bei Lehrbüchern vorerst aus.
Obwohl über die Jahre bei dem*der einen oder anderen Lehrer*in eine große Sammlung an sekundären Materialien, sprich an Schüler*innenarbeiten oder Erwartungsbildern, angehäuft werde, gebe es eine Tendenz dazu, das Schulbuch wieder vermehrt zu nutzen, erklärt Geschichtslehrer Tobias Schmitt vom Friedrich-Arnold-Brockhaus Gymnasium Leipzig. Auch bei seinen Kolleg*innen ist das Lehrbuch zentrale Unterrichtsbasis. „Die Texte im Lehrbuch sind gut und umfassend“, findet Schmitt.
Dass Lehrer*innen allgemein mit unterschiedlichen Medien arbeiten, liegt laut ihm an der persönlichen Sicht auf die Arbeitsmaterialien. „Leider unterscheiden sich die einzelnen Verlage in ihrer Qualität doch teilweise erheblich“, kritisiert er. Der Umfang und Inhalt der Texte von Westermann seien laut Schmitt für jüngere Klassen recht anspruchsvoll, während die Texte und Quellen von Cornelsen gut an die Oberstufe angepasst seien. Unterschiede in den Lehrwerken könnten dadurch zustande kommen, dass die jeweiligen Autor*innenteams der Verlage die Lehrplanvorlagen individuell interpretieren.
Die Autor*innen sind Lehrer*innen der jeweiligen Schulstufe und eines Faches eines Bundeslandes sowie wissenschaftliche und didaktische Mitarbeiter*innen. Ein Verlag fragt für das Autor*innenteam gezielt Lehrer*innen an, greift auf Lehrer*innen im Ruhestand zurück oder wählt Bewerber*innen aus. Es werden Konzepte, Themen und Inhalte erarbeitet, die sich immer an den bundeslandspezifischen Lehrplänen orientieren müssen. Diese erarbeitet das jeweilige Kultusministerium im Vorfeld. Schulbücher werden von den Verlagen laufend aktua-lisiert. Durch die finanziellen Gegebenheiten der Schulen kann die Schulbuchausstattung nicht regelmäßig erneuert werden. Deswegen sind Schulbücher in Deutschland durchschnittlich acht bis zehn Jahre in Gebrauch. Die Schüler*innen arbeiten dadurch mit veralteten Lehrmaterialien, obwohl den Verlagen neuere Versionen vorliegen.
Seit 2017 besteht, bis auf die Fächer Ethik und Religion, keine Zulassungspflicht für Schulbücher, wodurch die Lehrpläne als oberstes Gebot fungieren. „Da Schulmedienverlage an die Vorgaben der Kultusminister der Bundesländer gebunden sind, lebt man auch mit den politischen Neuausrichtungen im jeweiligen Bundesland“, erklärt Kati Baudisch, die Außendienstberaterin des Ernst-Klett-Verlags. Bei neuen Ausrichtungen der Bildungsinhalte, etwa einer Neuentwicklung des Lehrplans, besteht die Notwendigkeit, die bereits laufenden Arbeiten an einer Schulbuchreihe neu zu überdenken. So auch im Jahr 2019.
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