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  • Blumen, Applaus und ein offener Brief

    Der Erweiterte Senat der Universität Leipzig wählte gestern im zweiten Wahlgang Eva Inés Obergfell zur neuen Rektorin. Zuvor hatte es aus der Studierendenschaft Kritik am Ablauf der Wahl gegeben.

    Zu Beginn der Sitzung gab es eine Schweigeminute für den verstorbenen Kandidaten Ulf Diederichsen. Nachdem es im ersten Wahlgang zu keinem eindeutigen Ergebnis kam, stimmten im zweiten Wahlgang 49 der 84 anwesenden Mitglieder des Erweiterten Senats für Obergfell, 18 für ihre Mitbewerberin Rose Marie Beck und 16 mit „Nein“. Eine Stimme war ungültig. „Ich danke dem Erweiterten Senat für sein Vertrauen und freue mich sehr auf diese anspruchsvolle Aufgabe“, sagte Obergfell nach ihrer Wahl.

    Eva Inés Obergfell, Professorin für Zivilrecht und ab April neue Rektorin der Uni Leipzig, war bis 2021 Vizepräsidentin für Lehre und Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin. Foto: Matthias Heyde

    Zuvor hatten die beiden Kandidatinnen jeweils 15 Minuten Zeit gehabt, sich vorzustellen, sowie 30 Minuten, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Nach Becks Vorstellung kam eine Frage auf, die nicht nur an sie direkt gerichtet, sondern allgemeiner gehalten war. Sie bezog sich auf einen offenen Brief, der am Tag vor der Sitzung veröffentlicht und dort auch in ausgedruckter Form verteilt wurde. In diesem Brief, der von mehreren Hochschulgruppen und Einzelpersonen unterzeichnet wurde, kritisieren die Autor*innen, dass die Uni unsensibel mit dem Tod des dritten Kandidaten Diederichsen umgegangen sei, dass der Wahlprozess allgemein intransparent gewesen sei und die Studierenden als größte Statusgruppe zu wenig Mitspracherecht hätten.

    Auch die Rassismusvorwürfe gegen Beck, die in den anderen Veranstaltungen mit den Kandidatinnen bereits Thema waren, werden in dem Brief noch einmal aufgegriffen.  Die Hauptkritikpunkte waren ihre Verwendung des N-Wortes in Lehrveranstaltungen sowie ein Aufsatz, in dem sie dies verteidigt. In dem Brief heißt es unter anderem: „Darauf angesprochen gab es weder Distanzierung noch Entschuldigung.“ Allerdings sagte Beck bei der studentischen Befragung der Kandidierenden: „Ich würde diesen Text heute nicht mehr so schreiben und distanziere mich von der Verwendung dieses Wortes.“

    Auch die Behauptung des Briefes, dass die Uni nach Diederichsens Tod, „ohne sich zu äußern, den Wahlprozess einfach fortsetzte“, stimmt so nicht. Am 13. November veröffentlichte die Uni eine kurze Pressemitteilung zu dem zwei Tage zuvor verstorbenen Kandidaten. Der Brief fordert allerdings weiter, dass die Uni den Wahlprozess hätte unterbrechen und die Liste der Kandidierenden erneut öffnen müssen.

    Die Fragestellerin griff diese Punkte aus dem Brief auf. Daraufhin äußerten sich sowohl Beck als auch die amtierende Rektorin Beate Schücking. Ihre Antworten darf luhze aufgrund der Hochschulöffentlichkeit der Sitzung nicht wiedergeben. Die Fragestellerin hatte auch vom Hochschulrat eine Stellungnahme gefordert. Dessen Vorsitzender Hans-Gerhard Husung, der ebenfalls anwesend war, äußerte sich aber nicht.

    Foto: Pia Benthin

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