Protest gegen Querdenker-Demonstrationen angekündigt
Am Samstag planen Gegner*innen der aktuellen Coronamaßnahmen mehrere Autokorsos durch Leipzig. Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ will friedlichen und solidarischen Gegenprotest mobilisieren.
Nachdem Leipzig bereits im November vergangenen Jahres zweimal Anlaufpunkt eines Sammelsuriums aus Rechtsextremist*innen, Verschwörungstheoretiker*innen und selbsternannten besorgten Bürger*innen gewesen ist, haben für kommenden Samstag wieder zahlreiche Querdenkende zu einer groß angelegten Protestaktion aufgerufen – diesmal mit besonders zeitgemäßen Mitteln. Insgesamt sechs Autokorsos aus ganz Sachsen mit rund 1000 angemeldeten Fahrzeugen werden ab Samstagmittag über verschiedene Wege durch das Stadtgebiet fahren. Pläne einer Großkundgebung auf dem Parkplatz der Neuen Messe wurden wieder zurückgezogen, das Leipziger Impfzentrum dort ist nun Zielort der verschiedenen Fahrzeugkolonnen. Dass die Teilnehmenden, den aktuellen Planungen zum Trotz, versuchen werden, ihren Protest auf den Innenstadtring auszuweiten, ist nicht auszuschließen. Bereits nach den Kundgebungen am 7. und 21. November 2020 geriet die Polizei in Kritik, weil es ihr nicht gelang, die Proteste auf das eigentlich angemeldete Maß einzudämmen. Angriffe auf Gegendemonstrant*innen und Journalist*innen waren die Folge.
Auch diesmal richtet sich der Protest unter den Mottos „Fahrt euch frei!“ oder „Mit Vollgas ins neue Leben“ gegen die aktuell geltenden Maßnahmen zur Beschränkung der Pandemie. Außerdem fordern sie, die Verantwortlichen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Internationalen Strafgerichthof in Den Haag anzuklagen.
Damit Leipzig ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Solidarität in einer gesellschaftlichen Krise setzt, hat das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ zu zahlreichen Gegenprotesten aufgerufen. Vor dem Gewandhaus ist die Versammlung „Querdenken ausbremsen“ für 600 Teilnehmende ab 13 Uhr angemeldet, dazu kommen vor der Oper 400 Demonstrierende unter dem Motto „Gesundheit ist keine Ware. Feministische Perspektiven auf Gesundheit“ zusammen. Unterstützt wird der Protest von zahlreichen Politiker*innen, Initiativen und Vereinen. Marco Böhme, Abgeordneter der Fraktion Die Linke im sächsischen Landtag, rief am Donnerstag bei einer Pressekonferenz dazu auf, sich an den friedlichen Gegenprotesten zu beteiligen: „Wir lassen nicht zu, dass dieses Virus missbraucht wird, um menschenfeindliche Forderungen in unsere Stadt zu tragen.“ Berechtigte Kritik an staatlichen Maßnahmen äußere man in einer Pandemie mit Respekt und Zivilcourage und lege mit einem Autokorso nicht die halbe Stadt lahm.
Zudem starten ab 12 Uhr mehrere Fahrraddemonstrationen, alle mit dem Ziel Augustusplatz. Startorte der Proteste sind die Kochstraße (Nähe Connewitzer Kreuz), am Rabet im Leipziger Osten und die Kuhturmstraße unweit des Lindenauer Markts. Zur gleichen Zeit plant „Leipzig nimmt Platz“ einen Motorradaufzug am Völkerschlachtdenkmal, unter anderem unterstützt vom Motorradclub „Kuhle Wampe“. Auch weitere Fortbewegungsmittel sind laut Veranstalter dort gern gesehen.
Irena Rudolph-Kokot von „Leipzig nimmt Platz“ fordert unterdessen, dass dem Gegenprotest von polizeilicher Seite keine Steine in den Weg gelegt werden: „Wir erwarten, dass nicht, wie oft in der Vergangenheit geschehen, der Protest kriminalisiert wird, sondern sich klar um diejenigen gekümmert wird, die mit Ansage gegen die derzeit geltenden Verordnungen verstoßen und sich grob unsolidarisch verhalten.“
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