Vorschau auf das 64. Dok Leipzig
Oktober ist der Monat des Leipziger Dokumentar- und Animationsfilmfestivals Dok. Vom 25.10.-31.10. laufen 162 Filme an elf verschiedenen Spielstätten. Filmschaffende kommen wieder nach Leipzig.
Zum 64. Mal präsentiert das Dok Leipzig jene Dokumentar- und Animationsfilme, die es aus insgesamt 2.800 gesichteten Filmen in die engere Auswahl geschafft haben. Es werden 162 Streifen aus 51 Ländern in acht Leipziger Spielstätten gezeigt. Im Dok Stream können die Filme auch nach dem Festival bis zum 14. November angesehen werden. Das Festival wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.
Eröffnung mit „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“
Am Montagabend, den 25. Oktober, beginnt das diesjährige Dok und wird mit dem Dokumentarfilm „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“ von dem israelischen Filmemacher Offer Avnon eingeläutet. Nachdem Avnon zehn Jahre in Deutschland gelebt hat, kehrt er zurück nach Haifa. Die Rückkehr in die einst verlassene Heimat Israel dient dem Regisseur als Aufhänger, seine in Deutschland und Polen gemachten Erfahrungen retrospektiv zu betrachten.
„Der Rhein fließt ins Mittelmeer“ wird um 19:00 Uhr im CineStar 8 und um 20:30 Uhr bei freiem Eintritt in der Osthalle des Hauptbahnhofs ausgestrahlt. Beide Vorstellungen münden in ein Regisseurgespräch mit Offer Avnon. Für die Vorstellungen im Bahnhof empfiehlt sich wie in jedem Jahr das Tragen von warmer Kleidung.
Thematisch anschlussfähig an „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“ ist die diesjährige Retrospektive – ein Dok-Format, das einen Rückblick in die Filmgeschichte wirft. Dieses Jahr steht sie unter dem Namen „Die Juden der Anderen. Geteiltes Deutschland, verteilte Schuld, zerteilte Bilder“. Es werden verschiedene Filme gezeigt, die sich mit der Aufbereitung der Shoah in beiden deutschen Staaten beschäftigen. Die Filme der Retrospektive laufen von Dienstag bis Sonntag, der Eintritt ist frei.
Thematische Schwerpunkte
Festivalleiter Christoph Terhechte nennt die Setzung von thematischen Programmschwerpunkten das „Erspüren von Sensibilitäten“. Auf diese Weise fielen der Auswahlkommission in diesem Jahr mehrere Filme ins Auge, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Themen Flucht und Migration beschäftigen. Mit „Nasim“ bildet Ole Jacobs das Portrait einer afghanischen Frau ab, die im Geflüchtetenlager Moria lebt. Dabei erfährt sie die Verwüstung durch Brände im September 2020 am eigenen Leibe. In dem animierten Dokumentarfilm „Flee“ stellt Jonas Poher Rasmussen die Fluchtgeschichte seines Schulfreunds Amin vor, der sich in Dänemark ein Leben aufbauen konnte.
Auch Filme des Protests sind Teil des diesjährigen Programms. „Our Memory Belongs to Us“ (Rami Farah und Signe Byrge Sørensen) handelt von dem Bildmaterial syrischer Aktivist*innen und dem Umgang damit. In „The Good Soldier“ von Silvina Landsmann werden israelische Ex-Soldaten der IDF (Israel Defense Forces) dokumentiert, die sich zu einer NGO zusammengeschlossen haben. Sie sammeln Zeugnisse anderer ehemaliger Verteidigungssoldaten, um die Situation die in den besetzen Gebieten darzustellen.
Weitere Schwerpunkte sind postkoloniale Perspektiven, Beziehungen, Queerness und Identitätsfragen sowie Porträts von Orten und Regionen. Außerdem sind Filme aus afrikanischen Ländern im Programm, die die Lebensrealitäten junger Afrikaner*innen zeigen. Drei dieser Filme, „Fati’s Choice“, „Stay Up“ und „Njel, the Separation“, sind Produkte des Projekts „Generation Africa“, das Geschichten von jungen Afrikaner:innen sichtbar machen möchte. „Generation Africa“ ist eines von vielen Projekten der Organisation für Dokumentarfilme Steps.
Weiteres Rahmenprogramm
Unter dem Titel „Chaos Is a Condition“ können neben dem filmischen Material zehn Extended Reality (XR)-Experiences von Dok Neuland erlebt werden. Darunter sind vier 360°-Filme und sechs VR-Erfahrungen aus insgesamt 15 Ländern. Dok Neuland ist eine seit 2015 bestehende Ausstellungsform für interaktive Arbeiten und XR. Sie kann von Dienstag bis Sonntag im Museum der bildenden Künste besucht werden. Der Eintritt ist frei.
In dem Format Dok Speaks Up wird zu drei Gesprächsrunden mit Filmschaffenden eingeladen. Unter dem Titel „Achsensprünge“ wird darüber diskutiert, wie man mit Filmmaterial aus der Kolonialzeit umgehen sollte. „Der Elefant an der Wand“ bietet Raum, darüber zu reflektieren, wie die Anwesenheit einer Kamera die Atmosphäre verändern kann. Unter dem Namen „Mit anderen Augen sehen“ wird darüber gesprochen, wie man fremde Orte in Dokumentarfilmen darstellen kann, ohne sie zu exotisieren. Das Programm von Dok Speaks Up findet von Mittwoch bis Freitag statt, der Eintritt ist frei.
Der Umgang mit der pandemischen Situation
Für öffentliche Veranstaltungen gilt die 3G-Regelung, für akkreditierte Personen und die Teilnehmer*innen des Dok-Industry-Programms die 2G-Regel. Eine Ausnahme stellt die Eröffnungsveranstaltung im CineStar dar: Auch hier gilt die 2G-Regel. In Anbetracht der Hygieneregelungen werden in den meisten Kinos etwa 50 Prozent der Sitzplätze besetzt sein. Zudem kann in diesem Jahr, im Vergleich zur 63. Ausgabe des Festivals, wieder mit dem Erscheinen von den Filmschaffenden.
Fotos: Susann Jehnichen
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