Mediale Kunst und die Probleme unserer digital-globalen Welt
Das Werkleitz Festival 2021 will künstlerische Arbeiten und eine wissenschaftliche Perspektive in Zusammenhang mit Herausforderungen unserer Zeit stellen.
Kunst und Wissenschaft. Zwei Bereiche, die man im ersten Moment nicht unbedingt miteinander verbindet. Doch genau das macht Werkleitz. Mit seinem seit 2009 jährlich stattfindendem Festival präsentiert der seit 1993 bestehende Verein Arbeiten, welche im Zusammenschluss von Kunst, Wissenschaft und IT zu gewählten Thematiken entstanden sind. So führt Werkleitz neben thematisch gebundenen Veranstaltungen, wie das Festival zum Bauhausjubiläum im Jahr 2019, auch Veranstaltungen aus, welche auf Förderprogrammen der European Media Art Platform (EMAP) basieren — auch im Jahr 2021. Unter dem Motto „move to… sociosphere, ecosphere, bodydatasphere” präsentieren Stipendiat*innen der EMAP ihre Werke auf dem Werkleitz Festival in der ehemaligen Zentrale für Staatssicherheit der DDR. Präsentiert werden dann diese im Verbund mit Vorträgen und Gesprächen von Wissenschaftler*innen und Theoretiker*innen auf dem Festival.
Die diesjährige Veranstaltung wurde aus pandemiebedingten Gründen zweigeteilt. Vom 18. Juni bis zum 4. Juli 2021 finden an drei Wochenenden Veranstaltungen von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen statt, welche über die Konferenzplattform new world dis/order live gestreamt werden. Die Abschlussausstellungen der Stipendiat*innen erfolgen daraufhin vom 8. bis zum 12. September auf digitalem Wege im virtuellen EMAP Garden der Ars Electronica.
Über vier Jahre hin weg haben sich Stipendiat*innen mit Themen beschäftigt, die unsere heutige globale und digitale Welt herausfordern. So sind Arbeiten entstanden, die sich mit dem Politischen Rechtsruck in Polen auseinandersetzen. Es gibt Vorstellungen zum Kapitalismus und Netzsicherheit. Aber auch einzelnen Begriffen wie Fürsorge, Dankbarkeit und Trauer, die Bestandteil unseres Lebens sind, werden präsentiert, wie Werkleitz in seinem Festivalprogramm zeigt. Diese Werke werden gemeinsam mit Gesprächen wie „By land sea and air: infrastructures in the age of platform capitalism ” zwischen der spanischen Autorin und Journalistin Marta Peirano und Sarah Grant, US-Amerikanerin mit Vertretungsprofessur für Neue Medien, Kunsthochschule Kassel, unter dem Überbegriff „sociosphere” gesammelt, welches das Leitmotiv für das Eröffnungswochenende bildet. Auch Vorträge sind Teil des Programms, es spricht der US-Amerikanische Soziologe und Designtheoretiker Benjamin Bratton zu „The Revenge of the Real. Politics for a Post-Pandamic World”, welchem ein Gespräch mit Rahel Süß, einer deutschen politischen Theoretikerin anschließt. Während des zweiten Wochenendes steht das Programm unter dem Terminus „ecosphere”. Auswirkungen des digitalen Lebens auf unser Ökosystem stehen hier im Focus. „bodydatasphere” ist dann das Thema des dritten Wochenendes. Der digitale Körper und Sinne sind hier Bestandteil der Veranstaltung. So treten unter anderem Katrin Hochschuh und Adam Donovan mit Ihrem Roboterschwarm Emathy Swarm auf und zeigen das Verhalten von Robotern auf menschliche Emotionen. Aber auch eine Performance von Karen Lancel und Hermen Maat unter dem Namen Kissing Data Symphony, welche sich die Aufzeichnung der Spannungsschwankungen auf der Kopfoberfläche zu nutzen macht, gehört mit dazu. Das gesamte Programm vom 18. Juni bis zum 4. Juli 2021 bietet viel und wird mit Filmproduktionen von Chloé Galibert-Laîné und Kevin B. Lee und Total Refusal gerahmt. Das Festival kann man über ein freien Onlinezugang besuchen, der auf der Website des Werkleitz zur verfügung steht. Eine Begehung der Studios im Zusammenhang mit einer vorzeitigen kostenlosen Reservierung ist jedoch auch möglich.
Foto: Werkleitz / Falk-Wenzel
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