Langer Weg zur grünen Universität
Klima- und Umweltschutz ist nicht nur Sache des Staates. Studierende fordern die Einrichtung eines Green Offices für mehr Nachhaltigkeit an der Uni Leipzig. Ein Knackpunkt: die Finanzierung.
Das Green-Office-Movement erreicht Leipzig. Damit ist nicht der exzessive Trend zur Begrünung von Arbeitsräumlichkeiten gemeint, sondern die Einrichtung von Nachhaltigkeitsbüros an Universitäten. Nachdem 2010 die Universität Maastricht das erste gründete, sind dem Konzept viele deutsche Universitäten gefolgt. Das Green Office der Universität solle als Anlaufstelle und Akteur für nachhaltige Projekte fungieren, forderte die AG Nachhaltige Uni (AGNU) Leipzig Ende 2020 in ihrem Konzeptpapier.
Anders als studentische Gruppierungen soll das Green Office direkt an der Universität institutionell verankert werden, um mit diesem Mandat den Weg zur Nachhaltigkeit vor Ort zu managen. Von Studierenden und Mitarbeiter*innen der Uni geführt soll das Büro nach Forderung der AGNU fünf Studentische Hilfskräfte (SHK) für jeweils zehn Wochenstunden und eine feste Mitarbeitendenstelle haben. „Mit dieser Arbeitskraft und jemand Erfahrenem im Nachhaltigkeitsmanagement lassen sich viele Projekte und Änderungen überhaupt erst effektiv an der Uni umsetzen“, sagt Jasmin Braun aus der AGNU. Zu solchen Projekten gehören weitere Punkte des Forderungspapiers, die ein effizienteres Wirtschaften universitärer Ressourcen, sowie ein Mehr an interdisziplinärer Lehre und Forschung zum Thema Nachhaltigkeit enthalten. Eine der ersten Aufgaben soll nach der AGNU die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts zur Lage der Universität sein. Dafür müsste sie selbst einige Anträge einreichen. „Bis jetzt fühlt sich da keiner wirklich verantwortlich“, führt Braun aus. „Wir sind immer noch Student*innen, die dabei an ihre Grenzen stoßen. Uns fehlt dafür die Kapazität.“ Neben der Planung eigener Projekte soll das Green Office zukünftig als große Anlaufstelle dienen für interessierte Studierende, Hochschulgruppen, Mitarbeiter*innen, Forscher*innen, Kooperationspartner*innen und die Stadt.
Bis jetzt steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen. Im Mai fanden die ersten Verhandlungen mit der Kanzlerin der Universität, Birgit Dräger, und Michel Kubisch aus der Stabsstelle für Arbeitssicherheit und Umweltschutz statt. Knackpunkt im Diskurs sind die Finanzierungsmöglichkeiten. Zunächst einigten sich die Parteien auf die fünf SHK-Stellen, welche die weitere Finanzierung ausarbeiten sollen. Braun fordert: „Wir wollen keinen Projektcharakter, wie er durch Crowdfunding entstehen könnte – die verlaufen sich zu schnell. Das Green Office soll im Haushaltsplan der Uni berücksichtig werden und an der Uni fest etabliert sein.“ Ob es für den Haushalt 2022 Beachtung findet, ist nicht gesichert. Dass das Budget knapp ist, können die Akteur*innen nachvollziehen, andere Universitäten hätten aber das gleiche Problem und trotzdem eine Lösung gefunden. Im Optimalfall soll sich das Büro langfristig selbst finanzieren: Mit dem Geld, das die Universität dank dem Green Office an anderer Stelle spart, können seine Mitarbeiter*innen bezahlt werden. Bezüglich genauer Projekte des Green Office konnte Braun nur mutmaßen. „Zunächst muss die Finanzierung stehen.“ Ob das Nachhaltigkeitsbüro echte Veränderung voranbringen kann, ist noch nicht vorauszusagen. Aber durch eine Bündelung der Ressourcen und vor allem studentischen Tatendrang könnten größere Projekte umgesetzt werden. „Weiter kann mehr Druck auf die Uni aufgebaut werden, bedingt durch den professionelleren, universitären Rahmen, neue Möglichkeiten der Kooperation mit der Stadt und mit dem Verweis auf den 2019 ausgerufenen Klimanotstand und die Umweltleitlinien der Uni Leipzig“, erklärt Braun.
Neben der AGNU unterstützt Tina Krawczyk, Referentin für Ökologie im Studierendenrat, den Vorschlag, ein Green Office einzurichten. Demnach solle das Thema im Juli im Plenum debattiert werden. Als Vertreter*innen der Studierendenschaft würden sie weiter die Wichtigkeit des Projekts betonen.
Dass die Universität Leipzig erst jetzt ein Green Office diskutiert, liegt daran, dass viele Initiativen sich erst in den vergangenen Jahren gebildet haben und durch Fridays for Future an Priorität gewannen. Strukturen brauchen Zeit. Und nach Inspiration muss man gar nicht lang suchen: An der HU Berlin gibt es beispielsweise das Studium Oecologicum, ein Wahlpflichtmodul zum Thema Nachhaltigkeit für alle Studierenden.
Foto: Adefunmi Olanigan
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